Die Renaissance der preußischen Weinkultur

Das Weingut Friedrich-Wilhelm-Gymnasium unterstützt zusammen mit seinem Botschafter „Fritz Willi“ den Wiederaufbau des königlichen Weinberges von Schloss Sanssouci.
 
Friedrich II. (1712–1786), König von Preußen, gehörte zu den großen Weinliebhabern seiner Zeit. Auf Schloss Sanssouci bei Potsdam erfüllte er sich den Traum vom eigenen Weinberg: 1769 entstand auf dem Südhang des Klausberges eine weitläufi-ge Nutzgärtnerei, in der Wein und Obst angebaut wurden. Nach Ende der Monarchie fiel die Anlage in einen Dornröschenschlaf. Die Mosaik-Werkstätten für Behinderte gGmbH und die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg haben es sich zur Aufgabe gemacht, den königlichen Weinberg zu seiner 250-Jahrfeier in fünf Jahren wieder im alten Glanz erblühen zu lassen. Am 11. und 12. Juli 2014 laden sie zum Dritten Königlichen Weinfest auf den Klausberg im Park Sanssouci in Potsdam ein. Ein Teil der Erlöse kommt direkt dem Wiederaufbau des Weinberges zugute.
Das historisch geprägte Projekt erfährt viel Unterstützung, unter anderem durch das Mosel-weingut Friedrich-Wilhelm-Gymnasium aus Trier, dessen Namensgeber Friedrich III. auf Schloss Sanssouci geboren wurde. „Der deutsche Weinbau ist ein wichtiges Kulturgut, dessen Schutz wir uns nicht nur in den Steillagen der Moselregion auf die Fahnen geschrieben haben. Wir sind stolz, unseren Beitrag zum Wiederaufbau des Weinbergs von Friedrich dem Großen zu leisten und dieses schöne Projekt unterstützen zu dürfen“, betont Dr. Karsten Weyand, Güterdirektor der Bischöflichen Weingüter Trier und des Weingutes Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Von jedem während des zweitägigen Weinfestes und darüber hinaus bis Ende Juli verkauften Weines des Weingutes Friedrich-Wilhelm-Gymnasium kommen 15 Prozent des erzielten Erlöses dem Potsdamer Weinprojekt zugute. Dazu muss man bei der Bestellung lediglich das Stichwort „Königlicher Weinberg“ angeben. Ganz im Sinne Friedrich des Großen, können sich nicht nur erfahrene Winzer, sondern alle Weinliebhaber am Wiederaufbau seines Weinberges beteiligen: Über die Webseite www.koeniglicher-weinberg.de können bereits ab 10 Euro Patenschaften für einzelne Rebstöcke erworben werden.
Das Projekt wird maßgeblich von den Mosaik-Werkstätten für Behinderte betreut, deren Mitarbeiter den Weinberg mit viel Leidenschaft wiederaufbauen. „Bei unserer Arbeit auf dem Klausberg spüren wir häufig, dass das Schloss nicht ohne Grund seinen Namen trägt. Friedrich II. hat hier ein ganz besonderes Stückchen Erde bewirtschaften lassen, das es mehr als Wert ist, wieder zu Leben erweckt zu werden. Unsere Vorfreude auf die nächsten Tropfen aus dem sorgenfreien Weinberg ist sehr groß“, sagt Andreas Kramp von den Mosaik-Werkstätten für Behinderte.
 
Die Unterstützung aus Trier beruht auf einer langen Tradition zwischen Preußen und der Moselregion. Preußische Beamte ergriffen mit Beginn des 19. Jahrhunderts verschiedene Maßnahmen, um die wirtschaftliche Lage der Moselwinzer zu verbessern. Mit Erfolg: Der Moselriesling erfuhr bis über die Jahrhundertwende hinaus eine wahre Blütezeit, die Preise für Weine von Mosel, Saar und Ruwer übertrafen deutlich die des populären französischen Bordeaux. Unter preußischer Regierung wurde nicht nur die berühmte Weinlagenkarte des Steurrathes Clotten entworfen, es entstanden auch der Weinbau-Verein sowie drei Weinbaudo-mänen an Mosel und Saar, die mit gutem, preußischem Beispiel vorangehen und beispielhaft zeigen sollten, wie der Weinbau modernisiert und profitabel gestaltet werden könne.
In Anlehnung an den Namensgeber des Weingutes Friedrich-Wilhelm-Gymnasium, Friedrich Wilhelm III. (1770–1840), verfügt der in Potsdam geborene Preußenkönig längst über seinen ganz eigenen Wein: Der „Fritz Willi“-Riesling zeichnet sich durch die klassische Moselanimation mit saftiger Frucht und einen trocken-mineralischen Abgang aus. Er ist gleichermaßen Zechwein und vielseitiger Speisenbegleiter, wobei er dank seiner Authentizität auch den Alltagsansprüchen eines Rieslingkenners gerecht wird. Die Trauben stammen aus den anspruchsvollen Steillagen der Region, die ganz nach preußischer Manier viel Fleiß und Disziplin erfordern.

ddw 08/24 vom 19. April 2024

Themen der Ausgabe

Weinbau

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und Philipp Wedekind vom Weingut Wedekind

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