Wie die Brauerei C. & A. Veltins bei ihrem Pressegespräch zur Halbjahresbilanz mitteilte, konnte sich die Brauerei aus Meschede-Grevenstein im ersten Halbjahr des aktuellen Jahres der negativen Branchenentwicklung – der Biermarkt schrumpfte um 6 Prozent und verlor 2,08 Millionen Hektoliter – entziehen und meldet ein Ausstoßwachstum um 3,2 Prozent auf insgesamt 1,55 Millionen Hektoliter. Der Juni sei mit 370.00 Hektolitern gar der stärkste Juni in der bisherigen Firmengeschichte gewesen. Man habe gar zwei Drittel der normalen Fassbiermenge abfüllen können. „Wir sind mit unserem Ausstoßzuwachs zufrieden, zumal wir damit an die Geschäftszahlen des Vor-Pandemiejahres anknüpfen“, kommentiert Michael Huber, Generalbevollmächtigter bei Veltins.
„Wir haben in der rauen See unsere Markensegel richtig gesetzt und dann den Rückenwind genutzt“, sagte Huber weiter. Zwar verzeichne das gastronomiegebundene Fassbiergeschäft aufgrund des monatelangen Lockdowns im Vorjahresvergleich ein Minus von 39,5 Prozent auf knapp 55.000 Hektoliter und sei mit einem Anteil von nur 4 Prozent erwartungsgemäß schwach, dennoch habe sich das Flaggschiff Veltins Pilsener als drittstärkste Premium-Marke, abgefüllt in Flasche (-0,5 Prozent) und Dose (+6,7 Prozent), mit einem Ausstoß von insgesamt 1,03 Millionen Hektoliter (+0,1 Prozent) als drittstärkste Premium-Marke bewährt.
Die stark an Events gekoppelte Marke V+ habe ein Minus von 5,7 Prozent hinnehmen müssen, die Marke Grevensteiner habe immerhin ein kleines Wachstum von 0,4 Prozent verzeichnen können. Besonders erfreulich hätten sich hingegen die Fassbrausen entwickeln können: die Range legte um satte 28 Prozent zu. Laut Dr. Volker Kuhl, Geschäfstführer Marketing/Vertrieb, sei dies der Umstellung der Fassbrause auf eine natürliche Limonadencharakteristik zu verdanken. „Das kam bei den Verbrauchern gut an.“ Auch das Helle Pülleken, das seit knapp einem Jahr am Markt ist, erfreue sich steigender Nachfrage, hier konnten 99.360 Hektoliter abgesetzt werden. Hier spielen laut Kuhl vier Faktoren eine maßgebliche Rolle für die Beliebtheit: die kleine Euroflasche, das sympathische Etikett, der interessante Name sowie der leichte, süffige Geschmack.
Die Gastronomie habe es nach den Beobachtungen von Veltins nach dem zweiten Lockdown nun deutlich schwerer als nach der erzwungenen Auszeit im letzten Jahr. Die Rückkehr der Gäste geschehe regional in einem sehr unterschiedlichen Tempo und sei vielen Faktoren unterworfen. Hinzu kommen Personalprobleme, die durch die Abwanderung in andere Branchen erst wieder behoben werden müssten. In den deutschen Urlaubsregionen an Ost- und Nordsee werde die Gastronomie recht schnell zu alter Kraft zurückkehren, während es anderswo noch eine Weile brauchen werde. Veltins stehe aber unverändert an deren Seite, zumal die Branche gezeigt habe, was Durchhaltevermögen in der Krise bedeute.
Hinzu kämen spürbare Kostensteigerungen im Beschaffungsmanagement. Die Holzknappheit sei in der Brauwirtschaft angekommen und habe zu wagemutigen Palettenpreisen geführt. Bei der Produktion von Mehrwegkästen komme es inzwischen zu Granulat-Knappheit – in den letzten Monaten habe zeitweise Granulat aus Russland eingekauft und herbeigeschafft werden müssen, weil es in Deutschland nicht zur Verfügung gestanden habe. Und selbst für Kronkorken unerlässliches Weißblech lasse bereits Engpässe erkennen. „Dank langfristiger Kontrakte haben wir uns frühzeitig abgesichert, um die Verfügbarkeit und Liefersicherheit zu gewährleisten“, sagt Huber.
Mit Blick nach vorn hoffe Veltins für die Branche auf eine langsame Entspannung in der zweiten Jahreshälfte, gehe aber davon aus, dass man noch das gesamte nächste Jahr benötige, um die Pandemie hinter sich zu lassen, und könne frühestens 2023 in Gastronomie und Handel wieder zur Normalität zurückkehren. „Die Risiken für die Konsumentwicklung sind wägbar, aber nicht zu unterschätzen. Die Brauereien müssen sich auf wettbewerbsintensive Zeiten einstellen“, mahnte Huber.
Veltins selbst sehe sich unverändert stabil und ertragsstark aufgestellt, sodass alle Investitionen planmäßig fortgesetzt werden könnten. Bis 2024 – zum 200-jährigen Bestehen – soll für rund 100 Millionen Euro ein neues Abfüllzentrum für Flaschenbier fertiggestellt sein – der Rohbau befinde sich bereits in Vollendung. Außerdem ging im Frühjahr ein zweites Hochregallager ans Netz, um die Flexibilität in der Sortimentsdistribution zu erhöhen. //chs