Nach über einem Jahr Präsidentschaft der Unione Italiana Vini (UIV) reicht Antonio Rallo das Zepter an seinen Vize Ernesto Abbona (Marchesi di Barolo) weiter. »Ich habe die Entscheidung aus persönlichen Gründen getroffen. Es ist für mich unmöglich geworden, der UIV die gleiche Kontinuität und Konstanz zu garantieren, mit der ich mein Mandat im Mai 2016 angetreten bin und der UIV zur Verfügung stand«, erklärt Antonio Rallo.
»Die neuen Projekte unseres Familienunternehmens (Donnafugata, Anm. der Red.), das ich mit meiner Schwester führe, der Verlust unseres Vaters, der eine wichtige Säule war, haben mich dazu veranlasst, diese wohlüberlegte Entscheidung zu treffen. Ich bin mir der eigenen physischen und ›geografischen‹ Grenzen bewusst, und die Entfernung zwischen Norditalien und Sizilien zählt«, führt der erste Sizilianer an der Spitze der bedeutenden Produzentenvereinigung fort.
Der Verwaltungsrat und die Vizepräsidenten sowie das gesamte Team, das Antonio Rallo in seiner Periode als Präsident zur Seite stand, bedauern und verstehen die Entscheidung. Lamberto Frescobaldi, Präsident der Federazione Nazionale dei Viticoltori e Produttori Vinicoli im Verwaltungsrat der UIV kommentiert: »Auf der einen Seite war der Rücktritt Antonios überraschend, auf der anderen Seite nicht unbedingt unerwartet. Wenn Antonio etwas angeht, dann mit ganzem Herzen. Nach dem Tod seines Vaters war allen klar, dass Antonio neben dem Leid, auch größere Verantwortung auf seinen Schultern tragen musste. Ich bin dankbar für das, was er in der UIV geschafft hat, und als Produzent und Leiter einer Kellerei, verstehe ich ihn vollkommen.«
Donnafugata (Marsala) hatte 2016 nicht nur eine Kellerei und Rebflächen auf dem Ätna gekauft, sondern auch in der DOCG Cerasuolo di Vittoria im Südosten der Insel investiert. Insgesamt verfügt Donnafugata nun über rund 370 Hektar Rebland zwischen dem Osten und dem Westen der Insel.
Antonio Rallo ist Agronom und Önologe, verantwortlich für die Weinberge und die Weinproduktion des Betriebs. Außerdem hält Rallo seit der Gründung die Präsidentschaft des Konsortiums der DOC Sicilia. »Auch die Verantwortung für die DOC Sicilia hat zur Entscheidung beigetragen«, räumt Rallo auf Nachfrage der WEINWIRTSCHAFT ein. »Das neue Regelwerk, das die Erwähnung der Rebsorten Grillo und Nero d‘Avola ausschließlich auf Etiketten der DOC Sicilia beschränkt, wird zu einer Produktionssteigerung der DOC Sicilia führen. Wir hoffen, dass die Abfüllung innerhalb der nächsten beiden Jahrgänge auf 100 Mill. Flaschen DOC Sicilia steigt.«
Sein Vater Giacomo Rallo war gemeinsam mit Diego Planeta und Lucio Tasca d‘Almerita Schrittmacher des sizilianischen Weinwunders Anfang der 90er Jahre, Sie haben die Gründung der DOC Sicilia maßgeblich vorangetrieben und 1998 den sizilianischen Produzentenverbund Assovini gegründet.
Antonio Rallo hat das Renommee der UIV verändert. Die Vereinigung stand vor seiner Präsidentschaft im Geruch vor allem der Weinindustrie gewogen zu sein. Rallo sah sich indes als Vertreter des gesamten Sektors, vom Weinbauern über den selbstvermarktenden Winzer bis zur Genossenschaft.
Einige Größen der italienischen Weinwirtschaft wie Santa Margherita, Masi Agricola, Marchesi Antinori, Cantine Ferrari, Villa Sandi, Zenato, Cecchi und Sartori verließen aufgrund seines Kurses der Öffnung die UIV und schlossen sich dem Industriellenverband Federvini an. Dennoch gewann die UIV unter Rallos Präsidentschaft 42 neue Mitglieder, die UIV lebt also. Am Montag, den 24.7.2017, wählte der Verwaltungsrat einstimmig Rallos Vize Ernesto Abbona zum Präsidenten bis zur regulären Neuwahl im Mai 2018. Rallo bleibt der UIV als Verwaltungsrat erhalten. vc
