Craftbier für alle

Nicht nur für Bier-Nerds will „Die Bierothek“ in Bamberg eine Anlaufstelle sein. Sein Konzept forciert der Shop mit Craftbieren aus aller Welt konsequent offline und online. Eine Filiale gibt es in Nürnberg und ab Juni auch in Erlangen.

Shopping-Center für Craftbier aus aller Welt: "Die Bierothek" gibt es in Bamberg, Nürnberg und ab Juni auch in Erlangen. / Credits: Bierothek

Deutschland im Jahr 2015. In der obligatorischen Mall einer kleinen Großstadt reiht sich die übliche Mischung aus Mode-Stores, Schuhläden und Imbisskonzepten aneinander. Doch was ist das? IPA, Porter und Barleywine neben Tank Tops, High Heels und Currywurst? So wird es ab Juni in Erlangen aussehen, wenn „Die Bierothek“ in den dortigen „Arcaden“ seinen Store eröffnet und das Shopping-Center um Craftbier aus aller Welt sowie jede Menge Bierspezialitäten aus Deutschland bereichert. „Wir wollen eine breite Masse an Leuten erstmalig mit den neuen Bierspezialitäten in Kontakt bringen und positionieren uns daher mitten im Volk“, erzählt Geschäftsführer Christian Klemenz, dessen Vision es ist, mit der Bierothek bundesweit eine Kette zu etablieren. „Wenn der Kunde an Bierspezialitäten denkt, soll er an die Bierothek denken.“

Mit der bevorstehenden Eröffnung in Erlangen sind es bereits drei Outlets: Die ebenfalls in bester Innenstadtlage beheimatete „Bierothek“ in Bamberg machte im Juli vergangenen Jahres den Anfang, der Store in Nürnberg wiederum eröffnete am 23. April 2015, dem Tag des deutschen Bieres. Wenn es nach Christian Klemenz geht, sollen es bis zum Ende des Jahres mindestens fünf Shops sein, entweder in Eigenregie wie in Erlangen, oder auf Franchisebasis wie in Nürnberg. Konkrete Anfragen sollen bereits aus Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg vorliegen. „Wir wollen schnell wachsen“, sagt der Geschäftsführer selbstbewusst. Auch, um eine kritische Einkaufsgröße zu erreichen, damit die Biere in Zukunft nur noch direkt und palettenweise von den Brauereien bezogen werden. Also wird die Nachfrage gebündelt – nicht nur die der eigenen Stores. Aktuell baut das Team nämlich sein Großhandelsgeschäft auf, was bedeutet, dass auch andere Bier-Shops ihre Spezialitäten zu Großhandelskonditionen über „Die Bierothek“ beziehen können. Teil dieser Großhandelsstrategie: der exklusive Import von einigen ausländischen Marken, darunter eine lettische und eine japanische Craftbier-Marke.

Keimzelle eigenes Bier

Zum Konzept gehören Verkaufsladen, Onlineshop, Brauseminare und Bierverkostungen. / Credits: Bierothek

Mit dem Ausland hat Christian Klemenz Erfahrung, schließlich liegt die Keimzelle der „Bierothek“ in der eigenen Biermarke St. Erhard. Ehemals als reine Exportbiermarke, vor allem für den asiatischen Markt, gestartet, wird St. Erhard seit 2013 auch in Deutschland verkauft. Schnell merkten die Jungunternehmer, dass es neben dem klassischen Handel noch keine vernünftigen Handelsstrukturen für die neuen Craftbiere gab. „Wir haben uns einen Laden gewünscht, der unser Bier vertreibt. Den gab es nicht, also haben wir ihn selbst gemacht.“ Auf diese Weise wurden die Bierproduzenten auch zu Bierhändlern, und das St. Erhard bekam gut 350 bunte Vertreter aus der Welt der Bierspezialitäten an die Seite gestellt, die sich nun die Regale und Kühlschränke in den „Bierotheken“ teilen und von Bier-Sommeliers vor Ort kompetent an den Kunden gebracht werden.

Einzelne Bierflaschen verkaufen und damit Mieten in 1A-City-Lage bezahlen? Bei der Vorstellung reibt sich mancher verwundert die Augen. Christian Klemenz kennt die Bedenken, versichert aber, dass es tatsächlich funktioniert. Allerdings auch, weil andere Geschäftsfelder durch die Präsenz der „Bierothek“ Aufmerksamkeit erhalten. „Wir verstehen uns gar nicht nur in diesem kleinen Sinn als Verkaufsladen, sondern generell als Plattform, über die wir auch andere Produkte verkaufen und vermarkten. Zum einen unser wachsendes Online-Angebot, zum andern auch unsere Dienstleistungen wie Bierverkostungen und Bierbrauseminare, die stark als Firmenveranstaltungen gebucht werden.“

Studenten im Visier

Eine gewisse Mischkalkulation also, die übrigens auch bei der Preisgestaltung der Bierspezialitäten zum Tragen kommt. So werden junge Craftbier-Marken durchaus einmal gepusht und niedriger kalkuliert als kaufmännisch ratsam. Aber: Die Wertigkeit der Kategorie soll keinesfalls darunter leiden, weshalb beispielsweise kein IPA unter 1,60 Euro angeboten wird. Es sei denn, man findet im Stadtgebiet eine Tüte mit drei außergewöhnlichen Bieren und bekommt sie sogar kostenlos. Diese innovative Idee des Social-Media-Marketings setzen die Macher nämlich in Bamberg um. Die Tüte wird versteckt, ein Bild bei Facebook gepostet, und los geht die muntere Biersuche. Eine Aktion, die besonders bei den Studenten – ohnehin eine wichtige Zielgruppe – gut ankommt. Die würden sicher auch eine Gastronomie ansteuern, die das „Bierothek“-Sortiment abdeckt, oder? „Wir machen uns tatsächlich Gedanken darüber, diesen Markt auch zu erschließen, aber das ist Zukunftsmusik.“