Ausgabe 03/2016

Professionelle Rosinensucher

SOMMELIER Ausgabe 04/2016

Peter Müller hat vollkommen Recht: Ein Sommelier sollte immer auf der Suche sein. Nach Raritäten, Außergewöhnlichem, spannenden Nischen, neuen Erzeugern. Und auch mit dieser Aussage liegt er vollkommen richtig: Großartige, individuelle Weine mit Charakter und Handschrift gibt es heute überall auf der Welt, in jedem Herkunftsland und in jedem Anbaugebiet – oder besser, in fast jedem, lassen wir die Kirche im Dorf. Ebenso gibt es überall auch banalen Mainstream und jede Menge schwache Weine. Die sportliche Herausforderung für den Sommelier liegt darin, die Rosinen herauszupicken. Genau dabei versuchen wir als Redaktion, die Sommeliers zu unterstützen. Indem wir Sebastian Bordthäuser – fast – an den Rand des Etna-Kraters geschickt haben, um in den abgelegensten Terrassen die spannendsten Weine zu suchen.
Er kam zurück als begeisterter Spezialist für Lava-Kunde. Um sich mit Nahe-Riesling zu befassen, ist eigentlich kein besonderer Aufhänger nötig. Die Klasse spricht für sich. Wir haben dennoch zwei Aspekte ganz genau unter die Lupe genommen: Wie gestalten die besten Winzer ihr Sortiment zwischen Gutswein und GG? Fünf Winzer, fünf Wege, weil fünfmal verschiedene Voraussetzungen. Und quasi nebenbei haben wir nachgeforscht, ob die „Neue-Deutsche-Kabi-Welle“ inzwischen im Nahetal angekommen ist. Wir mussten erstaunt feststellen: Nur sehr wenige Winzer spüren ein Anziehen der Nachfrage. Bis jetzt. Noch immer ein Abenteuer, auch wenn viele Winzer längst internationale Stars sind: Die Weinstilistik, die sich von Istrien über Carso und Oslavia bis ins Burgenland zieht. Dem Alpe-Adria-Stil auf der Spur.

Sascha Speicher
Chefredakteur MEININGERS SOMMELIER
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