Vor allem Discounter wie Aldi und Lidl wurden von der Deutschen Umwelthilfe mit der "roten Karte" abgestraft, weil bei Getränken die geforderte Mehrwegquote von 70 Prozent nach wie vor unterschritten wird. (Foto: Pixabay)
Vor allem Discounter wie Aldi und Lidl wurden von der Deutschen Umwelthilfe mit der "roten Karte" abgestraft, weil bei Getränken die geforderte Mehrwegquote von 70 Prozent nach wie vor unterschritten wird. (Foto: Pixabay)

DUH wirft Discountern Mehrwegboykott vor

Auch zwei Jahre nach Inkrafttreten der Mehrwegquote von 70 Prozent für Getränkeverpackungen gebe es  laut Deutsche Umwelthilfe bei Händlern und Abfüllern keine Trendwende von Einweg zu Mehrweg. Dies belege eigenen Angaben zufolge eine aktuelle Umfrage der DUH unter 37 großen Händlern und Abfüllern. Lediglich real sowie die Brauereien Radeberger und Bitburger hätten angegeben, die Mehrwegquote von 70 Prozent zu erfüllen. Als Konsequenz fordert die DUH von Bundesumweltministerin Svenja Schulze zum wiederholten Mal die Einführung einer Abgabe auf Einweg-Plastikflaschen und Getränkedosen von mindestens 20 Cent zusätzlich zum Einwegpfand. Die gesetzliche Mehrwegquote gilt seit 1. Januar 2019.

DUH vergibt Karten nach dem Ampelsystem

Die DUH vergibt in ihrer Umfrage gemäß des jeweiligen Beitrags zur Erfüllung der gesetzlichen Mehrwegquote rote, gelbe und grüne Karten an Händler und Abfüller. Nur drei Unternehmen gaben laut DUH an, die Mehrwegquote von 70 Prozent zu erfüllen und erhielten daher eine grüne Karte. Alle anderen befragten Unternehmen hätten die gesetzliche Mehrwegquote unterschritten oder wollten keine Angaben machen. Somit hätten drei Unternehmen eine gelbe Karte bekommen, weil sie mindestens 50 Prozent Mehrweganteil in ihrem Sortiment haben, erklärt die Umweltorganisation.

Discounter mit null Prozent Mehrweg bekommen rote Karte

Besonders negativ seien nach Angben der DUH die Discounter Aldi und Lidl mit null Prozent Mehrweg aufgefallen. Sie seien hauptverantwortlich für die milliardenfache Inverkehrbringung von Einweg-Plastikflaschen. Bei den Herstellern unterschreite der Marktführer im Bereich Erfrischungsgetränke Coca-Cola mit einem Mehrweganteil von 38,8 Prozent das gesetzliche Mehrwegziel von 70 Prozent "deutlich", wirft die DUH dem Getränkekonzern vor. Im Bereich der stillen Mineralwässer enttäusche Nestlé mit einer Mehrwegquote von 13 Prozent. Danone Waters, das in einer Umfrage vor zwei Jahren eine Mehrwegquote von null Prozent angegeben hätte, wollte sich nach Angaben der DUH nun nicht mehr äußern. Ebenfalls nicht geäußert auf die Umfrage hätten sich die großen Saftproduzenten Eckes-Granini und Valensina. Auf deren Internetseiten würden die Produkte "nahezu vollständig in Einweg-Plastikflaschen und Getränkekartons angeboten", kritisiert die DUH.

Lebensmitteleinzelhandel bietet 50 Prozent Mehrweganteil bei Getränken an

„Dass auch Discounter problemlos Mehrweg anbieten können, zeigt Netto Marken-Discount. Der Lebensmitteleinzelhändler bietet immerhin die Hälfte seiner Getränke in Mehrwegflaschen an. Auch Edeka und Kaufland weisen einen Mehrweg-Anteil von rund 50 Prozent auf. Damit liegt das Mehrwegangebot zwar über der Durchschnittsquote des Gesamtmarkes von rund 41 Prozent, allerdings weit unter dem Zielwert von 70 Prozent im Verpackungsgesetz. Insbesondere Vollsortimenter wie Edeka und Rewe, die sich Nachhaltigkeit groß auf die Fahnen schreiben, müssen schnell besser werden. Die Regionalgesellschaften und Franchisenehmer sollten vor allem Mehrwegprodukte aus der nahen Umgebung anbieten“, fordert der DUH-Leiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer. //pip

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.