Foto: karepa/stock.adobe.com
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Châteauneuf-du-Pape Jahrgang 2016

 

Vom Jahrgang 2016 wird man in Châteauneuf noch lange schwärmen. Reife und Frische trafen in einmaligem Verhältnis aufeinander. Jung schon charmant, versprechen sie trotzdem ein unerschöpfliches Reifepotenzial. Da bieten bereits die Standard-Cuvées großes Vergnügen. Wir stellen die besten vor.

Text: Michael Hornickel

Wenn die Trauben in Châteauneuf-du-Pape, der Appellation an der südlichen Rhône, so richtig langsam reifen können, dann ergeben sie Weine von praller Fülle und Dichte. Gleichzeitig sind auch die Tannine reif und sorgen für eine grundsolide Struktur, die jung voll integriert ist. Kommt auch noch Frische hinzu, dann ergeben sich Weine mit Tiefe und unerschöpflichem Potenzial. Das ist 2016 so passiert. Vor allem der Grenache, dominierende Sorte der Appellation, kam der Jahrgang sehr entgegen – wie seit 2010 nicht mehr. Schon die Standard-Cuvées zeigen kräftige, satte Farben und dazu volle, dichte Saftigkeit bei packender Struktur mit einzigartig feinkörnigem Tannin-Biss. Die Aromatik gibt sich noch nicht ganz, deutet ihre Tiefe aber schon an. Das jugendliche Veilchen geht schon langsam über in getrocknete mediterrane Kräuter, Olivenpaste, Lakritz und wird mal Trüffel, Teer, Leder ... Wetten? Am Gaumen folgt eine fleischige Saftigkeit mit viel, dabei feinstem Gerüst und endet in einem frischen, bisweilen salinen Biss. Auch wenn diese Beschreibung für alle hier präsentierten Gewächse zutrifft, so sind sie im Ausdruck doch immer recht unterschiedlich. Die Handschrift des Winzers spielt auch in großen Jahren eine entscheidende Rolle.

Denkt man an Châteauneuf-du-Pape, kommt man um die Problematik der Alkoholgehalte nicht herum. Die Weine waren schon früher voluminöser als alle anderen, was bis in die 1980er- und 1990er-Jahre noch als Qualitätsmerkmal, ja als Trumpf betrachtet wurde. Seit dem Klimawandel und weinbaulichen Verbesserungen sind die Gradationen weiter gestiegen und werden langsam zum Problem: 14,5 Volumenprozent sind der Standard, darunter eher eine Seltenheit, darüber Normalität. Beinahe zwei Drittel der angestellten Weine lagen über 14,5 Volumenprozent. Die gute Nachricht: Die 2016er wirken nie alkoholisch, auch wenn 15,5 auf dem Etikett stehen. Der Jahrgang verkraftet die hohen Gradationen gut.

Da ein großer Jahrgang immer besonders gut für vermeintlich kleinere Crus oder die Standard- Cuvées ist, stellen wir hier die Einstiegsqualitäten vor, die gerne „Tradition“ genannt werden. Klassisch bestehen sie meist aus Grenache mit Syrah und Mourvèdre. Viele weitere der 13 zugelassenen Rebsorten kommen dabei zum Einsatz, übrigens sind traditionell auch weiße erlaubt, was aber nur noch selten praktiziert wird. Ein paar „Vieilles Vignes“ (= alte Reben) und ein paar reinsortige Weine haben wir gesondert platziert. Wer sich mit 2016ern eindecken möchte, sollte sich beeilen. Die Weine werden zügig aus den Weingütern abverkauft und angesichts des desolaten 2018ers, der derzeit in den Kellern reift und in zwei Jahren auf den Markt kommt, wird die Nachfrage nach den 2016ern vermutlich noch rasanter steigen.

Die angegebenen Preise wurden teils von den Anstellern übermittelt, teilweise von uns recherchiert. Meist handelt es sich um die Kurse ab Keller, die nicht unbedingt mit denen auf dem deutschen Markt übereinstimmen. Die meisten Weine bewegen sich im Preisbereich von 25 bis 30 Euro. Hier stellen wir knapp 70 Châteauneuf-du-Pape 2016 vor. Es fehlen von den rund 250 Betrieben u.a. die Spitzenweingüter Rayas, Bonneau, Beaucastel, Marcoux, Clos des Papes oder Vieux Télégraphe, die zum Zeitpunkt der Verkostung (Dezember 2018) noch nicht zur Verfügung standen. Aber wie gesagt: Bei einem großen Jahrgang wie 2016 bieten sich gerade die vermeintlich „kleineren“ Cuvées an.

 

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