Interview: Christine Neubecker
Was haben Bücher und Wein für Sie gemeinsam?
Wie bei Musik, Kunst und Menschen, alles, was auch sonst Emotionales miteinander verbindet. Darüber hinaus habe ich an Bücher und Wein denselben Anspruch: Sie dürfen komplex oder einfach sein, alt oder neu, teuer oder günstig. Was sie allerdings niemals sein dürfen ist flach oder leidenschaftslos.
Bei Ihren Büchern setzen Sie auf Lesefluss, bei Ihrer Weinauswahl auf Trinkfluss?
Das hört sich im ersten Fall nach einem runden Text, im zweiten jedoch eher nach ungehinderter Befüllung an. Wenn wir allerdings den „Trinkfluss“ als „fließenden Genuss“ übersetzen, dann wäre ich damit voll und ganz einverstanden.
In Ihrem Regal finden sich Sachbücher zum Thema Wein: Sind Sie Laie oder Weinfreak?
Laie bin ich definitiv nicht mehr. Freak noch nicht. Ich würde mich als äußert Weininteressierten mit solidem Grundwissen bezeichnen.
Was verbirgt sich in Ihrem Weinkeller?
Mittlerweile einiges. Schwerpunkt ist Europa. Darunter die „Standards“ wie Frankreich, Italien, Spanien, Deutschland, Österreich, aber auch Exotisches wie Bulgarien und Malta. Auch ein paar Sachen aus Übersee wie Südafrika, Australien, Chile, Libanon. Von vielen Weinen nur eine oder zwei Flaschen und wenige Jahrgänge, da ich mich noch in der Phase des Herantastens befinde (so bezeichne ich das mal). Am liebsten hätte ich ein circa 500 Quadratmeter großes, drei Meter hohes, 300 Jahre altes Kellergewölbe aus gemauerten Rundbögen mit buckligem Kellermeister und tropfenden Wachskerzen als Beleuchtung. Darin Jahrgänge über Jahrgänge gestapelt, alleine um den Geschichten der Weine zuzuhören. Doch daran arbeite ich noch. Im Moment belegt mein Weinkeller eine Fläche von circa drei Quadratmetern und hat eine Feuchtraum-Deckenleuchte.
Beim Schreiben legen Sie viel Wert auf die Entwicklung der Figuren. Wie würden Sie einen Winzer charakterisieren?
Ein Winzer bekäme von mir natürlich genauso Stärken und Schwächen verpasst wie jede meiner Figuren, um eine angemessene Charaktertiefe zu erreichen. Und ich würde wahrscheinlich sein Produkt, den Wein, in dem so viel von ihm selbst steckt, als Teil seines Wesens darstellen, möglicherweise sogar als externen Gegensatz. So eine Figur hätte viel Potenzial, ich behalte das mal im Hinterkopf.
Bei dem Lesen Ihrer Bücher mit Lennart Malmkvist fiebert man nicht nur mit, sondern bekommt auch Appetit. Kommt bei Ihnen in den Schreibpausen ebenfalls Risotto, Pasta & Co. auf den Tisch?
Ich koche tatsächlich täglich für mich allein oder für mich und meine Lebensgefährtin und auch für Gäste. Und das immer möglichst frisch. Das tue ich seit Jahren passioniert und gerne, allerdings nicht allzu oft Pasta oder Risotto.
Sind Ihre Kochkünste vergleichbar mit denen der Romanfigur Maria Calvino?
Sie hat bei mir gelernt.
Was ist Ihr persönliches Signature Dish?
Das gibt es meiner Ansicht nach nicht, weil ich wirklich ein gutes Dutzend Standards habe, aber mein allerengstes Umfeld würde wahrscheinlich Rinderbrühe mit Tafelspitz sagen.
Lars Simon ist ein Pseudonym unter dem Alf Leue im dtv Verlag seine Werke veröffentlicht. Unter anderem den Urban-Fantasy-Roman Lennart Malmkvist und der ziemlich seltsame Mops des Buri Bolmen.