MEININGERS WEINWELT (02/2014): Châteauneuf du Pape

Die roten Châteauneuf-du-Pape erwiesen sich als die erwarteten opulenten Südländer. Doch die hohen Gradationen verdauen sie ganz gut. Alte Reben, natursensibler Anbau und viel Know-how sorgen für kühle Einflüsse. Fast alle Top-Weine sind heute „Bio“.
 
 
Einen Überblick über die aktuell verfügbaren Jahrgänge wollten wir uns verschaffen. Das ist in der Regel zur Zeit der reife 2011er. Manche Weingüter sind noch mit dem knackigen 2010er auf dem Markt, andere bereits mit 2012, was aber Ende 2013 noch keine besonders ausgearbeiteten Weine ermöglichen kann. Insgesamt kamen so 117 Rotweine zusammen, davon 85 Prozent aus 2011. Zur besten Vergleichbarkeit haben wir bei der Probenaufstellung auf die Rebsortenzusammensetzung geachtet. Einige wenige Erzeuger bauen ihren Châteauneuf-du-Pape reinsortig aus, was in diesem Fall heißt: nur Grenache.
Das ist mutig, weil Grenache sehr voluminös ausfallen kann und nicht die größte Struktur mitbringt. Dafür kann er sich aus alten Reben auf passenden Böden sehr elegant entwickeln, burgundisch fast mit kirschigen bis kräuterwürzigen Noten. So sorgte zum Beispiel Marcoux mit seinem fast reinsortigen Grenache Vieille Vigne (alte Reben) für Furore. Unter den Cuvées sind, immer mit Grenache als Basis, die Kombinationen mit Syrah und/oder Mourvèdre die gängigsten. Der allseits beliebte Syrah sorgt für Farbe, Saft und Frucht, der straffe Mourvèdre, der selbst im südlichen Rhône-Tal nur geradeso reif wird, steuert frische Fruchtigkeit und kräftige Struktur bei. Cinsault, ein weiterer wichtiger Baustein, geht in die Grenache-Richtung. Den Alkoholgrad etwas dämpfen kann man mit einigen anderen roten Sorten, so Counoise (sorgt für Säurefrische bei Noten von weißem Pfeffer), Muscardin, wie der Name vermuten lässt, muskatig-würzig, so wie Terret tatsächlich erdig, und schließlich die etwas rustikale Vaccarèse.
 
Die Verkostung war hochklassig und fast komplett. Von den großen Klassikern fehlten nur zwei: Rayas, rar und extrem teuer und das altehrwürdige Château la Nerthe. Weiter beobachten sollte man Erzeuger wie Roger Sabon, Charvin, die aufsteigenden Güter Domaine de la Vieille Julienne und de Ferrand, sowie die urig-verrückten Weine von Bonneau, die in kein Register passen. 
 
Michael Hornickel
 

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