MEININGERs WEINWELT (04/2010): Große Weißweinwelt

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Stellen Sie sich einfach mal vor, es ist Sommer. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, es ist Freitagnachmittag, Feierabend, Wochenende. Am frühen Abend kommen Freunde zum Grillen – was könnte da besser passen als ein gut gekühlter, knackiger Müller-Thurgau? Hierzulande hat die Sorte nach wie vor nicht das beste Image, dabei kann die auch Rivaner genannte Sorte die Frische des Rieslings mit der Duftigkeit und den floralen Noten eines Silvaners, teilweise auch eines Sauvignon Blanc aufweisen. In Italien ist Muller, wie er dort gerne genannt wird, längst Kult in den Weinbars von Mailand bis Venedig. Niedrige Alkoholgrade, besondere Duftigkeit und Frische sind seine Stärken. Müller-Thurgau war mit 118 Proben sehr gut repräsentiert in dem immerhin 638 Weine starken Verkostungsfeld, das erwartungsgemäß von den zwei fast in allen Regionen angebauten Burgundersorten und dem besonders in Franken und Rheinhessen weit verbreiteten Silvaner angeführt wurde. Mit 199 Anstellungen war Weißer Burgunder die dominierende Sorte, gefolgt von Grauburgunder (175 Proben) und Silvaner (122).
 
Insgesamt 318 Weine der Jahrgänge 2008 und 2009 haben den Sprung über die magische 81- Punkte-Marke und damit zum ersten weinwelt-Stern geschafft. Wir haben weiter nachselektiert und präsentieren Ihnen auf den folgenden Seiten diejenigen Weine jeder Sorte, die mit dem besten Preis- Leistungs-Verhältnis punkten konnten. Erfahrungsgemäß stark präsentierte sich Baden bei den Weiß- und Grauburgundern, wenngleich der Titel für den besten Weißburgunder in die Pfalz geht. Aber beim Grauburgunder ließ sich das Traditionshaus Bercher die Butter nicht vom Brot nehmen. Franken hatte bei diesen Sorten ebenfalls einen starken Auftritt. Mit dem Müller-Thurgau aus der Lage Sommeracher Katzenkopf holte Franken auch den Titel für den besten Müller-Thurgau – neben dem höchstbewerteten Silvaner aus gleichem Hause übrigens. Ein Doppelsieg für die Winzer Sommerach also. Beim Gutedel, der fast ausschließlich im südlichen Baden (und in der Schweiz) angebaut wird und den Sie unbedingt probieren sollten, hatte die Winzergenossenschaft Britzingen die Nase vorne. Besonders wenn Sie Weine mit etwas milderer Säure bevorzugen, könnte Gutedel schnell zu Ihrer Lieblingssorte werden.
 
Elbling wiederum hat an der südlichen Weinmosel eine lange Tradition, wir hatten aber auch Proben aus Saale-Unstrut in der Verkostung. Elbling eignet sich perfekt für Sektgrundweine, aber auch als Stillwein ist er nicht zu verachten. Seine Säurefrische und Leichtfüßigkeit machen ihn zum idealen Aperitif. A propos leichtfüßig: Wir hatten die Alkohol-Obergrenze bei 13,5 Volumenprozent gezogen, um zu vermeiden, dass Sie auf der Terrasse kollabieren. Hochprozentigere Nachzügler finden Sie dann in unserer Verkostung der Großen Gewächse im kommenden Herbst.

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