Überraschender Ausgang: Keines der getesteten Discountmarkenbiere entsprach nach Ansicht der Jury der Kategorie Pils. (Foto: Meininger Verlag)
Überraschender Ausgang: Keines der getesteten Discountmarkenbiere entsprach nach Ansicht der Jury der Kategorie Pils. (Foto: Meininger Verlag)

Discounter fallen durch beim Pilsbier-Test

Dass es bei der Discount-Marken-Verkostung keinen „GZ-Testsieger“ gab, weil keines der Biere der Sorte Pils entsprach, hatte viele Gründe. Doch der Reihe nach.

Die Jury bestand aus fünf Mitgliedern: Benjamin Brouër (stellvertretender Chefredakteur vom Gastronomie-Fachmagazin Fizzz und Biersommelier), Dominik Durner (Professor für Lebensmitteltechnologie und Oenologie am Weincampus Neustadt), Caroline Hennemann (Redakteurin Meiningers CRAFT und GETRÄNKE ZEITUNG), Christian Neumer (Biersommelier und Inhaber der Braukomturei Edelbiermanufaktur Niederkirchen) sowie Pierre Pfeiffer (Chefredakteur GETRÄNKE ZEITUNG).

Die Höchstzahl von 10 Punkten konnte nicht vergeben werden

Zur Blindverkostung standen insgesamt 19 Pilsbiere von Aldi Süd und Nord, Lidl, Netto, Norma und Penny sowie Oettinger zur Verfügung. Wobei die Gebindepalette von PET-Einwegflaschen bis hin zur 0,5-Liter-Dose über die 0,33-Liter- sowie die 0,5-Liter-Glas-Mehrwegflasche reichte. Bewertet wurden die acht Attribute Schaum, Farbe, Malzigkeit, Hopfigkeit, Geruch, Spritzigkeit, Körper und Bitterkeit. Insgesamt hatten die Tester die Möglichkeit, die Höchstzahl von 10 Punkten zu vergeben. Jedoch: Kein Bier genügte den Ansprüchen der Jury-Mitglieder, um der Kategorie Pils gerecht zu werden. Im Großen und Ganzen lag es weniger an deren Qualität, obwohl die Jury auch während der Verkostung auf mindestens drei fehlerhafte Produkte stieß. Die Tester kamen zu dem Schluss, dass die Discounter den Versuch unternahmen, „Pils als Qualitätsmerkmal zu nutzen“, ohne dabei aber dem Bierstil gerecht zu werden.

Netto überraschte am meisten

Am positivsten überraschen konnte die Edeka-Tochter Netto mit ihrer Pils-Marke Grafensteiner Pils in der braunen 0,5-Liter-Mehrweg-Glasflasche. Auch wenn dieses Bier nach Einschätzung der Jury wiederum nicht der Definition eines Pils’ entsprach.

Auch das Schloss Pilsener in der 0,5-Liter-Dose stand seinem Pendant aus dem gleichen Hause (Netto) in kaum etwas nach. Die Verkoster empfanden es als „hochspannend“. Aber auch hier kein Pilsgeschmack: Das Bier erinnerte eher an ein „Summer Ale“.

Irritiert war die Jury zu guter Letzt bei der Verkostung von Oettinger Pils in der braunen 0,33-Liter-Stubbi-Flasche, welches ungefähr auf dem gleichguten Niveau der getesteten Netto-Biere lag. Dessen Farbe war pilstypisch, der Geruch erinnerte an Hopfenblumen mit einem Hauch von Akazie. Der Geschmack war durchaus herb, hatte eine gute Bitterkeit, nur der Abgang war etwas „kratzig“ und für ein Pils "zu süß", so das Jury-Urteil.

Es folgte Testreihe 5, die zumindest eine typische Pils-Farbe hatte. Ansonsten war dieses Bier offensichtlich mit Mängeln behaftet: Die Bandbreite beim Geruch ging von „fehlerhaft“, „schweißig“ bis zu „käsig“. Der Geschmack wiederum wurde mit „schlechtem Hopfen“, „alt“, „maisig“ und ebenso „fehlerhaft“ umschrieben. Die Verwunderung nahm plötzlich zu, als nach der Blindverkostung zutage trat, dass es sich bei dem Bier ebenso um das gleiche Oettinger Pils wie zuvor handelte – nur eben im 0,5-Liter-Glasgebinde. Logische Konsequenz: 0 Punkte.

Gesamt-Fazit von Dominik Durner, Professor für Lebensmitteltechnologie und Oenologie am Weincampus Neustadt: „Der Deutschen liebstes Bier ist im brautechnischen Sinne kein Pils, sondern pures Marketing.“

Leser, die mehr über die getesteten Discount-Pilsbier-Marken und deren Bewertung der Experten-Jury lesen  wollen, erfahren alles in der Titelgeschichte „GZ-Testsieger“ in der aktuellen Printausgabe Nummer 20 der GETRÄNKE ZEITUNG. //pip

 

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.