Weinkonferenz in Meisenheim

"Die Klimaveränderung und der Weinbau an der Nahe" lautete das Thema der Weinkonferenz in Meisenheim an der Nahe. Wissenschaftler und Winzer diskutierten die Folgen des Klimawandels für den Weinbau. Am 20. Oktober 2010 lud das neu gegründete Institut für Klimaschutz, Energie und Mobilität e.V. (IKEM) 25 Gäste zu einer Auftaktveranstaltung zur Klimafolgenforschung ins Weingut Klostermühle nach Meisenheim an der Nahe ein.

Die zu erwartenden Veränderungen und Probleme für den Weinbau wurden bei der Veranstaltung diskutiert, die von Christian Held (IKEM) geleitet wurde. Dr. Klaus Müschen (Umweltbundesamt) machte deutlich, dass die Klimaerwärmung bisher schneller voranschritt wie prognostiziert. Im Trend nimmt sowohl die Anzahl der Sommertage als auch der heißen Tage zu. Ebenso steigt die Hochwassergefahr. Diese Tatsache betrifft insbesondere die verwundbaren Regionen des Landes.

Für Südwestdeutschland wird der Hitzestress für Bevölkerung und Landwirtschaft zunehmen. Seine Prognose für die Nahe: Weniger Niederschläge im Sommer aber dafür mehr im Winter. "Eine Bandbreite möglicher klimatischer Entwicklungen bleibt aber immer bestehen.", so Müschen.

Prof. Dr. Hans Reiner Schultz (Direktor der Forschungsanstalt Geisenheim) gab einen Ausblick auf die globalen Herausforderungen für die Weinbranche durch klimatische Veränderungen. Die Ernährung der zunehmenden Bevölkerung wird eines der zentralsten Themen der Zukunft. Die weltweit zur Verfügung stehende landwirtschaftliche Nutzfläche ist begrenzt und nicht vermehrbar. Langfristig würde das weltweit einen Rückgang der Weinbergsflächen bedeuten, da das Primärziel die Ernährung der Menschen ist. Wasserversorgung wird zukünftig eine wichtige Herausforderung für die Landwirtschaft.

Risikoanalysen zeigten weltweit eine Zunahme der Temperaturvariabiltät in verschiedenen Weinbauregionen. Die Auswirkungen des Anstiegs der Temperatur und ihrer Variabilität (abwechselnd trockene und feuchte Phasen) sind aber regional sehr unterschiedlich. "Eine große Herausforderung für die Kulturführung liege im Umgang mit dieser Variabiltät.", so Schultz. Maßnahmen für die Anpassung sind die Verlangsamung der Beerenreife (wir berichteten) oder eine veränderte Zeilenorientierung. Eine Ost-West-Zeilung hat beispielsweise einen niedrigeren Wasserverbrauch im Sommer und einen höheren im Herbst.

Festzustellen ist, dass die Nachttemperaturen schneller steigen wie die Tagestemperaturen. Die intensivere Strahlung und der Trockenstress beeinflussen das Alterungspotential der Weißweine und den Weincharakter. Betroffen sind flachgründige Steillagen durch Wassermangel. Eine entgegenwirkende Begrünung ist in diesen Lagen nur eingeschränkt möglich. (wir berichteten). "Um die Steillagen zu halten, müsse auch die Weinqualität dieser Lagen entsprechend sein", so Dr. Peter Crusius. Für den Winzer aus Traisen ist die Trockenheit ein ernstzunehmendes Problem: "Gerade im Steillagenbetrieb ist es problematischer sich arbeitswirtschaftlich auf die größere Schwankungsbreite der Jahrgänge und die unterschiedlichen Wetterereignisse einzustellen."

Positiv für die Nahe ist allerdings, dass es in den letzten 15 Jahren kein unreifes Jahr gab. Man musste sich aber zunehmend mit mehr Esca, Schwarzfäule und Botrytis auseinandersetzen. Aus der Abschlussdiskussion ging hervor, dass es bisher keine regionalen Modelle gibt, um die Risiken hinsichtlich Rebschutz und Wasserversorgung abschätzen zu können. Eine langfristige Entwicklung von Handlungsanweisungen für die einzelnen Regionen hielten die Teilnehmer für sinnvoll.

Im Bild von links nach rechts:Cristian Held, Geschäftsführender Gesellschafter Weingut Klostermühle, Vorstand IKEM; Dr. Klaus München, Leiter Abteilung Klimaschutz, Umwelt, Energie vom Umweltbundesamt; Rudolf Knoll, Weinjournalist und Prof. Dr. Hans Schultz, Direktor FAG

Quelle: jm

ddw 08/24 vom 19. April 2024

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