Die Coronapandemie zieht die Brauwirtschaft in eine heftige Krise. (Foto: Stock Adobe / v.poth)
Die Coronapandemie zieht die Brauwirtschaft in eine heftige Krise. (Foto: Stock Adobe / v.poth)

Brauwirtschaft kämpft mit Absatzminus

Im April 2020 wurden in Deutschland insgesamt 17,3 Prozent weniger Bier (ohne Alkoholfrei und Malztrunk) abgesetzt als im Vorjahresmonat. Waren es im April 2019 noch 8,545 Millionen Hektoliter, setzten deutsche Brauer im April 2020 nur noch 7,067 Millionen Hektoliter ab.

Von Januar 2020 bis April 2020 liegt damit das Absatzminus bei -6,2 Prozent. In dieser Zeit wurden 26,802 Millionen Hektoliter abgesetzt, im Vergleichszeitraum 2019 waren es 28,586 Millionen Hektoliter.

Am heftigsten betraf die Negativentwicklung in diesem April laut Statistischem Bundesamt Schleswig-Holstein/Hamburg mit einem Minus von -54,9 Prozent. Auch Hessen (-31,7 Prozent), Rheinland-Pfalz/Saarland (-21,7 Prozent), Nordrhein-Westfalen (-20,3 Prozent), Bayern (-18,8 Prozent) und Baden-Württemberg (-15,1 Prozent) trifft die Folgen der Coronapandemie hart. Lediglich Thüringen verzeichnet im April mit +4,3 Prozent ein kleines Absatzplus.

Dramatische Verluste im Zeitraum Januar 2020 bis April 2020

Ein bisschen anders stellt sich die Situation im Zeitraum Januar bis April 2020 dar, in dem die deutschen Brauunternehmen ein Minus von -6,2 Prozent zu verkraften haben. Aufgeteilt nach Bundesländern, weist nur Berlin/Brandenburg ein Plus von 5,0 Prozent im Absatz auf (das allein im April -7,8 Prozent Absatz verliert) – alle anderen Bundesländer verlieren im Vergleich zu den ersten 4 Monaten des Jahres 2019. Allen voran steht auch hier Schleswig-Holstein/Hamburg (-25,0 Prozent), gefolgt von Hessen (-24,6 Prozent), Sachsen-Anhalt (-8,6 Prozent), Rheinland-Pfalz (-8,4 Prozent), Baden-Württemberg (-6,6 Prozent), Bayern (-6,5 Prozent) und NRW (-5,7 Prozent).

Export bricht ein

Der steuerfreie Bierabsatz in EU-Länder verzeichnet insgesamt ein Minus von -34,3 Prozent. Wurden im April 2020 532.337 Hektoliter Bier in EU-Länder abgesetzt, waren es im April 2019 noch 810.710 Hektoliter. Betrachtet man sich den Zeitraum Januar bis April 2020, steht ein Minus von -17,2 Prozent unter dem Strich (2020: 2,166 Millionen Hektoliter, 2019: 2,616 Millionen Hektoliter).

Es gibt aber auch Positives: Die Ausfuhr in Drittländer erholte sich erstaunlich schnell. In diesem April setzten deutsche Brauereien 766.815 Hektoliter in Drittländer ab, im April 2019 waren es 660.404 Hektoliter. Das entspricht einem Plus im April von 16,1 Prozent. Im Zeitraum Januar bis April 2020 steht damit ein kleines Minus von -0,1 Prozent Absatz (2020: 2,630 Millionen Hektoliter, 2019: 2,633 Millionen Hektoliter).

„Europaweiter Lockdown schlägt voll durch“

Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer beim Deutschen Brauer-Bund, kommentiert: „Nachdem beim steuerpflichtigen Absatz im März von den Auswirkungen der Coronakrise noch relativ wenig zu spüren war, schlug der europaweite Lockdown im April auf die Absätze voll durch. Beim Inlandsabsatz machen sich nicht nur die ausgebliebenen Absätze in der Gastronomie und bei Veranstaltungen bemerkbar, sondern es gehen zusätzlich Rücklieferungen von im März ausgeliefertem Fassbier in das Minus ein. Während sich die bereits im März angekündigten Absatzverluste bei der Ausfuhr in EU-Länder verstärkten, holten die Ausfuhren in Drittländer infolge des zeitlichen Vorauslaufs der Krisenentwicklung insbesondere in Asien wieder deutlich auf und liegen Ende April bereits wieder auf Vorjahresniveau.“ // ja

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.