Fordern staatliche Hilfen für Brauer: Detlef Projahn (li.) und Dr. Jörg Lehmann. Foto: DBB/CH Lietzmann
Fordern staatliche Hilfen für Brauer: Detlef Projahn (li.) und Dr. Jörg Lehmann. Foto: DBB/CH Lietzmann

Brauer in Existenznot

Die Verbände der deutschen Brauwirtschaft haben eine bittere Bilanz für das laufende Geschäftsjahr gezogen und erneut an Bund und Länder appelliert, bei staatlichen Hilfen die Brauereien als engste Partner der Gastronomie angemessen zu berücksichtigen. „Für viele Brauereien ist seit März über Nacht der wichtigste Geschäftszweig weggebrochen. Blicken wir zurück auf dieses katastrophale Jahr, waren Gaststätten und Hotels, Kneipen, Bars und Clubs über vier Monate komplett geschlossen. Zwischen Mai und Oktober lief das Geschäft, wenn überhaupt, nur mit deutlich reduziertem Umsatz. Größere Veranstaltungen, Feste, Festivals oder Feiern fanden über neun Monate überhaupt nicht statt. Den ersten Gastro-Lockdown konnten die handwerklichen und mittelständischen Brauereien dank finanzieller Rücklagen zumeist noch überstehen, der zweite Lockdown aber bringt jetzt viele Betriebe an die Grenzen ihrer Existenz“, so der Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, Dr. Jörg Lehmann, und der Präsident des Verbandes der Privaten Brauereien Deutschland, Detlef Projahn, in einer gemeinsamen Erklärung.

Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) und der Verband der Privaten Brauereien Deutschland (VPB), die gemeinsam die Interessen von mehr als 1.500 mittelständischen und handwerklichen, überwiegend familiengeführten Betrieben der deutschen Brauwirtschaft vertreten, sehen den Fortbestand zahlreicher Brauereien akut gefährdet, zumal ein Ende des Lockdowns für das Gastgewerbe und eine Aufhebung des bundesweiten Veranstaltungsverbotes derzeit nicht annähernd absehbar seien.

So fallen aktuell Zulieferer, die existenziell auf das Gastgewerbe und auf Veranstaltungen angewiesen sind, weitgehend unter den Tisch. Gerade die Brauwirtschaft ist in erheblichem Umfang von der Schließung der Gastronomie und des Festbetriebs betroffen: Für viele Brauereien ist der Anteil an den Umsätzen von Fassbier, aber auch alkoholfreien Bieren und anderen Getränken, den sie über den Vertriebsweg Gastronomie tätigen, unersetzbar und überlebenswichtig. Je nach Ausrichtung des Betriebs können die Gastronomieumsätze bei mittelständischen, regionalen Brauereien bis zu 100 Prozent des Gesamtumsatzes betragen. Der von Brauereien im Handel erzielte Umsatz kann den Wegfall des Gastronomiegeschäftes nicht annähernd ausgleichen.

„Als engste Partner und Lieferanten der Gastronomie sind die Brauereien ein zweites Mal unmittelbar vom Lockdown betroffen“, so die Brauer-Präsidenten Lehmann und Projahn. Es werde oft übersehen, dass viele Brauereien zudem auch Verpächter von Gaststätten seien und durch den Ausfall, die Stundung oder den Erlass von Pachten zusätzlich Millioneneinbußen entstanden seien. Deshalb sei es für die notleidenden Betriebe wichtig, kurzfristig Wirtschaftshilfen, etwa in Form von finanziellen Zuschüssen, in Anspruch nehmen zu können, um die massiven finanziellen Ausfälle aus dem Gastronomiegeschäft zumindest teilweise kompensieren und damit Betriebsschließungen abwenden zu können. Bisher hätten viele der betroffenen Betriebe die bestehenden Hilfsmaßnahmen aufgrund der Fördervoraussetzungen nicht in Anspruch nehmen können. „Viele der familiengeführten Unternehmen stehen am Abgrund. Was diese Betriebe jetzt dringend brauchen, sind faire Überbrückungshilfen für eine klare Zukunftsperspektive.“

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