Ausgabe 13/2016

Editorial

DER DEUTSCHE WEINBAU Ausgabe 13/2016

Viele Bio-Winzer sind gerade einer existenziellen Bedrohung ausgesetzt. Die Witterung der letzten Wochen hat zu frühen Peronosporainfektionen geführt, die teilweise auch schon die Gescheine betreffen. Dieses Problem haben konventionelle Winzer zwar auch, aber sie können auf effektive Pflanzenschutzmittel zurückgreifen. Diese Möglichkeit ist den Bio-Betrieben seit dem Verbot von Kaliumphosphonat zur Anwendung im ökologischen Weinbau genommen. Nach aktueller Rechtslage müssten sich die Winzer also zwischen Ertragseinbußen oder dem Verlust ihrer Zertifizierung entscheiden. Beide Wege könnten sie in den Ruin treiben. Folgende Szenarien sind denkbar: 1. Der frühe Peronosporabefall führt zu Ertragseinbußen, die Winzer können die Nachfrage nicht bedienen, verlieren Kunden und es kommt zu Liquiditätsengpässen. 2. Die Winzer entscheiden sich für Pflanzenschutzmittel, die für den biologischen Weinbau nicht (mehr) zugelassen sind, sichern so ihre Erträge, verlieren dann aber für die so behandelten Flächen die Bio-Bezeichnung und könnten in der Folge auch Teile ihres Kundenstamms verlieren, was wiederum zu Liquiditätsengpässen führen würde. Damit es erst gar nicht soweit kommt, arbeiten Politik und Verbände gerade fieberhaft an Auswegen aus dieser bedrohlichen Situation. Bleibt abzuwarten, worauf man sich einigen kann, wie viel Zeit bis dahin vergeht und wie sich das Wetter in der Zwischenzeit entwickelt. Ob von den Winzern, der Politik oder von Petrus, die richtige Entscheidung sollte möglichst schnell getroffen werden, um größere Schäden zu vermeiden. 

Holger Klein
stellv. Chefredakteur DER DEUTSCHE WEINBAU
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