Ausgabe 01/2017

Editorial

DER DEUTSCHE WEINBAU Ausgabe 01/2017

Am falschen Ende gespart?

Der wirtschaftliche Schwerpunkt von Industrienationen wie Deutschland liegt in den Bereichen Technologie und Dienstleistung. Damit der Status als Industrienation erhalten werden kann, bedarf es Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung. Für diese Investitionen sind der Staat und die Wirtschaft verantwortlich. So weit, so bekannt.

Warum erzähle ich Ihnen das? Ich war neulich bei einer Tagung des Ausschusses für Technik im Weinbau (kurz: ATW). Dort werden künftige Forschungsvorhaben im Weinbau diskutiert und vom ATW mit finanziellen Zuschüssen gefördert. Was mir bei dem Treffen auffiel, war die Tatsache, dass dort zwar Gelder zur Verfügung gestellt werden sollten, sich aber kaum jemand fand, der diese nutzen wollte. Das schien mir ungewöhnlich. Ich fragte mich also, woran das liegen könnte. Die Antwort folgte auf dem Fuß: Zeitmangel. Besser gesagt: Personalmangel. Die Forschungseinrichtungen und Dienstleistungszentren haben mit massiven Stellenkürzungen zu kämpfen. Den Wissenschaftlern fehlt schlicht und einfach die Zeit, sich allen Vorhaben, Lehr- und Bildungsaufträgen widmen zu können. Es mangelt an Kolleginnen und Kollegen, die diese und viele weitere Aufgaben übernehmen könnten.

Hier ist die Politik gefragt. Sie muss die Haushalte so ausgestalten, dass die für den Weinbau so wichtigen Einrichtungen ausreichend mit Ressourcen versorgt sind. Das käme nicht nur der Wissenschaft zu Gute, sondern in Folge auch der Praxis und somit dem Standort.

Bleibt also zu wünschen, dass die politisch Verantwortlichen diesen Punkt recht weit oben auf der Liste mit den guten Vorsätzen fürs neue Jahr stehen haben.

Holger Klein
stellv. Chefredakteur DER DEUTSCHE WEINBAU
[email protected]