Das Jahr 2022 brachte die erhoffte zarte Erholung für den deutschen Bier- und Getränkemarkt, der in den beiden Vorjahren vollkommen aus dem Takt geraten war. (Foto: Radeberger Gruppe)
Das Jahr 2022 brachte die erhoffte zarte Erholung für den deutschen Bier- und Getränkemarkt, der in den beiden Vorjahren vollkommen aus dem Takt geraten war. (Foto: Radeberger Gruppe)

Radeberger Gruppe performt trotz Gegenwind

Die Radeberger Gruppe hat im abgelaufenen Geschäftsjahr 2022 ihren Getränkeabsatz im Jahr 2022 um knapp plus 6 Prozent auf rund 11,8 Millionen Hektoliter gesteigert. Beim inländischen Bierabsatz legte der Branchenmarktführer um plus 4 Prozent zu. Auch der Umsatz der Unternehmensgruppe erholte sich nach Auslaufen der Pandemie und legte auf  1,9 Milliarden Euro zu (2021: 1,62 Milliarden Euro). Dies meldete die Unternehmensgruppe, nachdem sie Bilanz gezogen hat.

Guido_Mockel_Bilanz_2022
CEO Guido Mockel: "Wir müssen uns auf ein anstrengendes, überaus hartes Jahr einstellen, das unsere Branche wie auch jeden Marktakteur hinsichtlich Absätze, Umsätze, Kosten und Margen fordert – sei es auf den Beschaffungsmärkten, bei Tarifverhandlungen, in Jahresgesprächen und nicht zuletzt bei vielen strukturellen Fragestellungen der Branche.“

Guido Mockel, Sprecher der Geschäftsführung der Radeberger Gruppe: „Die vergangenen Monate haben

gezeigt, wie sehr die Menschen ihre nach langen Pandemie-Einschränkungen zurückgewonnene Freiheit genießen wollten. Diese händeringend erwartete Rückkehr von Normalität hat unserer Branche nach zwei rabenschwarzen Jahren gutgetan, auch, wenn sie sich trotz dieser Erholung weiterhin unter Vorkrisenniveau bewegt und ihr im Vergleich zum ‚Vor-Corona-Jahr‘ 2019 deutliche Absatzvolumina fehlen.“

 

Breites Portfolio sorgt für Erfolg

Diese positive Entwicklung spiegele sich nach Unternehmensangaben in "allen strategischen Wachstumssegmenten" ihres Portfolios wider: So sei das Segment der nationalen Marken (Radeberger Pilsner, Jever Pilsener, Schöfferhofer Weizen/Weizen-Mix) um plus 2,0 Prozent gewachsen. Die nationalen Spezialitäten (Allgäuer Büble Biere, Guinness, Kilkenny uvm.) sollen von einer wachsenden Nachfrage nach Hellbieren und internationalen Marken profitiert haben und um plus 11,5 Prozent zugelegt haben. Nicht zuletzt habe sich das regionale Portfolio (Berliner Pilsner, Berliner Kindl, Brinkhoff’s No.1, Dortmunder Kronen, Freiberger, Gilden Kölsch und Sion Kölsch, Stuttgarter Hofbräu, Ur-Krostitzer uvm.) positiv um rund plus 5 Prozent gegenüber Vorjahr entwickelt. 

Radeberger_Portfolio_Bilanz_2022
Die Unternehmensgruppe konnte entscheidende Marktanteile zurück- und hinzugewinnen, punktete vor allem bei alkoholfreien Bieren und Hellem, starken regionalen Marken, nationalen Spezialitäten sowie alkoholfreien Getränken sehr erfreulich, konnte insbesondere die einsetzende Erholung der Gastronomie sowie Rückkehr zu mehr Normalität für eine weitere Gesundung seiner Absätze in allen Vertriebskanälen nutzen und sich mit seinem Markenportfolio besser als der Marktdurchschnitt entwickeln. (Foto: Radeberger Gruppe)

Besondere Mengentreiber seien mit Oberdorfer Helles und Radeberger Alkoholfrei zwei noch junge Produkte gewesen, die sich vielversprechend entwickelten, die internationalen Marken, die sich insbesondere mit der Gastronomieöffnung erholten, das Gros der regionalen Marken, die Marktanteile zurückzugewinnen oder ausbauen konnten, sowie alkoholfreie Biere, die unter dem Strich um fast 10 Prozent gegenüber Vorjahr, gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019 sogar um mehr als 15 Prozent zulegen konnten. Guido Mockel: „Wir sind hierzulande inzwischen nicht nur der größte Anbieter alkoholfreier Biere, wir haben mit Jever Fun auch das beliebteste alkoholfreie Pilsener im Handel in unserem Sortiment. Das macht uns stolz und motiviert uns zugleich, diese Entwicklung entschlossen voranzutreiben.“

Auch als Anbieter im alkoholfreien Segment (AfG) konnte die Gruppe nach eigenem Bekunden reüssieren: So habe sie mit ihrer Mineralwassermarke Original Selters sowie den PepsiCo-Marken, die sie exklusiv in Gastronomie und Getränkefachmärkten vertreibt, im Außer-Haus-Markt um mehr als plus 30 Prozent zum Vorjahr zulegen können – und habe mit den PepsiCo-Marken sogar deutlich über Vorkrisenniveau gelegen. „Wir sehen noch große Chancen für unsere alkoholfreien Getränke, deren erfreuliche Entwicklung in den kommenden Monaten kraftvoll weitergehen soll“, so Guido Mockel.

