Ausgabe 14/2017

Editorial

Der Deutsche Weinbau 14/2017

Worthülsen füllen

Vergangene Woche hörte ich eine Meldung im Radio, wonach die Träger der Dachmarke »Kulturland Rheingau« Probleme haben, die Marke mit Inhalten zu füllen und ausreichend Identifikation und Unterstützung bei regionalen Leistungsträgern zu finden. Am Abend des gleichen Tages saß ich zwar nicht im Rheingau, sondern in Rheinhessen, aber dafür habe ich dort eine ähnliche Botschaft vernommen. 

Der Rheinhessenwein e.V. hatte zur Mitgliederversammlung  geladen (mehr dazu auf Seite 13). Gastredner war ein Marktforscher aus Franken. Eigentlich sollte er über die Generationen Y und Z sowie deren Kaufverhalten sprechen, aber in seiner Präsentation ging es auch darum, wie man als Winzer oder Weinregion an neue Käuferschichten herankommt. Der Referent verteilte natürlich keine kostenlosen Patentrezepte, schließlich verdient er sein Geld mit Beratung. Trotzdem war nach seinem Vortrag jedem im Saal klar: So kann es nicht weitergehen. Der Ansatz, Regionalität und Herkunft zu vermarkten, ist zwar grundsätzlich nicht verkehrt und passt vermutlich auch ganz gut zur jungen Zielgruppe, aber eben nur dann, wenn die Begriffe keine reinen Worthülsen sind. Jede Region ist regional und so kann auch jede Region mit Herkunft werben. Das bringt allerdings nur dann etwas, wenn diese Begriffe bei der Zielgruppe mit Bildern und Emotionen aufgeladen sind. Einige Anbaugebiete müssen demnach unbedingt ihr Profil nachschärfen. Helfen können hierbei etwa typische Rebsorten, welche die Region von anderen unterscheiden. Besonders aber touristische Angebote, denn sie schaffen Erlebnisse. Und jeder, der etwas in einer Region erlebt, wird später auch etwas mit ihr verbinden können. 

Bleibt zu hoffen, dass die Wein- und Tourismuswerbeinstitutionen etwas finden, das ihre Re-
gion besonders und unverwechselbar macht.

Holger Klein
Stellv. Chefredakteur
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