Ausgabe 25/2020

Es gibt eine neue Gottheit. Vertrauen und Glaube der Deutschen in staatliche Organe stößt in Pandemiezeiten in sakrale Dimensionen vor: der Staat als Allmächtiger. Aber Glaube heißt nicht wissen, weshalb es mich verstört, dass noch immer eine Mehrheit im Lande meint, dass der eingeschlagene Weg des gesellschaftlichen Lockdowns der richtige sei. Statt dass sich die Politiker eingestehen, dass die avisierten Ziele nicht erreicht wurden, werden ständig neue Beschränkungen erwogen und in Szene gesetzt.

Seriöse Studien gibt es inzwischen genug: Richtig wäre gewesen, die Risikogruppen zu schützen und den Übrigen ein weitgehend normales Leben zu gönnen. Jetzt sterben erst recht Hochbetagte und Menschen in Alten- und Pflegeheimen und dazu viele andere an Krankheiten abseits der Corona-Hysterie. Noch viele mehr verlieren unterdessen Job, Arbeit, Wohlstand und Zukunftsperspektive. Das ist die bittere Wahrheit. Genauso wahr ist, dass die Gesellschaft einen Diskurs über den Tod mit, an und ohne Corona führen muss. Jeder, der sterben muss, ist zu bedauern. Aber der Tod gehört zum Leben. Was wollen die Politiker demnächst inszenieren? Deutschland zusperren? Einen Orwell’schen Staat errichten und damit Millionen Menschen ihrer Existenz berauben? Noch mehr Schulden anhäufen, die eh nicht mehr zu bezahlen sind? Wollen sie die Gesellschaft immer weiter in eine wirtschaftliche Katastrophe treiben?

 Die Entwicklung war absehbar. Seit Jahren schreitet staatliche Bevormundung in so gut wie allen Lebensbereichen voran. Heute ist es die Gesundheit, morgen Klima und Umwelt. Politiker aller Couleur versprechen nur allzu gerne paradiesische Zustände ohne Risiken und Gefahren. Sorgen um seine Gesundheit braucht sich niemand zu machen. Jedem wird geholfen, alles ist machbar. »Der Tod ist fern«, versprechen in rührseliger Eintracht Politiker, Gesundheitslobbyisten, Ärztevertreter, Pharmaindustrie und Versicherungen. Im Streit um die Gunst des Publikums findet ein förmlicher Überbietungswettbewerb statt.  Die Folgen sind eine ausgeuferte Bürokratie. Ich frage mich immer, wieso maßen sich Staat und Politiker an, alles besser zu wissen? Warum meinen Sie, sich überall einmischen zu müssen? 

In staatlichen Verwaltungen läuft die Bürokratie unterdessen zu ineffizienter Höchstform auf. Was ist mit den Corona-Hilfen? Die versprochenen Gelder lassen auf sich warten und werden häppchenweise und nur vorläufig gewährt. Zu viel zum Sterben, zu wenig zum Leben. Die Pleitewelle 2021 wird kommen. Ob dann noch die Bearbeitung der Anträge und der Nachprüfungen notwendig sein wird, wird sich zeigen. Die Bedingungen und Voraussetzungen sind kompliziert, der Amtsschimmel wiehert, und Aussagen wie »75 Prozent vom Umsatz« sind so irreführend wie falsch. 
Der Staat als unser aller Gemeinschaft hat ohne Frage Berechtigung und hehre Aufgaben: für ein friedliches Zusammenleben, für den Schutz unserer Existenz und den Erhalt der Erde als Lebensgrundlage zu sorgen. Er hat Regeln zu setzen und diese zu kontrollieren, nicht mehr und nicht weniger. Aber wenn der Staat in das Leben eingreift, vorschreibt, wie die Menschen zu leben haben, Märkte bis ins Detail reguliert, Gelder umverteilt und immer neue soziale Wohltaten erfindet, geht diese Gemeinschaft vor die Hunde. 

Noch kein sozialistischer Staat war in der Lage seine Bevölkerung zu ernähren. Warum? Wenn der Staat alles besser weiß, erlahmt der Antrieb des Einzelnen. Anstrengung, Mühe und Wettbewerb um das Bessere lohnen sich nicht mehr. Seien wir also ehrlich zueinander: Gönnen wir uns gegenseitig Fairness, Respekt, ein friedliches Zusammenleben und dem, der seine Chancen ergreift und vielleicht auch nur mehr Glück hat, eben etwas mehr. Das wäre mein Wunsch fürs neue Jahr. Zugleich wünsche ich Ihnen, allen Sorgen zum Trotz, ein paar besinnliche Tage und einen guten Start.

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.