Bier ist da!

Was taugen Online-Shops für Craftbier? Wir haben bei vier der bekanntesten Anbieter bestellt und Angebot sowie Leistung miteinander verglichen.

Marika Schiller und Benjamin Brouër checken in der CRAFT-Redaktion Zustand und Verpackung der heiß ersehnten Bierlieferung. / Credits: AdLumina, Ralf Ziegler

Craftbier kaufen – für all jene, die nicht in einem Ballungszentrum wohnen und einen stationären Bierspezialisten aufsuchen können, gar nicht so einfach. Da stellt sich die Frage: Ins Auto steigen und Kilometer machen oder vor den Computer hocken und flüssig shoppen gehen? Wir haben uns für Letzteres entschieden und mit Bier-Deluxe, Craft Beer Store, Bierzwerg und Craftbeer Shop vier der wichtigsten Online-Shops etwas genauer unter die Lupe genommen (weitere Anbieter folgen in späteren Ausgaben): Wie groß ist das Angebot, wie komfortabel gestaltet sich die Suche im Shop, wie teuer sind die Biere, wie läuft das Bestell-Handling, wie schnell und in welchem Zustand kommt die ersehnte Ware beim Kunden an?

Den detaillierten Ergebnissen vorweggreifend, lautet die frohe Botschaft: Auch Hans Mustermann in Hinterposemuckel muss nicht auf seine Ration IPA, Pale Ale, Chocolate Bock und belgische Bierspezialität verzichten. Die getesteten Anbieter erfüllen alle die Erwartungen an Professionalität, Zuverlässigkeit und Schnelligkeit. Auch wenn es nicht den einen Shop gibt, der in allen Kategorien Bestpunkte sammeln konnte, so sollte doch jeder Craftbier-Fan – vom Einsteiger bis zum Fortgeschrittenen – im Web ein passendes Angebot finden.

Der Versuchsaufbau:

Um nicht nur das Gesamtangebot und den Web-Auftritt an sich bewerten, sondern auch den Preis und Zustand der gelieferten Ware miteinander vergleichen zu können, entschieden wir uns für einen übersichtlichen Warenkorb, der bei allen Anbietern gleich bestellt wurde. Gar nicht so einfach, denn die Schnittmenge an Bieren, die alle Shops auf Lager haben, ist kleiner als gedacht. So füllten wir unseren Test-Warenkorb mit insgesamt sechs Bieren der bekannten Marken Braukunstkeller, Crew Republic, Sierra Nevada, Maisel & Friends, Chimay und Riegele. Bestellt wurden die Biere an einem Montagmorgen innerhalb weniger Minuten, allesamt per PayPal, da dies zum einen die schnellste, zum andern die einzige Zahlungsmethode ist, die alle Shops anbieten.

Ergebnisse:

Website und Benutzerführung

Bis auf den Bierzwerg, der gestalterisch und hinsichtlich der Benutzerführung meilenweit hinterherhinkt, kommen auch Neulinge in allen Shops gut zurecht und finden Orientierung. Bier-Deluxe und der Craft Beer Store haben aber insgesamt die Nase vorn mit entweder besonders umfangreichen Informationen zu den Bieren (Bier-Deluxe) oder individueller Gestaltung und liebevoll aufbereiteten Texten (Craft Beer Store). Der zur Hamburger Ratsherrn-Brauerei gehörende Craft Beer Store ist es dann, der in dieser Kategorie das Rennen macht, da Look & Feel hier einfach passen und der User genau die Infos und Tipps bekommt, die ihn weiterbringen, ohne abzulenken.
Sieger: Craft Beer Store

Angebot

Viel Boden gut macht der Bierzwerg wieder beim Angebot. Mit mehr als 360 verschiedenen Bieren hat er (zum Zeitpunkt unseres Tests) das umfangreichste Portfolio, besonders die Auswahl an belgischen Bieren (ca. 160) ist immens. Alle anderen Anbieter liegen mit rund 200 bis 250 Bieren etwa gleich auf, setzen aber hier und da andere Schwerpunkte. Während der Craftbeer Shop besonders viele deutsche Biere (ca. 140) und jede Menge Produkte der schottischen Brauerei Brewdog vorhält, kann Bier-Deluxe mit dem größten US-Portfolio auftrumpfen. Die mehr als 40 verschiedenen US-Biere stammen aus 13 Brauereien, vier Brauereien davon sind exklusiv bei Bier-Deluxe im Vertrieb.
Sieger: Bierzwerg

