Spannende Einblicke in die Önologen-Werkstatt

Spannende Einblicke in die vielfältigen Themen und Forschungsprojekte an der Fachhochschule Geisenheim gab es beim erstmals veranstalteten "Marketingtag" der Forschungsanstalt für Weinbau, Önologie und internationale Weinwirtschaft. Im Rahmen der als "Campus Geisenheim goes public" beworbenen Tagung präsentierten 16 Absolventen (Bachelors of Science) des Bachelor-Studiengangs "Internationale Weinwirtschaft" die wesentlichen Ergebnisse ihrer aktuellen Abschlussarbeit, der sogenannten "Bachelor-Thesis".

Durch die systematische Arbeit mit "Store-Checks" (Sortimentsanalysen), Verbraucher- und Expertenbefragungen sowie weiteren Erhebungstechniken zeigten sich die "Ehemaligen" vertraut mit der Anwendung moderner Forschungsmethoden. Den ca. 160 Zuhörern - darunter Winzer, Weinfachhändler, Unternehmensberater, Studenten, Absolventen der letzten beiden Semester sowie einige Eltern - wurden im Gerd-Erbslöh-Hörsaal der Fachhochschule so viele lehrreiche und auch überraschende Informationen über Aspekte nationaler wie internationaler Weinwirtschaft vermittelt, dass dieser Termin zukünftig vielen Winzern und Vertretern der Weinmarktforschung als neuer "Pflichttermin" im jährlichen Fortbildungsprogramm empfohlen werden könnte. Auch wenn einige andere, in Kooperation mit Unternehmen erstellten Arbeiten nicht öffentlich vorgestellt werden können, hat sich die Tagung als facettenreiches Forum für Lehre, Forschung und deren studentische Anwendung erwiesen.

Prof. Dr. Dieter Hoffmann, Leiter des die Tagung organisierenden Fachgebietes Betriebswirtschaft und Marktforschung, freute sich sichtlich darüber, dass das Studium der Internationalen Weinwirtschaft seit seiner Einführung zum Wintersemester 2003/2004 "ein großer Erfolg" geworden und die ersten Absolventen bereits "gut im Markt etabliert" seien. Hoffmann hob in seiner Einführung zur Entwicklung der internationalen Weinmärkte hervor, dass diese mehr denn je von hohem Wettbewerbsdruck geprägt seien: Bereits seit der Wende 2007/2008 sei im EU-Weinaußenhandel erstmals ein größerer Import- als Exportanteil zu verzeichnen. Auch gebe es erste Anzeichen für Exportrückgänge in die USA und für Produktionsrückgänge etwa bei Champagner. Die konjunkturelle Lage lasse insgesamt geringe Volumina bei Alltagsweinen erwarten. Die Lage bei Weinen in der "exotischen Spitze" müsse für die nächsten Jahre allerdings "nicht so pessimistisch" gesehen werden.

In Deutschland - tendenziell laut Dieter Hoffmann auf dem Weg zu einer "europäischen Weindrehscheibe" - gebe es bei dem zu über 50% importierten Weißwein und dem dominanten Tafelwein mit seinen starken Anteilen von Flaschen- und Fassweinimporten immer intensivere Preiswettbewerbe. Vor diesem Hintergrund illustrierten die Beiträge der von den Dozenten Dr. Gergely Szolnoki, der Doktorandin Caroline Jung sowie Dieter Hoffmann betreuten Absolventen zu den drei Bereichen "Internationale Märkte", "Vertriebswege in Deutschland" und "Verbraucherforschung" in facettenreicher und informativer Weise die aktuelle Situation in den heimischen und auswärtigen Märkten. Dieter Hoffmann kündigte an, dass in Kürze umfangreiche Tagungsinformationen auf der Website www.weinoekonomie-geisenheim.de abrufbar sein sollen. Es sei geplant, "Campus Geisenheim goes public" als "Einblick in die Bildungswerkstatt" im kommenden Jahr möglichst wieder im gleichen Zeitraum (2. Januarwoche) stattfinden zu lassen. mw

ddw 08/24 vom 19. April 2024

Themen der Ausgabe

Weinbau

Die neue Humustheorie

Interview

ddw im Gespräch mit Ron Richter von klimafarmer
und Philipp Wedekind vom Weingut Wedekind

Kellertechnik

Entwässerungssysteme richtig planen