Missbrauch auf Agenda 2010

Maßnahmen gegen missbräuchlichen Alkoholkonsum werden auch im nächsten Jahr auf der politischen Agenda weit oben stehen. Dazu teilte die Drogenbeauftragte Mechthild Dyckmans jetzt neue Pläne mit. Indessen bemüht sich die Alkoholindustrie weiter um eigene Initiativen.

Vor dem Hintergrund der neuesten Zahlen zum Rauschtrinken bei Kindern und Jugendlichen forderte die Drogenbeauftragte der neuen Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, eine konsequentere Einhaltung des Jugendschutzgesetzes. Zwar gehe insgesamt der regelmäßige Alkoholkonsum unter jungen Leuten seit Jahren zurück. Die Anzahl derer, die mit Alkoholvergiftung stationär in Krankenhäusern behandelt werden müssten, sei aber auch 2008 wieder gestiegen.
Insgesamt sei dies bei 25.700 Jungen und Mädchen zwischen zehn und zwanzig Jahren der Fall gewesen, was gegenüber dem Vorjahr einer Steigerung um elf Prozent entspreche. Besondere Sorge bereite die Zunahme in der sehr jungen Gruppe der Zehn- bis 15-Jährigen sowie unter Mädchen.
Konkret forderte Dyckmans deshalb Ausweiskontrollen beim Alkoholkauf bei Personen bis zum geschätzten Alter von 25 Jahren. Viele Tankstellen praktizierten dies bereits erfolgreich, die Maßnahme sei aber für alle Verkaufsstellen angebracht, so die Drogenbeauftragte. Sie werde den Vorschlag in Kürze mit dem Hauptverband des deutschen Einzelhandels diskutieren.
Darüber hinaus müssten Projekte zur Alkoholprävention in den Schulen, die bereits in vielen Bundesländern erfolgreich durchgeführt würden, flächendeckend umgesetzt werden. In die Vorbeugung will Dyckmans aber auch die Eltern einbeziehen. Sie müssten Angebote bekommen, die sie darin unterstützen, ihre Kinder stark zu machen, um "Nein" zum Missbrauch sagen zu können. Dazu sollen die Kampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung entsprechend erweitert werden.
Unabhängig davon bemüht sich die Alkoholindustrie weiter um Maßnahmen der Selbstverpflichtung. So teilte der Verband der deutschen Fruchtwein- und Fruch- tschaumwein-Industrie (VdFw) jetzt mit, sich unter dem Dach der Deutschen Weinakademie (DWA) ab 2010 an der bundesweiten Kampagne "Don’t drink and drive" zu beteiligen.
Die Initiative besteht bereits seit 1993 und wird von den Spitzenverbänden der Bier-, Wein- und Spirituosenindustrie getragen. Sie will insbesondere gefährdete Fahrer zwischen 18 und 25 Jahren ohne erhobenen Zeigefinger über die Auswirkungen des Alkoholkonsums auf die Fahrtüchtigkeit aufklären. Ein wichtiger Bestandteil ist seit 2000 das Internetportal www.ddad.de, das Fakten und Wissen ebenso liefert wie interaktive Elemente, zum Beispiel Reaktionstests oder ein Fahrsicherheitsquiz. Ebenfalls ein Kernstück sind die Einsätze der so genannten "Party Patrol" in Diskotheken. Junge Fahrer werden dabei vor Ort von gleichaltrigen Promotern dafür sensibilisiert, dass Auto fahren und Alkohol nicht zusammenpassen.
Derweil informiert der Spirituosenverband BSI aktuell seine Mitglieder darüber, worauf sie sich im kommenden Jahr in Sachen Alkoholpolitik einstellen müssen: So gehe unter Umständen von dem zum 1. Januar beginnenden nächtlichen Verkaufsverbot in Baden-Württemberg eine Signalwirkung für andere Länder aus. Diskutiert würden auch Trinkverbote auf öffentlichen Plätzen sowie vor Fußballspielen und in Stadien. Ebenfalls im Gespräch sei die Forderung nach dem Einsatz von Testkäufern nach dem Beispiel Niedersachsens. Auch das bisher nicht abgestimmte "Nationale Aktionsprogramm" mit Plänen zu Steuererhöhungen und Verkaufsbeschränkungen könnte erneut auf die Tagesordnung kommen.
Auch auf internationaler Ebene bleibt das Thema auf der Agenda: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) erarbeitet derzeit eine neue "Globale Strategie zur Bekämpfung des Alkoholmissbrauchs", die im Mai 2010 verabschiedet werden soll.
Auch wenn darin immer wieder der Hinweis auf nationale Konsummuster betont werde, stehe dahinter die Vision einer weltweiten Strategie mit dem Fokus auf der Regulierung von Verfügbarkeit, Werbung und auch Preispolitik.

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.