Während einige Unternehmen, die ihre Biere überwiegend im Handel und nur zu einem geringen Teil in der Gastronomie absetzen, deutlich besser durch die Krise kommen, beklagen die anderen Betriebe massive und oftmals existenzbedrohende Umsatzeinbrüche, die in einzelnen Fällen bis zu 70 Prozent betragen. (Foto: Pixabay)
Während einige Unternehmen, die ihre Biere überwiegend im Handel und nur zu einem geringen Teil in der Gastronomie absetzen, deutlich besser durch die Krise kommen, beklagen die anderen Betriebe massive und oftmals existenzbedrohende Umsatzeinbrüche, die in einzelnen Fällen bis zu 70 Prozent betragen. (Foto: Pixabay)

Historischer Sinkflug der Brauer

Im Jahr der Corona-Pandemie 2020 haben die in Deutschland ansässigen Brauereien und Bierlager insgesamt rund 8,7 Milliarden Liter Bier abgesetzt. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, sank damit der Bierabsatz gegenüber dem Vorjahr um 5,5 Prozent beziehungsweise 508,2 Millionen Liter. In den Zahlen sind alkoholfreie Biere und Malztrunk sowie das aus Staaten außerhalb der Europäischen Union (EU) eingeführte Bier nicht enthalten. 

82,6 Prozent des gesamten Bierabsatzes waren nach Angaben von Destatis für den Inlandsverbrauch bestimmt und wurden versteuert. Der Inlandsabsatz sank im Vergleich zu 2019 um 5,5 Prozent auf 7,2 Milliarden Liter. Steuerfrei (als Exporte und als sogenannter Haustrunk) wurden 1,5 Milliarden Liter Bier abgesetzt (-5,8 %). Davon gingen 778,2 Millionen Liter (-13,1 %) in EU-Staaten, 725,3 Millionen Liter (+3,7 %) in Nicht-EU-Staaten und 11,9 Millionen Liter (-4,5 %) unentgeltlich als Haustrunk an die Beschäftigten der Brauereien. 

Lockdowns führen zu Zusammenbruch des Fassbiermarktes

Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bund klagt: „Der mehrmonatige Lockdown der Gastronomie, das Verbot von Veranstaltungen und der Kollaps wichtiger Auslandsmärkte hat die Brauwirtschaft schwer getroffen. Mit den Lockdowns und dem dadurch ausgelösten Zusammenbruch des Fassbiermarktes haben die Brauereien von einem Tag auf den anderen einen großen Teil ihrer wirtschaftlichen Basis verloren. Ware im Millionenwert musste bereits vernichtet werden. Je größer das Gastronomie- und Veranstaltungsgeschäft einer Brauerei, desto verheerender die finanziellen Verluste.

Rückgang fällt bei Biermischungen weniger stark aus

Biermischungen – Bier gemischt mit Limonade, Cola, Fruchtsäften und anderen alkoholfreien Zusätzen – machten laut Destatis im Jahr 2020 mit 437,3 Millionen Litern 5,0 Prozent des gesamten Bierabsatzes aus. Gegenüber dem Jahr 2019 wurden 2,9 Prozent weniger Biermischungen abgesetzt. 

Geschlossene Bars und Restaurants, abgesagte Feste und sonstige Großveranstaltungen sorgten besonders in den Monaten April (-17,3 %) und Mai (-13,0 %) für einen starken Rückgang beim Bierabsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In den Sommermonaten kam es aufgrund der gelockerten Beschränkungen zu einer leichten Erholung beim Bierabsatz. Die wieder verschärften Corona-Auflagen ab Herbst 2020 ließen den Bierabsatz im November jedoch erneut drastisch sinken. Im Vergleich zum Vorjahresmonat wurde 14,1 Prozent weniger Bier abgesetzt.

Bierabsatz in Deutschland sinkt seit Jahrzehnten

Laut Destatis gehe der Bierabsatz in Deutschland seit Jahren kontinuierlich zurück. Seit 1993 – dem Jahr des Inkrafttretens der Neufassung des Biersteuergesetzes – hat sich die Menge des abgesetzten Bieres insgesamt um 2,5 Milliarden Liter oder 22,3 Prozent verringert. //pip

GZ 07/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Markt-Macher Tilman Ludwig-Munzig

Mit der Bierkiste wagt Tilmans Biere, mit Gründer und Braumeister Tilman Ludwig-Munzig, den für München untypischen Mix aus Getränkemarkt, Kiosk und Kneipe. Aus der Idee vom bezahlbaren Bier mit Freunden haben Ludwig-Munzig und sein Team ein Erfolgskonzept gemacht.

Gastkommentar: Uwe H.F. Hölzer

Uwe H.F. Hölzer, Co-Founder und CEO der Magaloop GmbH, sieht den unabhängigen Handel stärker denn je. Kioske, die den Generationenwechsel geschafft sowie risikofreudiger und innovativer agieren, seien am erfolgreichsten. Spätestens seit Corona und der Schließung der Gastronomie haben nahezu alle FMCG-Hersteller den Impulshandel Absatzkanal (wieder-) entdeckt, sagt Hölzer.

Aktuelles Interview: Anne Mantel, Danone Deutschland

Anne Mantel ist Head of Away From Home (AFH) bei Danone Deutschland. Vor drei Monaten nahm das Unternehmen die Akquise von Imbissen, Kiosken in die eigene Hand. Im Interview mit der GZ berichtet Mantel, wie Danones AFH-Start gelang und welche Ziele sich das Unternehmen gesetzt hat.