Alkoholfreie Biere haben oft eine isotonische Wirkung und sind damit ideal für den Verzehr nach dem Sport. (Foto: Adobe Stock / JackF)
Alkoholfreie Biere haben oft eine isotonische Wirkung und sind damit ideal für den Verzehr nach dem Sport. (Foto: Adobe Stock / JackF)

"Heute sind Brauer stolz darauf"

Das Segment „Alkoholfreie Biere“ wächst kontinuierlich – im Jahr 2018 waren es laut Nielsen +12,6 Prozent. Die GETRÄNKE ZEITUNG hat namhafte Hersteller gefragt, inwieweit alkoholfrei auch Prestigesache ist.

Seit dem Jahr 2010 ist das Segment der alkoholfreien Biere in Deutschland um über 50 Prozent gewachsen. Besonders alkoholfreie Biermischgetränke legen stetig zu: Um mehr als 250 Prozent sind sie innerhalb der letzten fünf Jahre gewachsen. Die mit Abstand beliebteste Variante sind Radler: Dreiviertel aller im Handel gekauften alkoholfreien Biermischgetränke gehören in diese Kategorie. Eine Entwicklung, die sich im Jahr 2018 fortsetzte: Die Nachfrage nach alkoholfreiem Bier ist im vergangenen Jahr mit prozentual zweistelligen Zuwachsraten erneut überproportional angezogen, insbesondere alkoholfreie Biermischgetränke wuchsen zum wiederholten Mal kräftig. Der Deutsche Brauer-Bund traut dem Segment zudem eine weitere Steigerung des Marktanteils von derzeit 7 auf 10 Prozent binnen weniger Jahre zu.

Viele Faktoren tragen zum Erfolg bei

Den Erfolg begründen die Hersteller mit einem steigenden Gesundheitsbewusstsein der Menschen – alkoholfreie Biere weisen oft eine geringere Kalorienzahl auf als ihr Pendent mit Alkohol. Zudem schmeckten Alkoholfreie (mittlerweile) richtig gut, Brauereien verweisen immer öfter auf ihre isotonische Wirkung, was wiederum den Sportlern zugutekommt. Da liegt die Frage nahe, ob ein alkoholfreies Pils, Hefeweizen, Biermischgetränk oder Helles nicht jeder Brauerei gut zu Gesicht stünde – schließlich ist man stets bemüht, die junge (und sportliche) Zielgruppe zu gewinnen. Ist das Alkoholfreie nicht auch eine Prestigefrage?

Birte Kleppien, Radeberger Gruppe: „Unser Portfolio richten wir nach den Wünschen und Bedürfnissen der Kunden und Konsumenten aus. So müssen sich letztendlich alle Marken, Sorten und Gebinde bewähren. Entsprechend reagieren wir auf Veränderungen, indem wir unser Sortiment fallweise bereinigen, wenn die Nachfrage uns dazu Anlass gibt. Alkoholfreie Biere sind – wie alle unsere Biere – also keine Prestigefrage, sondern haben angesichts der weiterhin positiven Marktentwicklung einen wichtigen Platz in unserem Portfolio.“

Jeff Maisel, Brauerei Gebr. Maisel: „Unser alkoholfreies Weißbier hat mit Prestige nichts zu tun, es ist eine wunderbare Ergänzung unseres Portfolios. Das alkoholfreie Weißbier bietet mit dem fruchtig-würzigen Geschmack eine willkommene Abwechslung zu vielen süßen Softdrinks oder Mineralwasser.“

„Erdinger Alkoholfrei ist eine tragende Säule im Sortiment und natürlich auch eine Prestigesache.“ Josef Westermeier, Erdinger

