Aufpoliertes Börsenkonzept

GES-Börse. Unter dem neuen Namen Pro Fachhandel und mit erweitertem Konzept will sich die Nürnberger Verbundgruppe vom klassischen Börsengeschehen verabschieden .

Mit hohen Erwartungen reiste GES-Vorstand Berthold Brentrup am ersten Märzwochenende zur Premiere seiner Pro Fachhandel nach Berlin. Durch ein ungewöhnliches Rahmenprogramm und neue Messeideen will er die GES-Frühjahrsbörse zu der Fachhandelsveranstaltung schlechthin machen, wie Brentrup im Gespräch mit der GZ betonte.
Zur Eröffnung am Vorabend lud die Kooperation ihre Mitglieder und andere interessierte Fachhändler unter dem Motto Berlin erleben zu einer Tour durch die Hauptstadt ein. Je nach Interesse stand Kultur, Politik oder die gastronomische Szene im Mittelpunkt.
Der zweite Tag stand mit einem mehrstündigen Branchenkongress ganz im Zeichen der Information. Vertreter aus Industrie, Handel und Verbänden referierten über aktuelle Themen vom Einweg bis zur Alkoholpolitik. Zentrales Thema war die Zusammenarbeit zwischen Fachhandel und Industrie. Vor allem die Frage,
wie die gegenseitigen Erwartungen künftig besser erfüllt werden können, beschäftigte die Redner und auch die Zuhörer während der offenen Diskussionsrunden.
Vom späten Nachmittag bis 22 Uhr öffnete dann die Messe zur so genannten Nightorder , die Messegeschäft und Partystimmung verband. Und der Samstag bot erneut vom Morgen bis Nachmittag ausreichend Gelegenheit zu Verkaufsgesprächen.
Insgesamt wurde das neue Konzept von Ausstellern und Besuchern positiv aufgenommen. Die GES hat Flagge gezeigt, ihre Hausaufgaben gut gelöst , lobte ein Weinaussteller die neuen Ideen. Das bringt mehr Lebendigkeit in die Messe , meinte ein Vertreter eines großen Spirituosenunternehmens. Und ein Händler sah die GES mit ihrem aktuellen Entwurf auf der Gewinnerstraße .
Bei allem Lob des Gesamtkonzepts waren sich viele aber einig, dass am Detail noch gefeilt werden muss. Die Idee eines Vortragsforums etwa fanden alle prinzipiell gut, die Qualität der Vorträge sei aber äußerst unterschiedlich gewesen. Auch am Timing müsse man noch arbeiten. So fanden praktisch alle von der GZ befragten Aussteller und Besucher den Kongress zu lang. Auch der zweite Messetag könnte nach der sehr gut besuchten Nightorder durchaus verkürzt werden, hörte man allenthalben. Am Samstag lief nämlich das Geschäft bei den meisten eher schleppend.
Und auch über eine weitere Tatsache täuschte die Veranstaltung nicht hinweg, nämlich darüber, dass die Anziehungskraft von Börsen wohl eher nachlässt, wie ein Spirituosenaussteller festgestellt hat. Es wäre schade, wenn es kein Forum mehr für uns gäbe, deshalb halten wir durch und unterstützen solche Ansätze , so der Verkaufsleiter, der gleichzeitig aber betont, was die meisten Aussteller unisono hervorheben: Letztlich müsse die Messe einer wirtschaftlichen Rechnung standhalten, wenn man sich frage, ob man dieselben Geschäfte nicht auch zu Hause getätigt hätte.
Dreh- und Angelpunkt ist dabei sicherlich eine rege Beteiligung von Ausstellern und Besuchern. Und da kann die Branche noch nicht ganz zufrieden sein. Zwar waren praktisch alle großen Spirituosenunternehmen vertreten, AfG-Anbieter und Brauer sah man aber nur vereinzelt. Was gleich zum nächsten Kritikpunkt der
Aussteller überleitet: Sie bedauern durchgängig das Fehlen ei-ner kooperationsübergreifenden Messe bzw. das Scheitern der G4-Initiative, die den Ausstellern Zeit und Geld sparen würde.
Immerhin hat es die GES aber geschafft, mehr Besucher zur Börse zu bringen als bisher: Mit ungefähr 350 Händlern lag die Zahl um etwa 80 Unternehmen über dem Schnitt der Vorjahre.

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.