Stefan Müller, Geschäftsführer Marketing der Hassia Gruppe. (Foto: Hassia)
Stefan Müller, Geschäftsführer Marketing der Hassia Gruppe. (Foto: Hassia)

„Wir werden kein Tabula rasa machen“

Die Hassia Gruppe kauft nach Bionade und Ti ein weiteres Mal zu und übernimmt zum 1. Januar 2021 die Mineralbrunnengruppe Wüllner (Bielefeld).

Wie beide Unternehmen heute mitteilten, gehen die drei Wüllner-Standorte in Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt einschließlich der Marken- und Vertriebsrechte an Carolinen, Güstrower Schlossquell sowie Gaensefurther Schloss Quelle zum 1. Januar 2021 an die Hassia Gruppe über. Die Betriebe sollen alle weitergeführt und das Markengeschäft ausgebaut werden. Alle Wüllner-Mitarbeiter sollen übernommen werden. Damit vereint die Hassia Gruppe künftig elf Standorte und rund 1.750 Beschäftigte unter ihrem Dach.

Der Grund für den Verkauf seitens Wüllner sei, dass sich die bisherige Inhaberfamilie zum Jahreswechsel aus der operativen Geschäftsführung zurückziehen werde. Die Familie sieht ihre Zukunft eigenen Angaben zufolge in anderen Bereichen. Die Gespräche zwischen der Familie Wüllner und der Hassia Gruppe hätten sich über einen längeren Zeitraum hingezogen, erläutert Stefan Müller, Geschäftsführer Marketing bei der Hassia Gruppe, im Interview mit der GETRÄNKE ZEITUNG, und gibt an: „Da es eine schwerwiegende und emotionale Entscheidung ist, die gut abgewogen werden muss, haben sich beide Seiten genug Zeit gelassen, da gab es keinen Zeitdruck. Für die Familie sowie für die Mitarbeiter sollte es am Ende gute Lösungen geben.“

Für einen nahtlosen Übergang werde Familie Wüllner weiterhin im Hintergrund beratend tätig sein, heißt es in einer gemeinsam Pressemitteilung von Hassia und Wüllner. Über die Höhe der Verkaufssumme vereinbarten beide Parteien Stillschweigen.

Keine nationale Ausweitung regionaler Marken geplant

Inwiefern profitiert Hassia von dieser Übernahme? Auf diese Frage antwortet Stefan Müller wie folgt: „Unsere Strategie ist es, mit starken regionalen Marken im Bereich der Mineralwässer und Erfrischungsgetränke zu agieren und diese regionale Stärke, die wir in vielen Bundesländern haben, dazu zu nutzen, unsere nationalen Marken Bionade und Ti weiterzuentwickeln.“ Mit den Standorten der Wüllner Gruppe sei eine Ausdehnung der Marken unter anderem in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt möglich. Eine nationale Ausweitung der regionalen Marken sei nicht geplant und auch nicht die Strategie von Hassia, gibt Müller auf Nachfrage der GZ an.

Auf die Frage, welche Veränderungen, auch personell, die Übernahme mit sich bringe, antwortet der Marketing-Chef: „Die Geschäftsleitung wird sicher ein anderes Gewicht bekommen, aber es ist zu früh, dazu etwas zu sagen. Wir machen aber auf keinen Fall Tabula rasa.“ Die Standorte der Wüllner Gruppe würden derzeit noch stark aus Bielefeld heraus geführt werden. Da die DNA von Hassia Regionalität sei, „erachten wir es als klug, auch diese Standorte künftig regional zu führen und zu steuern. Unser Leitspruch ist ‚So regional wie möglich und so zentral wie nötig‘. Wie genau sich das nachher in Strukturen übersetzt, kann man zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen.“

Das sind die nächsten Schritte

Zunächst sei es wichtig, dass der Geschäftsbetrieb ohne Reibungsverluste weiterlaufe und dass es eine saubere Übergabe gebe, erläutert Müller im Gespräch mit der GZ. „Außerdem nehmen wir uns die Zeit, mit den neuen Kolleginnen und Kollegen zusammen zu besprechen, wie wir die Zukunft gemeinsam gestalten können. Wir werden Marke für Marke schauen, wo Wachstumspotenziale bestehen und wie wir das weiter ausbauen können. Im Vordergrund steht definitiv die regionale Ausdehnung.“

Mit der Mineralbrunnengruppe Wüllner übernimmt die Hassia Gruppe ein Unternehmen, das im Jahr 2019 für einen Umsatz von rund 65 Millionen Euro stand. Das Absatzvolumen liegt schätzungsweise bei etwa 400 Millionen Liter pro Jahr, eine genaue Aussage dazu wollte Stefan Müller auf Nachfrage der GETRÄNKE ZEITUNG nicht tätigen. „Alles weitere und aktuelle Zahlen für das Jahr 2020 werden im Rahmen des Jahresabschlusses der Hassia Gruppe kommuniziert“, schließt er das Gespräch ab. // lg
 

GZ 06/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Spezi-Boom

Die Kategorie Cola-Mix zeigt sich als wahrer Wachstumstreiber. Trotz immer stärkerer Diversifizierung des Marktes scheint der Spezi-Peak für Branchenkenner aber noch längst nicht erreicht.

Gastkommentar: Patrick Peters

Patrick Peters, Marktsegmentmanager Softdrinks bei der Döhler Group, zeigt einige Faktoren auf, weshalb Cola-Orange-Limonaden derzeit eine nach seiner Ansicht nach bemerkenswerte Popularität erlangt haben. Wie lange die Spezi-Welle anhält, liege aber letztlich an der Entscheidung der Konsumenten.

Aktuelles Interview: Sebastian Priller-Riegele

Sebastian Priller-Riegele, Geschäftsführer der Riegele Bier-Manufaktur, spricht über den Erfolg von seinem Spezi, den aktuellen Hype der Cola-Mixes und Win-Win-Partnerschaften.