Wenn die zugesagten finanziellen Mittel des Bundes bald nicht kommen, werden viele Brauerei Ihre Existenz verlieren. (Foto: Pixabay)
Wenn die zugesagten finanziellen Mittel des Bundes bald nicht kommen, werden viele Brauerei Ihre Existenz verlieren. (Foto: Pixabay)

Bittere Bilanz der Brauer

Immer mehr Brauereien geraten durch den zweiten Lockdown laut Deutschen Brauer-Bund und Verband der Privaten Brauereien Deutschland an die Grenze der Existenz.

Appell an Bund und Länder nach finanzieller Unterstzützung

Die Verbände der deutschen Brauwirtschaft haben eine bittere Bilanz für das laufende Geschäftsjahr gezogen und erneut an Bund und Länder appelliert, bei staatlichen Hilfen die Brauereien als engste Partner der Gastronomie angemessen zu berücksichtigen. „Für viele Brauereien ist seit März über Nacht der wichtigste Geschäftszweig weggebrochen. Blicken wir zurück auf dieses katastrophale Jahr, waren Gaststätten und Hotels, Kneipen, Bars und Clubs über vier Monate komplett geschlossen. Zwischen Mai und Oktober lief das Geschäft, wenn überhaupt, nur mit deutlich reduziertem Umsatz. Größere Veranstaltungen, Feste, Festivals oder Feiern fanden über neun Monate überhaupt nicht statt. Den ersten Gastro-Lockdown konnten die handwerklichen und mittelständischen Brauereien dank finanzieller Rücklagen zumeist noch überstehen, der zweite Lockdown aber bringt jetzt viele Betriebe an die Grenzen ihrer Existenz“, so der Präsident des Deutschen Brauer-Bundes, Dr. Jörg Lehmann, und der Präsident des Verbandes der Privaten Brauereien Deutschland, Detlef Projahn, in einer gemeinsamen Erklärung.

Ende des zweiten Lockdowns nicht in Sicht

Der Deutsche Brauer-Bund (DBB) und der Verband der Privaten Brauereien Deutschland (VPB), die gemeinsam die Interessen von mehr als 1.500 mittelständischen und handwerklichen, überwiegend familiengeführten Betrieben der deutschen Brauwirtschaft vertreten, sehen den Fortbestand zahlreicher Brauereien akut gefährdet, zumal ein Ende des Lockdowns für das Gastgewerbe und eine Aufhebung des bundesweiten Veranstaltungsverbotes derzeit nicht annähernd absehbar seien. „Wir haben Verständnis, dass Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, die für die gesamte Gesellschaft eine sehr ernsthafte Bedrohung darstellt, durchgesetzt werden müssen“, betonen Lehmann und Projahn. „Von diesen Maßnahmen besonders betroffene Branchen wie die Brauwirtschaft benötigen dann allerdings zielgerichtete finanzielle Unterstützung zur Existenzsicherung, die bislang fehlt.“ Zwar sei es zu begrüßen, dass Bund und Länder europaweit einmalige Hilfsprogramme aufgestellt hätten, um in Not geratenen Branchen unmittelbar zu helfen. Zulieferer, die existenziell auf das Gastgewerbe und auf Veranstaltungen angewiesen sind, fallen dabei derzeit aber weitgehend unter den Tisch. Gerade die Brauwirtschaft ist in erheblichem Umfang von der Schließung der Gastronomie und des Festbetriebs betroffen: Für viele Brauereien sei der Anteil an den Umsätzen von Fassbier, aber auch alkoholfreien Bieren und anderen Getränken, den sie über den Vertriebsweg Gastronomie tätigen, unersetzbar und überlebenswichtig. Je nach Ausrichtung des Betriebs können die Gastronomieumsätze bei mittelständischen, regionalen Brauereien bis zu 100 Prozent des Gesamtumsatzes betragen. Der von Brauereien im Handel erzielte Umsatz kann den Wegfall des Gastronomiegeschäftes nicht annähernd ausgleichen.

Viele familiengeführte Brauereien stehen vor dem Abgrund

„Als engste Partner und Lieferanten der Gastronomie sind die Brauereien ein zweites Mal unmittelbar vom Lockdown betroffen“, so die Brauer-Präsidenten Lehmann und Projahn. Es werde oft übersehen, dass viele Brauereien zudem auch Verpächter von Gaststätten seien und durch den Ausfall, die Stundung oder den Erlass von Pachten zusätzlich Millioneneinbußen entstanden seien. Da nicht abzusehen ist, wie lange die Schließungen dieses Mal andauern werden, und die schrittweisen Verlängerungen des Lockdowns vorausschauende Planungen für betroffene Unternehmen unmöglich machen, sei es für die notleidenden Betriebe wichtig, kurzfristig Wirtschaftshilfen, etwa in Form von finanziellen Zuschüssen, in Anspruch nehmen zu können, um die massiven finanziellen Ausfälle aus dem Gastronomiegeschäft zumindest teilweise kompensieren und damit Betriebsschließungen abwenden zu können. Bisher hätten viele der betroffenen Betriebe, die bestehenden Hilfsmaßnahmen aufgrund der Fördervoraussetzungen nicht in Anspruch nehmen können. „Viele der familiengeführten Unternehmen stehen am Abgrund. Was diese Betriebe jetzt dringend brauchen, sind faire Überbrückungshilfen für eine klare Zukunftsperspektive.“ //pip

 

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.