Dietmar Dahmen: "Wer fokussiert arbeitet, verliert. Denn der Fokus mach blind für den Rand. Innovation und Disruption passieren genau dort." (Foto: Pixabay)
Dietmar Dahmen: "Wer fokussiert arbeitet, verliert. Denn der Fokus mach blind für den Rand. Innovation und Disruption passieren genau dort." (Foto: Pixabay)

Wie "Künstliche Intelligenz" Kunden glücklich macht

Künstliche Intelligenz, Blockchain, datenbasierte Business-Strategien – mit diesen Themen beschäftigt sich Dietmar Dahmen zurzeit am liebsten. Als Futurologe blickt er in die Zukunft – vor allem, indem er die Gegenwart mit neuen Optionen verknüpft. In seinen spektakulären Shows erklärt er an oft ein­fachen Beispielen, wie Unternehmer direkt davon profitieren können. „Ich möchte Horizonte öffnen, Bewusstsein schaffen und die Möglichkeiten aufzeigen, die sich aktuell bieten – das ist der Inhalt. Dazu kommt die emotionale Verpackung und die ist eben manchmal spektakulär.“ 

Künstliche Intelligenz, die alle Branchen beeinflussen wird

Eine Entwicklung, die nahezu alle Branchen beeinflussen wird, ist die Künstliche Intelligenz (KI), so Dahmen: „Ich komme gerade aus der Schweiz, dort gibt es ein Rooftop-Restaurant und wenn der Blick auf die Berge gut ist, bleiben die Leute viel länger und trinken wesentlich mehr. Aufenthaltsdauer, Personal- und Wareneinsatz können von der KI vorhergesagt und optimiert werden. Im wahren Leben hängt die Personalplanung leider noch am Schwarzen Brett, aber wenn ich effizient mit Daten arbeiten möchte, muss absolut alles digital sein: Nur dann ist die digitale Kette perfekt. Die Personalplanung kann über WhatsApp laufen, KI berechnet soundso viele Gäste mehr und fragt: „Wer von euch hat Zeit?“ Die Technik hilft, das Unternehmen in die Zukunft zu führen und das Angebot auf die sich wandelnden Märkte abzustimmen. „Mit KI bin ich kein Silo mehr, sondern ein Gesamterlebnis. Oft fragen mich Taxifahrer, wann eine Veranstaltung zu Ende ist und wie viele Leute da sind. Normalerweise müsste der Ver­anstalter das vorher mitteilen. KI kann sagen, wie viele Leute die Veranstaltung wann verlassen wer­den, damit kann ich mein System erweitern. Und wenn ich als Veranstalter ein Taxiunternehmen empfehle, kann ich dafür vielleicht Geld verlangen. Wenn ich connected bin, kann ich daraus ein neues Business machen oder mein bestehendes erweitern. Ich buche meinen Termin bei meinem Frisör mit dem Handy. Er ist also (ohne es aktiv zu wissen) eigentlich smart connected! Er kann sein Business Model erweitern:  Vor dem Termin kann er vom Haargel bis zu Kopfmassage weiteren Bedarf abfragen, um neue Deals einzugehen. Alles digatal!“

Sei smart und connected

Es geht immer darum, Kunden glücklich zu machen: „KI kann helfen, die unangenehme Zeit zu minimieren und die gute Zeit zu verlängern. Nicht alles muss schnell gehen – nur die unangenehmen Dinge wie bestellen, warten, bezahlen. Das Schöne soll möglichst lang dauern. Wenn ich einen Tisch digital buche, kann man fragen, ob ich direkt einen Begrüßungsdrink haben möchte und ob ich meine Geo-Location mitteile, damit man weiß, wann ich auf dem Parkplatz vorfahre. Ich steige aus dem Auto, das Bier wird gezapft und wenn ich da bin, steht es frisch vor mir. Wer smart und connected ist, kann sein Business ändern. Wohin er es individuell fortentwickelt, muss jeder selbst entsprechend seiner Fähigkeiten und Neigung entscheiden. Aber wenn ich digitale Services anbiete – zum Beispiel am Handy – und dann gar nichts mache, müssen die Alarmglocken läuten: Achtung, wo sind hier Möglichkeiten, die ich nicht nutze? Wie könnte ich den Kunden glücklicher machen? Das ist Customer Experience“, so Dahmen. Neue Technologien, die das laufende Geschäft angreifen, nennt man Disruption. Uber ist Disruption für Taxis. WhatsApp ist Disruption für SMS. „Ursache dafür ist aber nicht die Technologie, sondern der Kunde. Die Technologie ermöglicht nur die Veränderung“, sagt Dahmen. 

