„Wir wollen erfinden“


Braut fast komplett ohne Hopfen: die Belgierin Annick De Splenter. Foto: Polaris PR

 

2009 gründete Annick De Splenter (50) die Gruut City Brewery im belgischen Gent. Sie stammt zwar aus einer Brauerfamilie. Das Brauen ohne Hopfen musste aber auch sie sich erst erarbeiten. 2.000 hl Grutbier braut sie im Jahr.

Interview: Regine Marxen

Frau De Splenter, warum haben Sie sich entschieden, ohne Hopfen zu brauen?
Weil mich der historische Brauvorgang einfach sehr interessiert. Das fand ich spannend.

Auf Ihrer Homepage schreiben Sie: Es hätte einen Kurs in Biochemie und Kooperationen mit Universitäten gebraucht, damit Ihr Bier das Licht der Welt erblicken konnte. Das klingt mühsam.
Mit Kräutern zu brauen, ist nicht die Herausforderung. Sondern ohne Hopfen zu brauen und auf dessen gute Wirkung zu verzichten. Die University of Leuven und die Katholike Hogeschool Sint-Lieven haben mir bei diesem Prozess sehr geholfen, auch weil ich deren Laboratorien nutzen durfte.

Verzichten Sie wirklich ganz auf Hopfen?
Nur in unserem Triple „Inferno“ verwenden wir Hopfen. Für die Härte und Bitterkeit.

Über die Kräutermischung, die Sie verwenden, ist es schwer, etwas zu erfahren…
Genau. Top Secret. Die Wahl der Kräuter nützt der Stabilität des Schaums und der Trinkbarkeit des Bieres. Ich habe zwei Jahre an der richtigen Zusammensetzung der Kräuter gearbeitet.

Ist es denn teurer, mit Kräutern zu brauen?
Nein, eine Zutat kultiviere ich sogar selbst.

Wie wird Grutbier in Belgien definiert?
Im Mittelalter wurde die zu verbrauende Kräutermischung Grut genannt. Aber ganz ehrlich: Unser Anliegen ist es, zu innovieren und Spaß an dem Bier zu haben. Manchmal sind die Rezepte historisch, wenn wir etwas Spannendes entdecken. Aber das ist keine Voraussetzung.

Gibt es außer Ihren fünf Standardbieren auch saisonale Grutbiere?
Ja, da gibt es das „Sour Stout“, das „Biobeer“, das „Saison“ und „Winterspecial“, gelagert in Fässern aus Eichenholz. 

Wie gefragt sind Ihre Biere in der Szene?
Ich denke nicht darüber nach, was andere denken. Ich habe auch keine Ahnung, wie groß die Grutszene in Belgien ist. Wir machen hier unser Ding, und daran glauben wir.
 

Mehr zum Thema Grutbier lest ihr in der kommenden
Ausgabe 2/20 von CRAFT ab dem 28. Februar.