Zum Hessentag 2023 in Pfungstadt soll der Bierhersteller Pfungstädter über die "modernste Brauerei" der Welt verfügen. (Skizze: Pfungstädter)
Zum Hessentag 2023 in Pfungstadt soll der Bierhersteller Pfungstädter über die "modernste Brauerei" der Welt verfügen. (Skizze: Pfungstädter)

Pfungstädter-Investor Krueck überzeugt Magistrat

Seit Juni suchte die Brauerei einen Geldgeber und ist nun mit Investor Krueck fündig geworden. Der deutsche Investor aus Bad Homburg mit familiärem Brauereihintergrund verfolgt nach eigener Aussage das erklärte Ziel, die Zukunft der Brauerei in Pfungstadt zu sichern. Ziel sei es, die Traditionsmarke Pfungstädter fortzuführen, deren regionale Expansion auszubauen und neue Marken für Märkte im In- und Ausland zu etablieren. Der hierfür zwingend erforderliche Neubau der Brauerei sei nach Angaben der Brauerei auf dem bisherigen Gelände mit den historischen Gebäuden jedoch nicht zu realisieren, der jetzige Brauereibetrieb aus wirtschaftlichen Gründen dort dauerhaft nicht fortführbar. Vielmehr soll ein Neubau die Voraussetzungen für ein nachhaltiges Wachstum schaffen und damit auch den Erhalt der rund 100 Arbeitsplätze sichern.

Bau der mondernsten Brauerei der Welt

Der umweltfreundliche und architektonisch anspruchsvolle Neubau soll mit modernster Technik ausgestattet werden, um die Brauerei autark zu betreiben, Strom zu produzieren und die Abläufe zu optimieren. Pfungstädter würde damit weltweit eine der ersten CO2-neutralen Brauereien. Neben Bier sollen auch Mineralwasser, Softdrinks und weitere neue Produkte hergestellt und abgefüllt werden. Die Planungen für das Projekt, die bereits im Gange sind, werden von der Krones AG in Neutraubling umgesetzt. 2023 soll die neue Brauerei zum geplanten Hessentag auf dem ehemaligen Gelände des Freizeitbades in Pfungstadt bezogen werden. Für ein Schwimmbad wird eine Alternativlösung gesucht. Auf dem bisherigen Brauereigelände soll ein neues Stadtquartier entwickelt werden.

"Das Vorhaben des Investors eröffnet der Pfungstädter Brauerei und auch der Stadt neue Perspektiven. Sein Ziel ist die Errichtung der modernsten Brauerei der Welt mit einer Co2 klimaneutralen Produktion und neuen Abfüllanlagen. Um im Handel und im Export zu wachsen, fehlen uns beispielsweise Anlagen zur Abfüllung von Dosen und Einwegflaschen. Eine Erlebnisbrauerei mit öffentlich zugänglichen Bereichen würde Besucher in die Stadt und auf den geplanten Hessentag ziehen. Zudem würde um die denkmalgeschützten Bauten auf dem heutigen Brauereigelände im Stadtzentrum ein attraktives Quartier entstehen", erklärte Geschäftsführer Stefan Seibold.

Magistrat und Stadt stellen sich der Verantwortung

Der Magistrat der Stadt Pfungstadt hat in einer Sitzung Ende November der Stadtverordnetenversammlung die Empfehlung ausgesprochen, dem Eckpunktepapier, das den Weg hierfür ebnet, zuzustimmen. Kern dieses Papiers sei die Verlagerung der Pfungstädter Brauerei, als Voraussetzung für deren Weiterbetrieb. Die Stadt Pfungstadt sei sich der Verantwortung bewusst, die eine solche Entscheidung mit sich bringe. Die geplante Entwicklung eines Wohn- und Stadtquartiers auf dem bisherigen Brauereigelände sei daher im Kontext des Brauereineubaus in Pfungstadt zu betrachten. Die Stadtverordneten werden voraussichtlich am 16. Dezember über ein Eckpunktepapier zu den Planungen für die neue Brauerei auf dem früheren Schwimmbadgelände sowie die Entwicklung des Brauereigeländes zu einem Wohn- und Stadtquartier entscheiden. Die Gesellschafter der Brauerei werden auf dieser Grundlage planmäßig im Januar 2020 über den Kaufvertrag entscheiden.

"Den rund 100 Gesellschaftern der Pfungstädter Brauerei ist der Erhalt der 100 Arbeitsplätze und eine gute Zukunft der Brauerei ein wesentliches Anliegen. Bei der Suche nach Partnern und der Umsetzung der Pläne gehen wir daher auf Nummer Sicher. Der Beirat der Brauerei und der Investor stimmen die Vertragsentwürfe ab und prüfen diese selbstverständlich sehr sorgfältig, einschließlich der banküblichen Sicherheiten und gegenseitigen Absicherungen. In diesem Investitionsprozess lassen wir uns von renommierten Unternehmen beraten, um die beste Lösung für unsere Gesellschafter und unsere Mitarbeiter zu erreichen," erklärte Christoph Kleinschmidt als Vorsitzender des Beirats der Pfungstädter Brauerei.

Auch die Stadt Pfungstadt strebt entsprechende Absicherungen für das Projekt an. So wird sich der Investor in einem möglichen Vertrag verpflichten, das Grundstück des alten Schwimmbads zurückzugeben, falls er den Brauereineubau dort nicht errichtet. Die vorliegenden Planungen für den Bau der Brauerei hat der Investor mit der renommierten Krones AG in Neutraubling entwickelt, die auch für die Umsetzung verantwortlich sein soll. Im Auftrag der Brauerei hat Imap mit Vorstand Peter Koch, ein erfahrenes Unternehmen bei Unternehmens-transaktionen im Mittelstand, den Investitionsprozess begleitet. Die vorliegenden Vertragsentwürfe und Eckpunktepapiere wurden und werden dabei eingehend geprüft.

"Uns liegt eine vertrauliche Referenzliste vor, die uns ebenso wie die bisherigen Gespräche im Investitionsprozess und die von Investor Krueck vorgelegten Unterlagen überzeugt haben.Zusammen mit den vom Beirat beauftragten Unternehmen prüfen wir alle Unterlagen und Planungen nach bestem Wissen und Gewissen, um die Brauerei und die Stadt abzusichern und der Brauerei eine gute Zukunft zu sichern," so Brauerei-Geschäftsführer Stefan Seibold.

Die Privatbrauerei, die zuletzt rund 200.000 Hektoliter Bier braute und rund 20 Millionen Euro umsetzte, ist seit 1831 in Familienbesitz.  Um in dem umkämpften Markt weiter zu bestehen, seien aber erhebliche Investitionen nötig, die die rund 100 Gesellschafter nicht selbst finanzieren könnten, wie es von Unternehmensseite heißt. In einem Investorenprozess wurden Interessenten aus dem In- und Ausland angesprochen. Dabei warb die Pfungstädter Brauerei mit ihrer starken regionalen Marke als "Pfungstädter. Die Biermacher" sowie den seit 2017 eingeführten Brauspezialitäten, der Optimierung des Sortiments und dem Ausbau des Exportgeschäfts. // pip

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.