Der Kunde macht den Change

„Veränderungen geschehen immer, weil der Kunde einen Vorteil davon hat. Aber der Kunde sieht diese Disruption nicht. Für ihn ist WhatsApp das gleiche wie SMS, nur kostenlos und mit mehr Möglichkeiten. Airbnb ist für ihn dasselbe wie ein Hotel, nur schneller, besser, billiger. Der Kunde sieht Kontinuität – wir sehen die Arbeit: Oh je, ich muss alles umstellen! Eigentlich muss sich der Unternehmer über mehr Arbeit freuen, auch wenn es digitale Arbeit ist, denn Kunden erwarten mehr Service … auch digital! Dann haben die Kunden weniger „Nerv“ und mehr Spaß. Wie viel Spaß etwas macht, ist eine Schlüsselfrage für nahezu alle Branchen, so Dahmen: „In einem meiner Vorträge geht es um die Entwicklung von Städten. Diese teilen sich mittlerweile in zwei Klassen: Städte, in denen die Einkaufsstraßen veröden und Städte, in denen viel los ist. Die Frage, um die sich alles dreht, ist: Wie viel Spaß macht es, dort hinzugehen? Wenn es um rein funktionales Einkaufen geht, kann ich das online besser. Wenn es aber eine Stadt ist, die Spaß macht, wo Leben ist, eine Band spielt, wo Leute sich treffen – da kann Amazon nicht mithalten. Das Prinzip gilt für alle Branchen. Die Städte, Geschäfte oder Gasthäuser, die leer sind, sind selbst schuld, weil sie keinen Spaß machen. Die entscheidende Frage ist: Eine wie viel schönere Zeit habe ich, wenn ich extra dorthin gehe? Wenn es keinen Spaß macht, soll der Einkauf so schnell wie möglich gehen. Wer beim Lieferdienst bestellt, will nicht aus dem Haus, der Preis ist dann fast egal. Für mehr Freude oder weniger Leid sind die Menschen bereit, mehr zu bezahlen.“  

Wer fokussiert, der verliert

Viele Manager tun sich schwer mit dem Blick in die Zukunft und das ist gefährlich. Dietmar Dahmen: „Wer fokussiert arbeitet, der verliert. Denn der Fokus macht blind für den Rand. Aber Innovation und Disruption passieren genau dort. Viele Manager sehen das Business als Fightclub und achten dabei nur auf sich selbst: Ich bin trainiert, es geht mir gut. Das Problem ist aber der andere, der kommt und einen K.O. schlägt. Der Angriff von außen ist das Problem.“ Ein Beispiel mit starken Auswirkungen ist die Automobilindustrie, in der drei große Veränderungen stattfinden: der Motor (Elektromobilität), der Fahrer (autonomes Fahren) und der Besitz (Sharing). Dahmen: „Eine Marke, die Probleme mit dem selbstfahrenden Auto haben wird, ist Porsche. Keiner will in einem Porsche 911 passiv sitzen und nur gefahren werden. Zweites Problem: Wer fährt tanken? Wahrscheinlich fährt das Auto selbst zur Tankstelle. Wenn aber alles Selbstbedienung ist, wie tankt das Auto? Die Tankstelle muss sich also verändern. Und was macht Lekkerland? Ein Auto kauft keine Brötchen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Ich bin entweder morgen vom Markt verschwunden, oder ich erkenne, dass ein leeres Auto bei mir vorgefahren kommt. Und wenn es ein Elektroauto ist, habe ich 15 Minuten Zeit, um die Karre randvoll zu machen mit Bier, Pizza, allem, was ich habe. Ich kann Amazon aushebeln. Das bedeutet: Eine Veränderung, die mit meinem Markt nichts zu tun hat, sondern mit einem Auto, hat auf mich, weil ich Lekkerland bin, einen riesen Einfluss. Das sehen die meisten Leute nicht.“ 

GZ 06/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Spezi-Boom

Die Kategorie Cola-Mix zeigt sich als wahrer Wachstumstreiber. Trotz immer stärkerer Diversifizierung des Marktes scheint der Spezi-Peak für Branchenkenner aber noch längst nicht erreicht.

Gastkommentar: Patrick Peters

Patrick Peters, Marktsegmentmanager Softdrinks bei der Döhler Group, zeigt einige Faktoren auf, weshalb Cola-Orange-Limonaden derzeit eine nach seiner Ansicht nach bemerkenswerte Popularität erlangt haben. Wie lange die Spezi-Welle anhält, liege aber letztlich an der Entscheidung der Konsumenten.

Aktuelles Interview: Sebastian Priller-Riegele

Sebastian Priller-Riegele, Geschäftsführer der Riegele Bier-Manufaktur, spricht über den Erfolg von seinem Spezi, den aktuellen Hype der Cola-Mixes und Win-Win-Partnerschaften.