Ausgabe 10/2017

Weinbau in Nordost?

Der Deutsche Weinbau Nr. 10/2017 - Cover

Nach all den Horrormeldungen, die uns in den letzten Wochen zu Frostschäden in ganz Europa erreicht haben, lag heute schon wieder eine Meldung in meinem Postfach. Sie besagt, dass die weltweiten Naturkatastrophen im Weinbau jährlich einen Schaden in Milliardenhöhe verursachen. Das hat ein Forschungsprojekt des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) ermittelt. Untersucht wurden mehr als 7.500 Weinanbaugebiete in 131 Ländern. Die Bedrohungen reichen von Frost, Sturm und Hagel bis hin zu Vulkanausbrüchen, Dürren und Erdbeben. Besonders betroffen sei demnach die Region Mendoza in Argentinien, gefolgt von den Schwarzmeeranrainern Moldawien und Georgien. In Äquatornähe werden laut der Meldung des KIT wohl mittelfristig einige Weinbauregionen verlorengehen. Von den weltweiten Klimaveränderungen scheinen allerdings auch einige Gebiete zu profitieren. England, Kanada und Nordchina dürften sich vermutlich freuen. Das Forscherteam geht davon aus, dass nördlich und südlich der heutigen Weinbauzonen künftig neue Anbaugebiete entstehen werden. Die Aussichten für den Weinbau in Deutschland scheinen gar nicht so schlecht. Bleibt nur abzuwarten, wo unsere Weinbauregionen der Zukunft liegen.

Sylt allein wird mit einer Fläche von rund 9.900 Hektar kaum ausreichen, um die Nachfrage zu bedienen. Es gibt allerdings auch andere schöne Inseln in Nord- und Ostsee. Während Sie diese Zeilen lesen, bin ich zufälligerweise vor Ort, um mir die potenziellen Spitzenlagen des Jahres 2050 anzusehen. Spaß beiseite! Ich hoffe, diese Idee bleibt reine Fiktion. Wo sollten denn in Zukunft die Salzlämmer grasen, wenn hier oben an der Küste überall Wein wächst? Mir wäre es jedenfalls lieber, wenn uns der Klimawandel nur insofern betrifft, dass wir mehr gute Rotweine zum Lamm produzieren können. »Na denn man tau!«, wie der Ostfriese sagt.

Holger Klein
Stellv. Chefredakteur