Versand- und Zahlungsmöglichkeiten

Alle Anbieter verlassen sich beim Versand auf DHL. Offensichtlich gut so, denn jede Lieferung kam einwandfrei bei uns an. Wohl auch wegen der zertifizierten Kartons, die so konzipiert sind, dass auf Verpackungsverschwendung verzichtet werden kann. Was die Flexibilität der Zahlung angeht, ist Bier-Deluxe klarer Sieger im Test: Gleich auf fünf Varianten kann der Kunde seine Rechnung begleichen. Verlierer wiederum ist der Bierzwerg, der neben PayPal nur Vorkasse zulässt.
Sieger: Bier-Deluxe

Lieferkosten

Bei allen Anbietern gilt der Standardsatz von 6,90 Euro (bei Bierzwerg 6,95 Euro). Doch Achtung: Während bei Bier-Deluxe, dem Craft Beer Store und dem Craftbeer Shop die Lieferkosten ab einer Bestellmenge von 69/70 Euro entfallen, zahlt man diese beim Bierzwerg in jedem Fall. Und je mehr man bestellt, desto höher werden sie (für alle angefangenen 22 kg fallen jeweils 6,95 Euro an). Ob sich die günstigeren Bierzwerg-Preise für die einzelnen Biere (siehe dort) trotzdem lohnen, hängt von der georderten Ware ab. Rechnen und vergleichen lohnt also in jedem Fall!
Verlierer: Bierzwerg

Lieferzeit

Schnell und zuverlässig waren sie alle – die einen jedoch noch etwas mehr als die anderen. Die Order am Montagmorgen abgegeben, erreichten uns die Pakete von Bier-Deluxe und Bierzwerg am Mittwoch, der Craft Beer Store und Craftbeer Shop lieferten am Morgen des Donnerstags in die Redaktion nach Neustadt an der Weinstraße. Standortvorteile können nicht den Ausschlag gegeben haben, denn Bier-Deluxe und Craftbeer Shop haben ihren Sitz im Nordosten (Potsdam und Parchim), der Bierzwerg und Craft Beer Store jeweils in Hamburg. Diese Anbieter zählen sogar zur gleichen Unternehmensgruppe.
Sieger: Bier-Deluxe und Bierzwerg

Preise

Wenn man die Einzelpreise der Warenkorb-Biere betrachtet, geht der Bierzwerg als Sieger hervor. Bei ihm zahlt man für die sechs Beispielbiere (ohne Versand) nur 17,94 Euro, bei Bier-Deluxe 19,07 Euro und beim Craftbeer Shop 19,26 Euro. Der Craft Beer Store als teuerster Shop ruft für die gleiche Ware 22,48 Euro auf, also gut 4,50 Euro mehr als der Bierzwerg. Bewegt man sich mit seinem Einkauf – wie wir in unserem Beispiel – unterhalb von 70 Euro (also im versandkostenpflichtigen Bereich), bleibt Bierzwerg der günstigste Anbieter. Doch Achtung: Überschreitet man diese Grenze, können die anderen Anbieter schnell günstiger werden, da bei ihnen dann das Porto entfällt. Zum Vergleich: Kauft man den vierfachen Warenkorb ein, landet man bei folgenden Gesamtpreisen (inkl. evtl. Versandkosten): Bierzwerg: 85,66 Euro, Bier-Deluxe: 75,04 Euro, Craftbeer Shop: 77,04 Euro und Craft Beer Store: 89,92 Euro. Auf einmal ist Bier-Deluxe der günstigste und Bierzwerg fast der teuerste Shop.
Sieger: kommt auf die Bestellmenge an

Fazit

Licht und etwas Schatten wechseln sich bei den Anbietern ab. Einen eindeutigen Sieger zu küren, ist daher schwierig. Vielmehr hängt der passende Shop von den Bedürfnissen des Kunden ab. Unterhalb von 70 Euro Warenwert kauft man am günstigsten beim Bierzwerg ein. Die Seite ist trotz ihres tollen Angebotsumfangs aber nur Fortgeschrittenen zu empfehlen, da die Aufmachung eher abschreckend wirkt.

Oberhalb von 70 Euro geht Bier-Deluxe knapp vor Craftbeer Shop als Preis-Champion hervor. Bier-Deluxe punktet im direkten Vergleich zusätzlich mit den detaillierterenInfos zu den Bieren und spannenden Specials. Wer auf das Geld nicht achten muss, ist beim Craft Beer Store an der richtigen Stelle, denn hier macht das Shoppen am meisten Spaß. –