Weniger Düngemittel, weniger Pflanzenschutzmittel und dafür mehr Bioprodukte. Das verlangt die jetzt vorgestellte Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission.
Weniger Düngemittel, weniger Pflanzenschutzmittel und dafür mehr Bioprodukte. Das verlangt die jetzt vorgestellte Farm-to-Fork-Strategie der EU-Kommission.

Vom Hof auf den Tisch

Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel in der EU soll gemäß der Farm-to-Fork-Strategie bis zum Jahr 2030 um die Hälfte reduziert werden. Die Farm-to-Fork-Strategie (frei übersetzt „Vom Hof auf den Tisch“-Strategie) ist eins der Kernelemente des European Green Deals, dessen Vorhaben die EU-Kommission am 20. Mai in Brüssel vorstellte. Mit dem Green Deal sollen die europäische Wirtschaft auf Nachhaltigkeitsziele ausgerichtet und Europa bis 2050 zum klimaneutralen Kontinent entwickelt werden.

Die EU-Kommission hat nun zu zwei Teilbereichen des Green Deals ihre Vorstellungen konkretisiert: 1. die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“ (Farm-to-Fork Strategy) und 2. die Biodiversitätsstrategie.

Die „Vom Hof auf den Tisch“-Strategie sieht außerdem eine Verringerung des Einsatzes von Düngemitteln um mindestens 20 Prozent vor. Ziel sei es, eine Reduzierung der Nährstoffverluste bei gleichbleibender Bodenfruchtbarkeit um mindestens 50 Prozent zu erreichen.

Bioanteile erhöhen

Des Weiteren schlägt die Kommission vor, den Anteil der ökologisch bewirtschafteten Fläche in der EU bis 2030 auf 25 Prozent zu erhöhen. Der geschäftsführende Vizepräsident der Kommission und Hauptverantwortliche für den Green-Deal, Frans Timmermans, erklärte, dass der Anteil der Ökofläche Eu-weit aktuell bei rund 8 Prozent liege. Außerdem umfasst die Farm-to-Fork-Strategie auch das Ziel, allen ländlichen Gebieten bis 2025 Zugang zu schnellen Breitbandverbindungen zu verschaffen. Die Kommissionsvorschläge zu den beiden Strategievorschlägen stehen nun zur Beratung im Europäischen Rat und EU-Parlament an.

Kritik an der Strategie

Die vorgestellten Vorhaben treffen in der Branche auf ein geteiltes Echo. Viele Landwirte und Politiker kritisieren die Strategie. Auch Norbert Lins, Vorsitzender des Landwirtschaftsausschusses, monierte mit Blick auf die Ziele zum chemischen Pflanzenschutzmittel- und Düngemitteleinsatz, dass der Fokus und die Verantwortung in der Farm-to-Fork-Strategie nicht hinreichend auf die gesamte Lebensmittelkette verteilt worden seien, sondern zu sehr auf der „Farm“ laste. Das sei weder fair noch erfolgsversprechend, so Lins.

Scharfe Kritik an den beiden Strategien übt auch der Präsident des EU-Auschusses der Bauernverbände (COPA) und des Deutschen Bauernverbandes (DBV) Joachim Rukwied. Rukwied spricht von einem Generalangriff auf die europäische Landwirtschaft und fordert die Kommission auf, die Ernährungs- und Versorgungssicherheit der Menschen in Europa mit heimischen Nahrungsmitteln in den Mittelpunkt dieser Strategie zu rücken.

Auch der Deutsche Weinbauverband e.V. (DWV) äußert sich kritisch (siehe hierzu das Editorial von Christian Schwörer im aktuellen ddw).

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner warnt unter dessen vor einer Überfrachtung der Agrarpoltik mit umweltpolitischen Forderungen. Kritisch bewertete die Ministerin insbesondere die derzeitige Diskussion um die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) nach 2020. Zudem merkt die Ministerin gegenüber Agra-Europe an, dass die Farm-to-Fork-Strategien die GAP-Verhandlungen nicht leichter machen würden. Sie merkt an, dass Farm-to-Fork ein Bestandteil der GAP-Instrumentarien sein könne. Sie lehnt es jedoch ab, eine extra Schublade aufzumachen und parallel zur GAP etwas Gesondertes zu installieren. „Da blickt kein Landwirt mehr durch“, so Klöckner. (jk)

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ddw 08/24 vom 19. April 2024

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