Wettbewerb: Wer braut das beste Klosterbier?

Erfunden haben die Mönche das Brauen nicht. Aber sie haben es kultiviert. Der Verein Klosterland, zu dem 16 Klöster in Deutschland und Polen gehören, greift diese Tradition auf und ruft Craftbrauer jetzt zu einem Wettbewerb auf. Ziel ist, ein Klosterbier zu brauen und dieses zu vermarkten. Martin Erdmann von Klosterland über die Idee, den kreativen Prozess und das Potenzial des Projekts.

Wie ein Klosterbier schmeckt? Es ist komplex und hat eine Fülle von Aromen (Foto: Klosterland)

Herr Erdmann, sind Mönche so etwas wie die Craftbrauer der ersten Stunde? 
Da ist wohl was dran. Zwar wird schon sehr viel länger gebraut, im Alten Testament ist etwa davon die Rede. Doch erlaubte die Organisation in den Klöstern, die auf dem gemeinsamen Lebensziel im Glauben beruhte, dass die Braukunst sehr stark kultiviert werden konnte. Das gilt auch für andere Handwerke, wie den Wasserbau – die Zisterzienser beispielsweise waren im Mittelalter für ihre effiziente Wasserwirtschaft berühmt. 

Kloster und Bier, das gehört doch irgendwie zusammen. Diesen Wettbewerb zu ersinnen, lag also mehr als nahe? 
Bier ist ein sehr typisches Klosterprodukt, vielleicht sogar das Symbol für klösterliche Produkte schlechthin. Sicher würde dies den meisten Menschen zuerst in den Sinn kommen. So ging es auch uns, als wir überlegten, womit sich der genius loci, also die besondere Atmosphäre eines Klosters, am besten transportieren lässt. 

Warum rufen Sie Craftbrauer auf, ein Klosterbier zu kreieren? Ein altes Rezept findet sich doch bestimmt in einem Ihrer Klöster. 
Nein, griffbereit hätten wir kein Rezept… Craftbrauer sind für uns deshalb interessant, weil sie neugierig sind und offen, weil sie Freude am Experimentieren haben. Die meisten nehmen dabei ihr Handwerk sehr ernst. Es geht ja bei diesem Projekt nicht darum, einfach ein Produkt zu erfinden und fertig. Viel wichtiger ist der kreative Prozess. Das gilt für uns als Initiatoren des Wettbewerbs und für die Brauer selbst. Wir finden es ungemein spannend, Menschen an das Thema Kloster heranzuführen, die vorher nie etwas damit zu tun hatten. Das heißt Neuland betreten und eintauchen wollen in eine fremde Welt. Den berühmten Sprung ins kalte Wasser wagen. All dies könnte einen enorm kreativen Prozess anstoßen. 

Allein der Begriff Kloster weckt durchweg positive Assoziationen. Er lässt sich großartig vermarkten. Ist Ihr Bier mehr als ein Merchandising-Produkt? 
Aber ja. Wir meinen das ernst und wollen mit dem Produkt auf die Kultur dahinter hinweisen. Natürlich wollen wir das Bier auch verkaufen und dazu muss es natürlich auch schmecken. 

Wenn sich ein Craftbrauer an ein Klosterbier macht, was sollte unbedingt in den Sudkessel? 
Alles ist erlaubt, was einem exzellenten Bier zuträglich ist. 

Martin Erdmann, Beirat von Klosterland und Einkäufer für Klosterprodukte bei Manufaktum (Foto: Egbert Vorholt)

Mehr als vier Zutaten? 
Wenn Sie auf das Reinheitsgebot anspielen – wir wollen keine Vorgaben machen, keine Grenzen setzen. Das Bier soll aber ganz klar keine extravagante Spielerei sein, sondern handwerklich solide. 

Wie schmeckt denn ein Klosterbier? 
Es ist komplex, hat eine schöne Farbe und eine Fülle an Aromen. Traditionell ist es gehaltvoll. 

Und aufs Etikett gehört ein gut gelaunter Mönch mit Bierkrug? 
Oh! Bloß keine Klischees! Unser Wunsch ist, dass sich das Etikett und die gesamte Biermarke im Rahmen des Prozesses mitentwickelt. Die Brauer können einen Designvorschlag mit dem Bier einreichen, gekürt wird aber das Bier an sich, nicht die Grafik. 

Was sollte einen Brauer inspirieren, beim Wettbewerb mitzumachen? 
Er sollte Lust auf ein Abenteuer haben, auf eine Entdeckungsreise. Darauf, im Kloster einen unbekannten, inspirierenden Lebensraum kennenzulernen, neue Anregungen für seine Leidenschaft zu erhalten, Gleichgesinnten zu begegnen, sich auszutauschen. Er sollte bereit sein, unerwartete Erfahrungen zu machen und sich schließlich dem Wettbewerb zu stellen. 

Wie groß könnte dieses Projekt werden? 
Es ist viel möglich. Aber zunächst gilt es, die Dinge auf den Weg zu bringen. Dazu gehört auch Geduld. Schmeckt das Klosterbier, hat es großes Potenzial. Das Netzwerk Klosterland wächst beständig und somit auch die Anzahl an Shops und Cafés vor Ort, es finden Klostermärkte statt und zahlreiche Veranstaltungen. Außerdem ist Manufactum mit "Gutes aus Klöstern" als Partner mit im Boot.