Aufgrund der schlechten Braugerstenernte im vergangenen Jahr klettern die Preise aktuell fast wöchentlich, der Krieg wirbelt den Markt zusätzlich durcheinander. (Foto: Nordreisender - Adobe.Stock.com)
Aufgrund der schlechten Braugerstenernte im vergangenen Jahr klettern die Preise aktuell fast wöchentlich, der Krieg wirbelt den Markt zusätzlich durcheinander. (Foto: Nordreisender - Adobe.Stock.com)

Private Brauereien fordern Hilfe

Der Verband Private Brauereien Deutschland, der die mittelständischen Brauereien vertritt und sich für die Interessen der Privatbrauereien engagiert, fordert angesichts der aktuellen Situation von der Politik Entlastungsmöglichkeiten bei den Energiepreisen sowie die Brau- und Getränkebranche als systemrelevanten Industriezweig im Krisenfall vorrangig mit Energieträgern zu versorgen.  

Eine weitere mittelfristig wirksame Maßnahme sei die Verlängerung der Biersteuersätze der „alten“ Biersteuermengenstaffel auch über das Jahr 2022 hinaus. Im Rahmen der Corona-Pandemie waren als Entlastung der kleinen und mittleren Brauereien die Steuersätze der Biersteuermengenstaffel auf das Niveau vor Einführung des Haushaltsbegleitgesetzes im Jahre 2004 gesetzt worden.

Angesichts des völkerrechtswidrigen und menschenverachtenden Angriffskrieges auf die Ukraine unterstütze der Verband gemeinsam mit seinen Regionalverbänden im Rahmen seiner Möglichkeiten voll und ganz den Sanktionskurs der Bundesregierung gegenüber der Russischen Föderation und habe selbst alle wirtschaftlichen Kooperationsvereinbarungen mit seinem russischen Partnerverband auf unbestimmte Zeit ausgesetzt sowie sämtliche wirtschaftliche Aktivitäten in Russland beendet, um ein deutliches Signal zu senden.

Preise für Energie, Braugerste und Verpackungen steigen

Der habe indessen auch erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen auf die rund 800 größtenteils regionalen und handwerklichen Mitgliedsbetriebe des Verbandes, da der exorbitante Anstieg der Energiepreise die energieintensive Braubranche besonders hart treffe.

Hinzu komme die derzeit schwierige Rohstoffsituation. Zwar müssten sich die Auch deutschen Brauereien aufgrund der erfreulichen Hopfenernte des Jahres 2021 keine Sorgen um ihre Hopfenversorgung machen, aufgrund der unterdurchschnittlichen Braugerstenernte in Deutschland und anderen wichtigen Anbauländern im vergangenen Jahr kletterten jedoch die Preise für Braugerste nahezu wöchentlich auf neue Rekordhöhen. Der anhaltende Krieg wirbele den Markt weiter durcheinander.

Auch die Preise für Hilfs- und Betriebsstoffe wie Reinigungs- und Desinfektionsmittel sowie für Verpackungsmaterialien, etwa Glasmehrwegflaschen und Kronkorken, stiegen massiv an.

Mit diesen Kostensteigerungen sehe sich die mittelständische Brauwirtschaft zu einem Zeitpunkt konfrontiert, in dem sie nach über zwei Jahren Corona-Pandemie wirtschaftlich und finanziell bereits stark gelitten habe.

„Nach über zwei Jahren Corona-Pandemie, in denen der Bierabsatz stark gelitten hat, gehen die derzeit hohen Preise für Roh- und Hilfsstoffe, Energie und Transport an die Substanz der Betriebe. Sollten die Preise weiter auf einem so hohen Niveau bleiben, kann es in Einzelfällen durchaus um die Existenz eines Betriebs gehen“, kommentiert Roland Demleitner, Geschäftsführer des Verbandes Private Brauereien Deutschland, die aktuelle Lage.

Eine Vielzahl von Brauereien sei bereits gezwungen, ihre Bierpreise aufgrund der gestiegenen Kosten anzupassen, um ihr wirtschaftliches Überleben zu sichern, ist. Niemand könne derzeit sagen, wieviel teurer der Kasten Bier werde, da niemand die Kostensteigerungen vorhersehen könne, sagt Demleitner. //chs

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.