Foto: Volker Lannert
Foto: Volker Lannert

1Ahr Lagen

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


 

Spannender geht es kaum: subtiler Spätburgunder von urigen Schieferböden, und das ausgerechnet an der Grenze des Weinbaus. Wir haben die Weine von vier Top-Lagen der Ahr verkostet.

Text: Michael Hornickel

Die Ahr hat einige Besonderheiten zu bieten: Sie liegt jenseits des 50. Breitengrades, der international als nördliche Grenze des Weinbaus gilt. Ausgerechnet dort haben sich die Winzer auf Rotwein spezialisiert, der besonders viel Licht und Wärme braucht, um Substanz zu erlangen. Das gelingt hier nur durch das günstige Mikroklima, die südlich ausgerichteten, meist steilen Lagen, die warmen Böden und viel Fleiß.

Die vorherrschenden Verwitterungsböden von Schiefer und Grauwacke (eine Art grauer Sandstein), erwärmen sich zudem leicht und sind in der Lage, die Wärme zu speichern, wodurch sich das von Bergen geschützte Tal ähnlich einer Nachtspeicherheizung schnell aufwärmt. Heraus kommen mit die spannendsten Rotweine Deutschlands, wie es sie auf so engem Raum konzentriert nirgends sonst im Lande gibt.

Wir haben vier Lagen ausgewählt, die das ganze, nur exklusive 560 Hektar große, Ahrwein-Tal einklammern, von Mayschoss (Mönchberg) im Westen bis zum nur knapp 20 km entfernten Heimersheim (Burggarten) im Osten, im unteren Ahrtal unweit der Mündung in den Rhein. Dazwischen der Dernauer Pfarrwingert und der Neuenahrer Sonneberg. Alle vier Lagen sind VDP-klassifiziert. Wir stellen sie flussabwärts vor:

Mayschoss Mönchberg

Der kleine Ort Mayschoss, in dem übrigens einst die erste Winzergenossenschaft Deutschlands gegründet wurde (1868), beherbergt mit dem Mönchberg eine der spektakulärsten Lagen der Ahr. Im nach Süden geneigten Filetstück (der ansonsten über 40 ha großen Lage) sehen die kleinen Steilterrassen so aus als wären sie in den Schieferfelsen gemeißelt worden. Entsprechend besteht der Mönchberg (der Name deutet auf ehemals klösterlichen Besitz) aus steinigen bis leicht lehmigen Schieferverwitterungsböden.

Dernau Pfarrwingert

Der Pfarrwingert (die namensgebende Dernauer Pfarrkirsche ist bis heute dort Grundbesitzer) ist eine knapp 10 Hektar große Steillage mit bis zu 60% Hangneigung (nur etwa 10% der Fläche ist hängig) aus gebietstypischen Schiefer- und Grauwacke-Verwitterungsböden. Die Grauwacke ist hier mit Tonschieferelementen zu einer sandsteinähnlichen Struktur verbacken, was für besonders subtile Frucht und Würze sorgen soll.

Neuenahr Sonnenberg

Hier sind wir schon in der unteren Ahr-Region angelangt, in der das Tal sich weitet und die Hänge etwas weniger steil ausfallen. Der Sonnenberg, der seinen Namen wohl seiner in voller Breite südlichen Ausrichtung verdankt (nur unterbrochen durch ein paar kleine Seitentäler), ist dennoch vorwiegend eine Steillage und gilt als die Spitzenlage von Bad Neuenahr. Auf den gut 46 Hektar kommen drei verschiedene Bodentypen vor: Grauwacke bis Grauwackeschiefer, Gehängelehm sowie Löß und Lößlehm. Die Weine fallen entsprechend unterschiedlich von feinrassig bis füllig aus.

Heimersheim Burggarten

Heimersheim ist ein flussabwärts gelegener Stadtteil von Bad Neuenahr-Ahrweiler, der Burggarten (nicht zu verwechseln mit dem Dernauer Burggarten) eine von drei ähnlich großen Lagen des Ortes (alle knapp über 20 Hektar). Seine Bodenbeschaffenheit ähnelt in der Vielfalt der des Sonnenbergs mit zusätzlich Basalt im oberen Teil. Entsprechend unterschiedlich fallen die Weine des Burggarten aus.

Die Verkostung

Wir haben uns für die Verkostung exklusiv für Spätburgunder entschieden, bekanntlich mit fast zwei Drittel der Rebfläche führende Sorte und Aushängeschild der kleinen Region (es gibt auch einige spannende Frühburgunder und natürlich Weißweine, die vor Ort getrunken werden). Die Verkostung war ein spannendes Vergnügen. Deutlich zu erkennen, dass der in den achtziger Jahren eingeführte Barrique-Ausbau heute gekonnter und dezenter eingesetzt wird als noch vor einigen Jahren. Natürlich setzen die Premium-Winzer weiterhin auf Röstnoten aus dem Holz, doch der Schiefer ist bisweilen wieder zu erkennen.

Es fällt auf, dass die Weine schon jung gut zu trinken sind, so etwa die bei den Anstellungen vorherrschenden 2012er. Die älteren Jahrgänge konnten nicht, wie sonst bei vergleichbaren Verkostungen üblich, so richtig überzeugen. Es war kein älterer Wein dabei, bei dem meinen würde: „Schade, wenn er vorher schon getrunken worden wäre!“ Das sollte aber nicht den Schluss zulassen, Ahr-Rotweine könnten nicht altern.

Bei den Top-Weinen ist das Ranking sicherlich auch ein bisschen Geschmackssache. Die einen bevorzugen es elegant, andere stehen auf konzentrierter Dichte. Wir haben vielleicht ein bisschen mehr in die elegante Pinot-Richtung geschielt, ohne dickere Weine zu benachteiligen, die in diesen Breitengraden nur mit enormem Aufwand zu erzeugen sind. Hier unsere besten Empfehlungen.

Alle Weine anzeigen Show all wines