Ausgabe 10/2018

Wüste oder Eldorado?
ddw10/2018

Das geflügelte Wort »Servicewüste« beschreibt das völlige Fehlen akzeptabler Dienstleistungen, also einen Zustand, in dem die Kundenorientierung eher schwach oder im schlimmsten Fall überhaupt nicht entwickelt ist. Sicher hat sich jeder schon einmal wie ein Verdurstender gefühlt, etwa beim stundenlangen Verharren in Warteschleifen, beim vergeblichen Versuch, eine Reklamation an der richtigen, weil zuständigen, Stelle abzusetzen oder beim zermürbenden Warten auf den Servicetechniker des Telekommunikationsunternehmens – ich weiß bis heute nicht, ob es den überhaupt gibt, nehme aber sachdienliche Hinweise gerne entgegen. Glaubt man Fachleuten, ist die »Servicewüste« in Wirklichkeit eher eine Fata Morgana. In fast allen Branchen, sagen sie, steige die Kundenzufriedenheit. Das kann zwei Gründe haben: Entweder bemühen sich die Unternehmen heute mehr um ihre Kunden oder Letztere haben sich an den Mangel gewöhnt und aufgehört, sich zu beschweren. Ein Grund für die Zunahme der Serviceorientierung liegt sicherlich im steigenden Wettbewerb. Viele Anbieter buhlen um die Gunst der Kunden. Erfolg hat nur derjenige, der entweder günstiger oder besser ist. Ein Unternehmen, das nachhaltig Kundenbindung betreibt, muss sich also fragen, ob es mit Service punkten oder den Preiskampf gewinnen möchte. Wie es um die Kundenorientierung in Weinbaubetrieben bestellt ist, haben Studierende in Geisenheim untersucht (siehe S. 13). Im Rahmen des »WeinGutPreis« bewerteten sie u.a. Außendarstellung, Informationsmaterialien sowie Beratung und Service vor Ort. Das Ergebnis wird den Teilnehmern detailliert mitgeteilt. Ende Juni wird der Sieger auch öffentlich bekanntgegeben. Was ich schon jetzt verraten kann: Weingüter sind eher Eldorado als Wüste - Ausnahmen bestätigen die Regel und fast immer lässt sich noch was optimieren.