Globus arbeitet mit neuem Wertschöpfungstool von IRI

Welche Motivation gab es dafür, zwischen Globus, IRI und den Lieferanten ein gemeinsames Wertschöpfungstool zu kreieren?

In unserer VUCA-Welt (Anm.: "volatility", "uncertainty", "complexity", "ambiguity") wird es immer schwieriger, die Kunden-Bedürfnisse zu verstehen und zu befriedigen. Bevor wir mit Globus das „Globus Lieferanten Cockpit“ installiert haben, stand Globus vor einer Unmenge von größtenteils ungenutzten Daten. Es mangelte an einer gemeinsamen Sprache und einer gemeinsamen Sicht auf die Daten mit den Lieferanten. Folglich gestalteten sich die gemeinsame Maßnahmenentwicklung und eine systematische Verfolgung der Umsetzung schwierig. Es gab nur statische Berichte mit einer eingeschränkten Performance ohne besondere Einbeziehung des Shopper-Verhaltens. Die Abstimmungsgespräche waren langwierig und kompliziert. Mit dem neuen Tool, einer Online-Plattform auf Basis der Datentechnologie IRI Liquid Data™ (ILD) und IRIs Private Retail Cloud (PRC), ist es Globus nun möglich, alle relevanten Informationen zu bündeln und mit den Lieferanten zu teilen. Das Lieferanten Cockpit ist die primäre Daten- und Technologieplattform für Globus und erschließt Globus und seinen Lieferanten komplexe Analysen und detaillierte Insights aus Bon- und Kundenkartendaten. Beispiele dafür haben wir auch beim IRI Growth Summit Anfang Juli in London gezeigt.

Was sind die Vorzüge von Category Management 4.0 zum gewöhnlichen Category Management 3.0 und 2.0?

Das Category Management 4.0 hebt das Datenmanagement als Grundlage eines gemeinsamen Prozesses zwischen Handel und Herstellern auf eine qualifizierte und effizientere Ebene und bietet einen 360° Blick auf Kunden und Kategorien. Allen Beteiligten stehen nun umfangreiche Abverkaufsdaten auf Bondaten-Ebene sowie Kundenkartendaten zur Verfügung. Globus kann komplexe Analysen durchführen, die es erlauben, schnellere und bessere operative Entscheidungen zu treffen, effizienter mit den Lieferanten zusammenzuarbeiten und das Kundenerlebnis zu verbessern. Die Partner können nahezu in Echtzeit das sich rasant verändernde Kundenkaufverhalten einsehen und gemeinsam darauf reagieren. Im Lieferanten Cockpit bringen drei Partner – Globus, Lieferanten und IRI - ihre Kernkompetenzen ein zur gemeinsamen Wertschöpfung.

Wie viele Lieferanten beteiligen sich an diesem Projekt, vor allem aus der Getränke-Industrie?

Derzeit sind über 200 Lieferanten aufgeschaltet. Knapp 40 davon kommen aus der Getränke-Industrie. Die Lieferanten tragen mit ihrer spezifischen Kategorieexpertise, ihrer Produktentwicklungskompetenz und ihrem Konsumentenmarketing zum Wertschöpfungsnetzwerk bei. Globus bringt die Handelskompetenz, die Vermarktung am PoS, die gesamthafte Waren- und Kategorieexpertise, die Sortimentsgestaltung, den Shopperzugang und das Kundenkartensystem MEIN GLOBUS ein. IRI als Spezialist für Datenintegration und -management bringt die hochperformante Technologie zur Verbindung aller Daten ein und bietet Unterstützung in Datenanwendung, -analyse und Schulung.

Wie funktioniert Category Management 4.0?

Im Category Management 4.0 werden vielfältige Datenquellen auf einer einzigen Plattform vereint und direkt umsetzbare Empfehlungen für eine optimale In-Store-Performance gegeben. Die Online-Plattform arbeitet mit neuester In-Memory-Technologie, bietet flexible, individuelle Analysemöglichkeiten und lässt sich in Bezug auf Nutzer, Datenquellen und Analysen praktisch unbegrenzt erweitern. Die Datenpakete sind filial-, tag- und stundengenau und basieren einerseits auf Bondaten zu eigenen Produkten und zum Wettbewerb und andererseits auf Kundenkarteninformationen. In einem intuitiven Visualisierungstool werden Bon- und Kundenkartendaten geteilt, um möglichst viele Hebel für Wachstum zu bedienen. Wichtig ist dabei, dass die Lieferanten die Kategorieperspektive von Globus und die Kennzahlen, die Globus für seine Kategorieentscheidungen nutzt, sehen. Das ist die gemeinsame Sprache.

Was ist das konkrete Ziel dieses Tools?

Ziel ist eine dynamische Zusammenarbeit bei Entscheidungen und für die Erarbeitung gemeinsamer Maßnahmen auf Basis feinster Daten-Granularität. Händler und Lieferanten profitieren von höherer Transparenz, gezielterer Planung und Validierung von Maßnahmen auf Basis besserer und aktuellerer Daten mit Bezug zu mehr Kundenorientierung und damit letztlich einer besseren Partnerschaft.

Welche Erkenntnisse gewinnen bei Anwendung dieses Wertschöpfungsnetzwerks Handel und Hersteller?

Im Wertschöpfungsnetzwerk wird das Kunden-Kaufverhalten analysiert, um dieses umsatz- bzw. absatzfördernd einzusetzen. Handel und Hersteller gewinnen Erkenntnisse über Warenkorbzusammensetzungen, Frequenz- und Wertentwicklung in Folge von Sortiments- und Maßnahmenentwicklungen. Die Nutzer sehen jetzt genau, wie viele Kunden ein neues Produkt kaufen und nachkaufen, welche Marken öfter wiedergekauft werden und wie riskant eine Auslistung sein könnte. Sie sehen genau, welche Marken Käufer von einer anderen Marke gewinnen oder an eine andere verlieren und welche Marken eher exklusive Käuferschaft haben. Außerdem lässt sich anhand der Aktualität und Granularität der Daten eine Indikation der Warenverfügbarkeit geben. In der Weiterentwicklung des Programms diskutieren wir zur Zeit auch die Integration von Supply-Chain-Daten zur Optimierung der Warenströme.

Welche konkreten Maßnahmen können aus den Ergebnissen dieser Auswertung ergriffen werden?

Das System unterstützt eine ganzheitliche Bewertung des Leistungsbeitrags von Produkten bzw. Lieferanten. Damit wird die Grundlage für Listungs- und Promotionentscheidungen sowie Regalumbauten verbessert, ein Erfolgstracking wird einfacher möglich. Die Information zur Abverkaufsentwicklung zum Beispiel in Promotionzeiten oder zu bestimmten Tages- und Wochentageslagen gibt Hinweise, wo die Warnverfügbarkeit gesteigert werden sollte.

Ist dieses Wertschöpfungsnetzwerk nur Globus vorbehalten oder könnten sich auch andere Lebensmitteleinzelhändler bzw. Getränkeabholmärkte daran beteiligen?

Unsere Gateway-Lösung kann generell jeder Händler nutzen, sie wird aber je Händler speziell aufgesetzt. Dabei ist aber auch eine Bildung eines umfassenden Netzwerks aus mehreren Händlerverbünden absolut denkbar. Weltweit nutzen bereits namhafte Retailer wie Kroger, Conad und Waitrose die IRI Private Retail Cloud.

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.