Foto: Elena Rudakova/Shutterstock.com
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Sommertrend Low Alcohol Wines

 

Federleichter Fun-Faktor

Leichter, feiner, verträglicher: Ein Trend, der sich nicht nur oft in puncto Kulinarik beim Restaurantbesuch zeigt, sondern auch die Weinbranche umtreibt. Hier lesen Sie, wovon es diesen Sommer ganz ohne Reue ein Glas mehr sein darf.

Text: Christoph Nicklas

Bei Verkostungen mit einem weiten Themenrahmen ist es immer wieder spannend, noch vor dem eigentlichen Tasting die Entwicklung der Einsendungen zu verfolgen. Schon früh zeichnete sich im Hinblick auf unsere Probe zu den „Low Alcohol Wines“ ab, dass der Riesling eine zentrale Rolle spielen würde. Zunächst mag das vielleicht überraschend wirken, denn einschränkende Vorgaben zu Rebsorten und Regionen oder den Jahrgängen gab es ja keine. Wir hatten uns lediglich auf Deutschland konzentriert, auf Weine mit maximal 11 Volumenprozent Alkohol und auf einen moderaten Restzuckergehalt, der halbtrocken bzw. feinherb nicht überschreiten durfte.

Dass Rieslinge, vorwiegend von Mosel, Saar und Ruwer, letztlich fast 50 Prozent des Low-Alcohol-Tastings ausmachten, lässt sich weniger auf den Verkostungs- und Wettbewerbseifer der dortigen Winzer zurückführen. Vielmehr ist die Region mit ihrer Paradesorte dank der kühleren nördlichen Lage einfach prädestiniert für diese leichte, elegante und dennoch nicht unreife Stilistik – Stichwort Kabinett. Da entscheidet dann nur die persönliche Geschmacksfrage, ob es konsequent trocken-herb mit knapp 11 oder lieber mit etwas Restsüße und 10 Volumenprozent Alkohol sein soll. Von beidem hatten wir spannende und in ihrer Art absolut unkopierbare Vertreter auf den Tischen.

Neben Rieslingen aus dem Norden förderte die Probe allerdings auch Entdeckungen aus den wärmeren, südlicheren Regionen zutage. So punktete Baden (immerhin Deutschlands heißestes Anbaugebiet) mit einer Reihe von Gutedel-Leichtweinen aus dem Markgräflerland. Dort hat die uralte Sorte, deren Herkunft je nach Quelle mal in Ägypten und mal in Palästina vermutet wird, seit dem späten 18. Jahrhundert ihre deutsche Heimat gefunden. Anders als die expressiven, würzigen und fruchtbetonten Rieslinge von Schieferböden ist der Gutedel aromatisch und am Gaumen eher verhalten, gedeckt, oft leicht nussig und vor allem sehr säuremild. Hat der Winzer das richtige Händchen, dann können aus der Rebsorte sehr ansprechende Leichtgewichte entstehen: unter 5 Gramm Restzucker, nur 10,5 Volumenprozent und trotzdem nicht dünn. Brot- und Butter-Weine im besten Sinne, die fest mit einer Herkunft verbunden sind – quasi ein Pendant zum Württemberger Trollinger, Pfälzer Portugieser oder Elbling für die Moselaner.

Apropos Elbling: Auch zwei Weine dieser dank niedrigem Alkoholgehalt oft als Sektgrundmaterial verwendeten Sorte konnten in der Probe überzeugen und eignen sich bestens für den Sommer. Und last but not least unterstrich auch der über viele Anbaugebiete hinweg produzierte, oft als banal und ausdruckslos geschmähte Müller-Thurgau seine Alltagstauglichkeit unterhalb von 11 Volumenprozent – ob reinsortig und dezent oder in Cuvées mit ausdrucksvolleren Partnern (z. B. Bacchus). Beeindruckende Komplexität und Länge findet man hier, wie in den meisten „Niedrigdrehern“, zwar kaum, doch die braucht es für das eine oder andere unkomplizierte Glas am Terrassen-Sommerabend auch nicht immer.

 

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