Absatzzuwächse nur Rückeroberung verlorengegangener Hektoliter

Trotz positiver marktseitiger Entwicklungen blickt der Chef der Unternehmensgruppe verhalten auf die Lage der Branche: „Man darf sich durch die sich dieser Tage geradezu überschlagenden Positivmeldungen nicht täuschen lassen: Die durchaus erfreulichen Absatzzuwächse stellen in den meisten Fällen kein wirkliches Wachstum dar, sondern lediglich die zwar begrüßenswerte, aber eben doch nicht ausreichende Rückeroberung zuvor in der Krise verlorener Hektoliter – und das mit einem ganz anderen Ertragsbild angesichts dramatischer Kostenentwicklungen. Eine branchenweite Rückkehr auf Vorkrisenniveau ist nicht in Sicht“, betont Mockel. „Oder deutlicher gesagt: Wer im Jahr 2022 im Vergleich zum unterirdischen Vorjahr keine positive Entwicklung verzeichnet hat, der hat wohl ein grundsätzliches strukturelles Problem …“

Seine Unternehmensgruppe sieht der Chef der Radeberger Gruppe zukunftsweisend aufgestellt: „Wir machen konsequent unsere Hausaufgaben und stellen uns nicht zuletzt auch durch die Anpassung unserer Kapazitäten vorausschauend auf den sich verändernden Markt ein. Zudem haben wir ein für jeden Bedarf und Kanal passgenaues Portfolio sowie ein spannendes Neuprodukt, hoch motivierte Mannschaften und eine einzigartige Aufstellung, die uns alle Möglichkeiten und Spielräume für eine kraftvolle Marktbearbeitung erhält – denn wir sind längst mehr als eine Brauereigruppe: Mit unseren Engagements in der Vertikalen – Getränkefachhändlern, Getränke-fachgroßhändlern, Streckenlogistikern und dem Anbieter in puncto Leergutsortierung – haben wir eine Marktposition erarbeitet, die uns auch durch stürmischste Zeiten trägt. Und die uns auch dann performen lässt, wenn uns der Wind hart ins Gesicht bläst: Wir bleiben auf Kurs, um weiterhin zu den Gewinnern des Marktes zu gehören – und diesen aktiv zu prägen und mit viel Freude an Getränken zu gestalten.“ //pip

GZ 06/23

Themen der Ausgabe

Titelthema: Retail Media

Retail Media wird im Kommunikationsmix weiter stark an Bedeutung gewinnen. Darunter werden alle Arten von Werbe- und Marketing-Aktivitäten und -Botschaften verstanden, die sich der Flächen, Daten, Vertriebs- und Kommunikationskanäle von Handelsunternehmen bedienen. Für Händler und Hersteller ist das Potenzial groß. Experten zufolge ist das Potenzial der hierzulande noch jungen Kommunikations-Form enorm. Die Retail-Media-Umsätze sollen laut europäischem Dachverband für Onlinewerbung, IAB Europe, im Jahr 2026 auf 25,1 Milliarden Euro steigen.

Gastkommentar: Carsten Rasner

Carsten Rasner, Geschäftsführer, Bundesverband Digitale Wirtschaft e. V. (BVDW), ist der Meinung, dass Retail Media zu den innovativsten und vielversprechendsten Konzepten im Markt gehört. Der Grund: Die Digitalisierung
schreitet weiter voran und dort, wo sich die Konsumentinnen und Konsumenten aufhalten, liegt es nahe, auch Werbung zu zeigen. Retail Media, also Werbung, die von Online-Shops bis zum Point of Sale vermarktet wird, trifft zumeist auf Menschen in Shoppinglaune, die entsprechend empfänglich für Werbebotschaften sind.

Aktuelles Interview: Tim Fölting & Lothar Menge

Copa Systeme, Entwickler für branchenspezifische IT-Lösungen, wird seit Anfang 2023 von Tim Fölting und Ex-Kollex-Chef Lothar Menge geführt. Wie es zu dieser Konstellation kam und warum vor allem bei Beiden von Anfang an die Chemie stimmte, was aus Vater Bernhard Fölting wird und wo die beiden Digital-Profis großes Entwicklungspotenzial innerhalb der Branche sehen, erzählen sie uns im Interview.