Der Krise erfolgreich trotzen

Griechischer Wein, Teil I

Die großen Kellereien sind zuversichtlich / Steigendes Interesse im LEH und Fachhandel
 
Griechenland trotzt der Krise
 
Zahlen der Marktforschung aus dem vergangenen Jahr suggerieren auf den ersten Blick eine eher betrübliche Bilanz für griechische Weine im deutschen LEH. Die Umsätze gingen um über vier, die Absätze sogar um fünfeinhalb Prozent gegenüber 2011 zurück. Damit reduzierte sich das Gesamtvolumen auf 17,5 Mio. Flaschen. Dramatisch ist die Entwicklung schon im C&CBereich zu nennen: Hier wurden sogar zweistellige Einbrüche verzeichnet. Nach Farben betrachtet, litt vor allem Weißwein unter einer stark rückläufigen Nachfrage, während die Rückgänge bei Rotwein nur moderat waren. Sehr positive Impulse mit einem zweistelligen Plus brachten – dem allgemeinen und seit Jahren anhaltenden Trend entsprechend – die Roséweine. Die Mengenbasis ist allerdings immer noch sehr gering mit einem Volumen von gerade einmal 100.000 Flaschen.
 
Hat die Griechenland-Krise nun also doch zu Vertrauensverlusten bei den deutschen Verbrauchern – und damit sinkender Nachfrage nach griechischen Weinen – geführt? Die großen Kellereien Cavino, Tsantali und Greek Wine Cellars Kourtakis widersprechen dem ganz entschieden. Sie registrieren im Gegenteil ein steigendes Interesse an griechischem Wein seitens des deutschen LEH wie auch beim Fachhandel. Sowohl Kourtakis wie auch Tsantali machen eher Preiserhöhungen beim griechischen Wein für die rückläufi gen Entwicklungen verantwortlich. Diese waren aufgrund der mengenmäßig katastrophalen Ernte 2011 notwendig geworden, fanden allerdings bei den preissensiblen deutschen Verbrauchern die entsprechende negative Resonanz. Tsantali-Marketingmanager Export Christos Bitzios: „Der Verbraucher im Lebensmitteleinzelhandel möchte schnell und preiswert einkaufen, so dass er seine Kaufentscheidung eher nach Preis- und nicht nach Qualitätskriterien trifft.“
 
In der Gastronomie mit griechischer Küche sieht der Tsantali-Mann eine steigende Tendenz, da bei Degustationen und Weinfesten immer mehr Interesse an den wertvollen griechischen Weinen gezeigt werde. Die Entwicklung blieb für seine Kellerei, die das Hauptgeschäft in der Gastronomie macht, daher stabil; die ersten fünf Monate im laufenden Jahr seien zudem sehr erfreulich verlaufen. Für das erste Halbjahr 2013 rechnet man daher mit einem Plus von mehr als ünf Prozent. Auch Kourtakis hat nach eigenen Angaben seine Umsätze 2012 auf Vorjahresniveau halten können und registriert aktuell einen positiven Umsatz- und Absatztrend. Die griechische Kellerei Cavino verzeichnete 2012 sogar ein Plus von fast vier Prozent im deutschen Markt; der größte Zuwachs stamme aus dem Abverkauf höherwertiger Qualitäten in der Gastronomie.
 
Daher zielt das Unternehmen auf einen weiteren Sortimentsausbau im C&C-Bereich. Aber auch im Handel gibt es einiges zu verbessern: „Er soll griechischen Wein nicht nur als Selbstläufer im süßen/halbsüßen Bereich oder als Retsina sehen, sondern als eine gewinnbringende Nische mit spannenden Weinen und ausgezeichneten Qualitäten“, unterstreicht Geschäftsührer Jannis Anastassiou. Laut Kourtakis-Exportchef Thomas Kunstmann ist die griechische Weinbranche momentan stark in Bewegung. Zum einen wird der strategische Marketingplan zur Imagestärkung von griechischem Wein trotz Krise umgesetzt und soll schon in diesem Jahr, noch sehr viel stärker aber dann im nächsten Jahr erkennbar sein. Zum anderen deutet er erhebliche Strukturveränderungen in der griechischen Kellereien-Landschaft an. Der Exportchef gibt sich zuversichtlich, dass die eigene Kellerei dabei gestärkt aus der derzeitigen Krise hervorgehen wird.
 

Brigitte Oltmanns

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.