Foto: Institut für Rebenzüchtung, Hochschule Geisenheim
Foto: Institut für Rebenzüchtung, Hochschule Geisenheim

Historische Rebsorten

 

Rückkehr der Vergessenen

Arbst, Roter Hänisch, Blauer Hängling, Gelber Kleinberger oder Schwarzurban. Nie gehört? Keine Sorge, auch für uns war die Tasting-Recherche voller unbekannter Namen. Die Entdeckungen klingen schon etwas vertrauter – und haben es in sich!

Text: Christoph Nicklas

Auf den ersten Blick wirkte diese Probe wie eine konsequente Fortführung des Schwerpunktthemas zum Gemischten Satz aus Ausgabe 5/19 von MEININGERS WEINWELT. Viele Weine aus Deutschland und Österreich, viele kaum bekannte Namen, jede Menge weit zurückreichende Geschichte und überwiegend Weißweine. Bei näherer Betrachtung findet man allerdings jede Menge fundamentale Unterschiede und stellt fest, wie speziell und verschlungen die Historie der meisten uralten Rebsorten ist. Und, dass die Weine im Vergleich zum Gemischten Satz noch viel tiefer unter dem Radar fliegen.

Doch warum eigentlich eine Probe zu diesem Thema? Kurz gesagt: Rückbesinnung ist in! Viele Winzer begannen in den vergangenen Jahren, sich mit Sorten zu beschäftigen, die zwar heute kaum noch angebaut werden, durch ihre physiologischen Eigenschaften jedoch gut in ein verändertes Klima mit mehr Extremen passen. Bessere Frostresistenz bei Kälteeinbrüchen und höhere Säure- und Tanningehalte auch in heißeren Sommern sind ein Aspekt, die Steigerung der genetischen Diversität in der Monokultur Weinbau ein anderer. Die uralten Sorten sind dabei keineswegs Winzer-Liebhaberei oder Hobby für Kleinstbetriebe.

Unter den Weingütern, die damit arbeiten, befinden sich so renommierten Namen wie Ellwanger, Gutzler, Heiner Sauer, Schloss Reinhartshausen oder Ziereisen. Beim Tasting standen knapp 50 Weine auf dem Verkostungstisch, die einen abwechslungsreichen Überblick lieferten und zeigten, dass es sich lohnt, die Sorten vor dem Vergessen zu retten. Einen roten Faden in Sachen Aromatik und Stilistik stellten wir unmittelbar fest: Die historischen Vertreter wirken meist auf angenehme Art etwas rustikaler, gedeckter und weniger glatt als ein Großteil der „jungen“ sortenreinen Weißweine à la Sauvignon Blanc, Grauburgunder & Co. Besonders überzeugt hat uns die antike Sorte Grünfränkisch, die bis zu ihrer Wiederentdeckung im Jahr 2009 als ausgestorben galt. Durch ihr wandelbares, individuelles Profil von exotischwürzig bis gelbfruchtig, mit oder ohne Holzeinsatz, trocken oder restsüß und durchweg mit fester, herber Struktur kann sie die Weinlandschaft definitiv bereichern.

 

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