v.l.n.r.: Mike Herrmann (Sales Manager KHS), Daniel Schnitzer (Betriebskontrolleur Abfüllung bei Rothaus) und Ludwig Clüsserath (Leiter Entwicklung Fülltechnik bei KHS). (Foto: KHS-Gruppe)
v.l.n.r.: Mike Herrmann (Sales Manager KHS), Daniel Schnitzer (Betriebskontrolleur Abfüllung bei Rothaus) und Ludwig Clüsserath (Leiter Entwicklung Fülltechnik bei KHS). (Foto: KHS-Gruppe)

Rothaus AG investiert in Glasfüller

Die Badische Staatsbrauerei Rothaus AG (Pils Tannenzäpfle) aus dem Hochschwarzwald entwickelt sich eigenen Angaben zufolge rasant. Die Brauerei investiert nun in einen neuen Glasfüller der KHS-Gruppe.

Besonders erfolgreich und daher auch ein Grund für kontinuierliche Investitionen in leistungsstarke Abfülltechnik ist das Tannenzäpfle, das hohe Anforderungen an die eingesetzten Anlagen stelle: Diese Biere würden ohne Pasteurisieren abgefüllt – nur die alkoholfreien Varianten (Pils, Hefesorten) würden aufgrund des geringeren Eigenschutzes der Getränke wärmebehandelt. Da das Tannenzäpfle mehr Stammwürze als Standardbiere hat, bestehe die Gefahr, dass bei zu viel Sauerstoffaufnahme beim Füllprozess Produkte vorzeitig altern. Für eine sauerstoffarme Abfüllung setzen die Schwarzwälder nun auf den KHS Innofill Glass DRS. KHS habe 150 Jahre Erfahrung in der Brauereitechnik.

50.000 Flaschen pro Stunde

Nun steht am Produktionsstandort in Rothaus ein flexibler Füller mit 132 Stationen für bis zu 50.000 Flaschen pro Stunde. Der Innofill Glass DRS sei optimal zugänglich für Reinigung und Desinfektion und ist damit prädestiniert zur Abfüllung von Bieren ohne anschließende Tunnelpasteurisation. Die Maschine ermögliche zudem eine hygienische Produktion bei geringem CO2- und Medieneinsatz.

Die Brauerei füllt auf dem neuen Glasfüller 0,5-Liter- und 0,33-Liter-Flaschen ab. Dabei kommt die kamerageführte HDE-Regelung zum Einsatz. Der durch sie erzeugte Schaum verdrängt den Restsauerstoff aus der Flasche und ist daher für Qualität und Haltbarkeit des Bieres von sehr großer Bedeutung. Da das Aufschäumen jedoch von diversen Parametern im Füllprozess abhängig ist, ermöglicht KHS mit seiner Neuentwicklung eine ständige Kontrolle und Regelung der Schaumkrone unabhängig vom Bediener.

So könne Rothaus einerseits einem übermäßigen Bierverlust durch Überschäumen vorbeugen, gleichzeitig aber auch unzureichend aufgeschäumte Flaschen erkennen und ausschleusen. Kommt es bei der Abfüllung zu hohen Fehlerquoten, erfolgt ein Produktionsstopp und die Bediener können die Ursache in einer übersichtlichen Auswertung ablesen. Eine früher erforderliche Sicherheitsüberfüllung sei heute nicht mehr notwendig; zuvor wurde diese Funktion von Bedienern eingestellt und kontrolliert. Da das manuelle Steuern einer ständigen Kontrolle und Nachjustierung unterlag, konnten Der neue Innofill Glass DRS von KHS. (Foto: KHS-Gruppe)Fehleinstellungen durch Bediener nicht ausgeschlossen werden. Unnötige Produktverluste und negative Auswirkungen auf die Qualität waren die Folge.

Bierverlust um bis zu 50 Prozent senken

„Durch die automatische HDE-Regelung konnten wir den Bierverlust bei der Füllung um bis zu 50 Prozent senken und so rund 1 Milliliter pro Flasche sparen. Das spart doppelt – denn nicht nur wertvolles Produkt bleibt verfügbar, sondern auch der energieintensive Abbau auf unserer betriebseigenen Kläranlage kann so vermieden werden“, erklärt Daniel Schnitzer, Betriebskontrolleur Abfüllung bei Rothaus.

Das Assistenzsystem DIAS sorge zudem für einen umfassend überwachten Füllprozess. Drucksensoren in jedem einzelnen Füllventil bieten angeblich eine lückenlose Überwachung von Druck, Zeit und Schrittfolgen. Abweichungen von Sollwerten würden dadurch sofort erkannt. Besonders hervorzuheben sei bei dem Assistenzsystem auch die Kontrolle der Evakuierungs- und CO2-Spülprozesse zur Realisierung niedriger Sauerstoffaufnahmen. Flaschenbruch werde lückenlos über den gesamten Bearbeitungswinkel erkannt und die Bottle-Burst-Routine gestartet. Die Daten der Sensoren können als Druckkurve auf dem Bildschirm aufgerufen werden. „Bediener bekommen dadurch die Möglichkeit, Fehler schnellstmöglich zu erkennen und können die Füllphasen optimal einstellen“, sagt Clüsserath, Leiter Entwicklung Fülltechnik bei KHS.

In der Praxis führe dies nicht nur zu einer schnellen Reparatur, sondern diene auch als Basis für eine vorbeugende Wartung. Mit den Daten erfolgt eine statistische Beurteilung der Ergebnisse, anhand der sich zukünftige Fehlerquellen bereits im Vorfeld erkennen und beseitigen ließen. Das sorge für gleichbleibende Qualität und beuge ungeplanten Unterbrechungen des laufenden Betriebs vor.

Weniger Lärm und weniger Bruch

Um den Flaschenstrom sanft und ohne fülltechnische Qualitätseinbußen zu unterbrechen, ist der Innofill Glass DRS zudem mit einem sensorgesteuerten und hygienisch gebauten Flaschenstopper ausgestattet, der bei voller Leistung aktiviert werde. Eine Lichtschranke misst hier für alle Flaschensorten ohne Umstellmaßnahmen die Abstände der Behälter bei der Zuführung in den Füller. Anschließend sorge ein Bremskeil für ein schonendes Abbremsen des Flaschenstroms, sodass der Füllprozess und die Aufschäumung bei konstant hoher Leistung erfolgen. „Nachdem das System optimal eingestellt war, läuft es stabil und wir haben dank der neuen Bremsrampe kein zusätzliches Scuffing, weniger Lärm und weniger Bruch“, erklärt Schnitzer.

Schnelle Formatteilwechsel sollen außerdem für eine hohe Flexibilität bei Produktionsplanung und Anlageneffizienz sorgen. KHS bietet dazu eine Schnellverriegelung. Flaschenführungsteile seien mit wenigen Handgriffen werkzeuglos getauscht und hielten sicher dank des Formschlusses zwischen Auflage und Formatteil. Die Umstellzeit für Füller mit einem Verschließer reduziere sich um bis zu 33 Prozent auf nur noch 15 bis 20 Minuten.

Die Entscheidung für die Maschine habe sich laut Rothaus als richtig erwiesen.

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.