Premixe voll im Trend

Weincocktails. In einer Gesellschaft, die immer in Eile und ständig in Bewegung ist, wächst die Nachfrage nach„schnellen“ Getränken seit Jahren. Vom anhaltenden Ready-to-drink-Trend profitiert längst auch die Weinbranche. Und der gigantische Erfolg von Aperol Spritz hat der Kategorie der aromatisierten weinhaltigen Getränke weiteren Schub verliehen.

„Der Trend- Aperitif aus Italien hat gewissermaßen den Weg für die aromatisierten weinhaltigen Spritz-Getränke geebnet“Der Boom begann vor etwa vier Jahren: Italienische Trendsetter mischten den Bitteraperitif Aperol mit Prosecco und Soda zu einem sommerlichen Drink in glühendem Orange, der bald zum Lieblingsgetränk einer ganzen Generation wurde. Begeisterte Anhänger fand er kurz nach seiner „Erfindung“ auch hierzulande, und die Absatzzahlen schossen geradezu in den Himmel – unter den neidvollen Blicken der Wettbewerber. Kein Wunder, dass man sich in der Weinbranche bald daran machte, den Shooting-Star „nachzubauen“, um sich ein Stück vom Erfolgskuchen abzuschneiden. „Der Trend- Aperitif aus Italien hat gewissermaßen den Weg für die aromatisierten weinhaltigen Spritz-Getränke geebnet“, bestätigt Tim Gesthuesen, Geschäftsführer der Josef Drathen Wein- und Sektkellerei, und weist auf den Nachfolger „Hugo“ hin, der inzwischen ebenfalls die Konsumenten begeistere. Unbestreitbar habe Aperol Spritz die Kategorie der Weincocktails „spürbar belebt“, bilanziert Gesthuesen, wenngleich freilich „ein solcher Prozess schon in der Vergangenheit zu beobachten“ gewesen sei. „Wir haben nicht auf den Aperol Spritz-Trend gewartet“, betont auch Barbara Dubus, Marketingleiterin der Herres Gruppe International. Schließlich habe es den sehr erfolgreichen Sektcocktail „Jive“ vorher bereits gegeben. Es sei aber klar, „dass der Trend der Branche einen gewissen Push gegeben hat, von dem alle mit Sicherheit profitiert haben“, so Dubus.

 

Warten auf den nächsten Boom

Als „Trendsetter und Auslöser für die große Beliebtheit der weinhaltigen Cocktails“ sieht man den Vorreiter aus Italien ebenfalls bei der Sektkellerei Schloss Wachenheim, wie Pressesprecherin Barbara Hoffmann hervorhebt, die indessen bereits mit großer Zuversicht auf den nächsten Boom wartet. „Wir sehen in diesem Segment ein großes Potenzial und werden deshalb neue Entwicklungen bei Weinmischgetränken genau beobachten, um hier auch künftig neue Impulse für unser Sortiment zu erhalten“, so Hoffmann. Mit mehr als 7 Mio. Flaschen haben die weinhaltigen Getränke bereits einen stattlichen Anteil am Portfolio der Sektkellerei. Laut Unternehmensangaben wuchs der Absatz der modernen Range „Bar Royal“ ebenso wie der von Vipa, Rebling oder der „Kleinen Reblaus“. Dass es sich bei der Entwicklung nicht nur um eine Markenkonjunktur, sondern tatsächlich um einen Trend des Gesamtmarkts handelt, bestätigen alle maßgeblichen im Segment aktiven Unternehmen. Ob nun Spritz, Hugo oder Bellini – überall hört man nur von positiven Bilanzen. Und anscheinend bietet die Kategorie Chancen in allen Preissegmenten, vom Premiumprodukt bis hinunter zur Handelsmarke im Preiseinstieg.