Josef Westermeier, Erdinger Weißbräu: „Erdinger Alkoholfrei ist eine tragende Säule im Sortiment und natürlich auch eine Prestigesache. Schließlich haben wir den Aufschwung bei den Alkoholfreien maßgeblich geprägt. Mit einem alkoholfreien Weißbier das gesamte Alkoholfrei-Segment anzuführen, darauf sind wir stolz. Wir haben gezeigt, dass man mit einem hervorragenden Produkt, einer unternehmerischen Vision und einer konsequenten Umsetzung völlig neue Zielgruppen erreichen und begeistern kann. Heute ist Erdinger Alkoholfrei fest im Kopf und im Herzen unserer Kundschaft verankert und trägt sehr viel zum positiven Image der Marke Erdinger bei.“

Svenja Breitenstein, Bitburger: „Die Nachfrage nach alkoholhaltigem Bier sinkt. An dieser Tatsache hat selbst ein Ausnahmesommer wie der im vergangenen Jahr nichts geändert. Umso wichtiger ist es, mit alternativen Produkten neue Verwender anzusprechen. Unsere alkoholfreie Produktreihe ist daher ein wesentlicher Bestandteil unserer Strategie, mit unseren Qualitätsprodukten nachhaltige Wertschöpfung zu erzielen.“

Andreas Scholten, Krombacher: „Die Verbrauchernachfrage nach alkoholfreien Bieren wächst seit Jahren kontinuierlich an und Krombacher ist der größte Anbieter in diesem strategisch wichtigen Segment. Als Marktführer bei alkoholfreien Bieren sehen wir es als unsere Aufgabe, auf das in jüngster Zeit veränderte Konsumverhalten mit unserem zusätzlichen Angebot von Krombacher o,0% zu antworten. Es gibt eine wachsende Zahl an Verbrauchern, die bewusst auf jeglichen Alkohol verzichten möchten.“

„Ich wage die Prognose, dass wir am Ende des nächsten Jahrzehnts die 20-Prozent-Schwelle überschreiten.“ Michael Weiß, Meckatzer Löwenbräu

Und das sagt Michael Weiß von Meckatzer Löwenbräu zu alkoholfreien Bieren: „Alkoholfreie Biere haben offensichtlich eine steigende Daseinsberechtigung. Denn ihr Anteil am Bierkonsum steigt seit Jahren permanent und beträgt inzwischen rund sechs Prozent. Es gibt viele Anlässe, zu denen die Menschen gerne ein Bier trinken, aber auf Alkohol verzichten wollen bzw. müssen. Und ich kenne einige, denen alkoholfreie Biere sogar besser schmecken, als die mit Alkohol. Das alte und früher zum Teil auch berechtigte Vorurteil „Die schmecken doch nicht“, gehört der Vergangenheit an. Das Segment kann so noch ganz andere Dimensionen erreichen. Schon bald wird der Anteil alkoholfreier Biere auf über 10 Prozent steigen. Ich wage die Prognose, dass wir am Ende des nächsten Jahrzehnts die 20-Prozent-Schwelle überschreiten. Das liegt einerseits an der immer besseren Qualität, andererseits an der steigenden Akzeptanz der Konsumenten. Es ist noch nicht so lange her, dass Braumeister sich nur widerwillig diesem Thema gewidmet haben. Es verstieß aus dem Selbstverständnis eines klassischen Brauers heraus gegen die Brauerehre, Biere ohne Alkohol zu brauen. Heute erfüllt es sie mit Stolz, wenn die Verbraucher diese Biere loben. Und dass die alkoholfreien Biere selbst branchenintern noch nicht den Stellenwert haben, der ihnen heute – und in Zukunft noch viel stärker – gebührt, zeigt sich daran, dass sich die offiziellen Statistiken nur an den alkoholhaltigen Bieren orientieren. Wenn es um die Entwicklung des Bierkonsums geht, müssen in Zukunft die von der Branche kommunizierten Zahlen unbedingt die alkoholfreien beinhalten.“

Dies und viele weitere Fakten rund ums alkoholfreie Bier lesen Sie in GETRÄNKE ZEITUNG Nummer 12, die am 6. Juni erscheint. 

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.