Studie stellt ökologischen Nutzen von Pfandflaschen in Frage

Seit Jahren wird behauptet Mehrwegflaschen leisten einen signifikanten Beitrag zum Umwelt- und Klimaschutz. Laut der Organisation "Bund Getränkeverpackungen der Zukunft" (BGVZ) sei die Behauptung, dass Mehrwegflaschen einen signifikanten Beitrag zum Umwelt- und KIimaschutz leisten, lange nicht so eindeutig, wie im Allgemeinen angenommen werde. Diese Erkenntnis teilte der BGVZ heute auf einer Pressekonferenz in Berlin mit. Grundlage dieser Erkenntnis ist eine neue Studie des ifeu-Institut für Energie- und Umweltforschung Heidelberg. Die genannte Erhebung untersucht bisherige Ökobilanzen bepfandeter Mehrweg- und Einweggetränkeverpackungen mit überraschendem Ergebnis: Kaum eine Studie zeige eindeutige Ergebnisse. Niemand könne mit Gewissheit sagen, wie ökologisch Getränkeverpackungen heute seien, heißt es. Der ökologisch bewusste Getränkeeinkauf bleibe ein kompliziertes Unterfangen. Das stelle nach Meinung des BGZV auch den Gesetzgeber vor Probleme.

Wissen, dass wir nichts wissen

Die im BGVZ organisierten Getränkehersteller, Handels-, Verpackungs- und Recyclingunternehmen haben wissenschaftlich klären lassen, ob die bisherige Ökobilanzierung von Mehrweg und Einweg mit Pfand handfeste Ergebnisse liefert. Der Studienleiter Benedikt Kauertz (ifeu) betont, dass „wir mit den Ergebnissen der Ökobilanz heute nicht mehr viel anfangen können. Im Grunde wissen wir jetzt, dass wir nichts wissen.”

Mehrwegflasche muss sich Studie stellen

Auf der Grundlage von Studienergebnissen des Umweltbundesamtes aus den Jahren 2000 und 2002 galt Mehrweg lange als ökologisch vorteilhaft. Doch in der Branche hat sich vieles verändert. Die PET-Einweg-Flaschen und Dosen sind leichter geworden und haben einen höheren Anteil an recyceltem Material. Gleichzeitig sind immer mehr Mehrwerg-Individualglasflaschen mit hohem Marktanteil im Umlauf. Diese müssen teils über weite Wege immer zum selben Hersteller zurück. Einer Ökobilanz musste sich die individuelle Mehrwegflasche noch nie stellen.

Verbraucher und Politiker ratlos

Der BGZV stellt fest, dass Verbraucher und Politiker "ratlos sind", weil eine gesicherte Grundlage für umweltfreundliche Entscheidungen fehle. Die Auftraggeber der Studie mahnen deshalb, dass nur auf dem Fundament von wissenschaftlich gesicherten Fakten in Zukunft Maßnahmen entwickelt werden können, die aktiv zum Umweltschutz beitragen. Zur eindeutigen Ergebnisfindung bedarf es daher neuer Bewertungsleitlinien, deren Definition und Pflege nur durch eine unabhängige öffentliche Stelle erfolgen kann. Wir brauchen neue Ökobilanzen mit den Marktbedingungen von heute.

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.