 

Markt übertrifft die Erwartungen

Im oberen Bereich – um die fünf Euro – bewegt sich etwa Henkell & Co mit seinen Marken „il Spr!z“ und „il Ugo!“ aus dem Hause Mionetto. Der Absender biete für die Verbraucher „die Markensicherheit und hohe Kompetenz aus Italien“, erläutert Pressesprecher Jan Rock die relativ hochpreisige Positionierung. „Beide Angebote entsprechen in ihrer exzellenten Produktqualität und ihrem ebenso hochwertigen wie modernen Design exakt den Wünschen der Verbraucher nach unkompliziert- mediterranem Genuss auf hohem Niveau“, so Rock. Dies bewiesen die Absatzzahlen, die sich inzwischen „auf wachsendem siebenstelligem Niveau“ bewegten. Ebenfalls von „bei Weitem übertroffenen Absatzerwartungen“ schwärmt man bei MBG International Premium Brands, und das trotz eines Preises, der im Lebensmittelhandel bei 6,49 bis 6,99 Euro und damit eindeutig im Premiumsegment liegt. Schon zur Einführung Anfang 2012 hätten die Verkäufe von „Hugo bei Scavi & Ray“ um das Sechsfache höher gelegen als erhofft und stiegen seitdem „weiterhin rasant an“, freut sich Brand Managerin Theresa Runde. Allein im August hätten die Absatzzahlen im Vergleich zum Juli um 77 Prozent zugelegt – und eine Abschwächung sei noch lange nicht in Sicht. Im mittleren Preissegment haben sich indessen die Produkte von Schloss Wachenheim und der Herres Gruppe positioniert. Wachenheim bietet seine „Bar Royal“-Premixe für 2,99 Euro (UVP) an, die Herres-Marken Jive sowie Aperito Sprizz und Hugo liegen mit 2,79 Euro etwas darunter. Für 0,99 Euro pro 250 ml-Dose und damit ebenfalls in einer vergleichbaren Kategorie sind die verschiedenen, inzwischen in fünf Sorten ver- fügbaren Perlweinmischungen der Lifestyle-Marke „2Go“ aus der Weinkellerei Binderer St. Ursula zu haben, die sich aufgrund der innovativen Verpackung und natürlich wegen des Markennamens als das Convenience-Produkt schlechthin verstehen, wie Christian Fink, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing, betont. Er rechnet fürs laufende Jahr mit einem Absatz von rund 20 Mio. Dosen. Auf niedrigerem Preisniveau sind indessen die Produkte der Josef Drathen Wein- und Sektkellerei angesiedelt. Laut Auskunft von Geschäftsführer Tim Gesthuesen liegen die empfohlenen EVPs von „Maigeister“, „Splendid“ & Co. je nach Produkt zwischen 1,69 und 1,99 Euro. Chancen sieht Gesthuesen zudem im Bereich der Handelsmarken. Zwar liege der Fokus seines Unternehmens „kurz- und mittelfristig nicht auf der Produktgruppe“, dennoch sei man, aufgrund jahrelanger Erfahrungen, „gerne kompetenter Ansprechpartner für Kunden, die in dieser Kategorie einen verlässlichen und flexiblen Partner suchen, um gemeinsam individuelle Projekte zu realisieren“. In der Tat hätten sich die Anfragen an Drathen auf diesem Sektor in den letzten Jahren gehäuft.

 

Auch Fruchtweine profitieren

Mit großem Optimismus betrachtet auch die Fruchtweinbranche das erfolgversprechende Segment, wie die Einschätzung der Katlenburger Kellerei Dr. Demuth zeigt. Die „außerordentliche Vielfalt an Produkten und Vermarktungskonzepten“ mache die weinhaltigen Cocktails zu einem der „innovationsfreudigsten Segmente in der Getränkebranche“, begeistert sich Unternehmenssprecher Alexander Uhr. Die Marktentwicklung hat denn auch sein Unternehmen in den letzten Jahren bereits zum Launch einiger prickelnder Neuheiten ermutigt – wie zuletzt im laufenden Jahr dem „Hugolunder“, der als „eine der erfolgreichsten Neueinführungen dieses Jahres in der Kategorie Wein/Sekt/Champagner“ gelten dürfe. Last, but not least, sei eine sokuriose wie interessante Randerscheinung erwähnt: Vom derzeitigen Shooting-Star „Hugo“ gibt es jetzt sogar eine alkoholfreie Variante – hergestellt nicht etwa von den „üblichen Verdächtigen“ und mit alkoholfreiem Sekt, sondern mit feinperligem Mineralwasser, das den Prosecco ersetzt. Ein solches Produkt bietet sonic drink aus Mainz unter dem Namen „Hugo! free“ ab sofort an. Für den LEH gibt es ein Sixpack mit sechs 0,5 l- Longneckflaschen, speziell für den GFGH hat Geschäftsführer Holger Aug eine Mehrwegkiste mit zehn 0,5 l-PET-Flaschen im Programm. Zum Wohl!

Barbara Rademacher

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.