Spezi, der Mix aus Orangenlimonade und Cola, erfreut sich seit mehr als 50 Jahren großer Beliebtheit bei Jung und Alt. (Foto: W. Heiber Fotostudio/adobe.stock.com)
Spezi, der Mix aus Orangenlimonade und Cola, erfreut sich seit mehr als 50 Jahren großer Beliebtheit bei Jung und Alt. (Foto: W. Heiber Fotostudio/adobe.stock.com)

Paulaner gewinnt Spezi-Streit

Die auf Marken- und Wettbewerbsrecht spezialisierte 33. Zivilkammer des Landgerichts München hat in ihrem Urteil zum Spezi-Streit vom 11. Oktober entschieden, dass Paulaner seinen Cola-Orangenmix weiterhin Spezi nennen darf. Die Vereinbarung zwischen der Brauerei Riegele und Paulaner aus dem Jahre 1974 bestehe also weiterhin fort. Noch ist das Urteil nicht rechtskräftig.

Das Gericht kam nun zu der Überzeugung, dass diese nicht als Lizenzvertrag, sondern Koexistenz- und Abgrenzungsvereinbarung zu lesen sei. Hierfür spreche, dass die Überschrift noch vor der Unterzeichnung von „Lizenzvertrag“ in „Vereinbarung“ abgeändert worden sei. Damit sei „eine endgültige Beilegung bestehender Streitigkeiten zwischen den Parteien beabsichtigt gewesen“. Nach Auffassung des Gerichts seien markenrechtliche Koexistenz- und Abgrenzungsvereinbarungen - im Gegensatz zu Lizenzverträgen - nicht ordentlich kündbar. Für eine außerordentliche Kündigung habe Paulaner nun keinen Anlass gegeben.

„Vertragsreue“ sei im Rechtssinne kein Grund

Im Urteil heißt es: „Die Klägerin (Paulaner, Anm. Red.) hält die vertraglichen Vereinbarungen unbestritten ein, und Jahrzehnte nach Abschluss der Vereinbarung eingetretene Vertragsreue als Ausfluss des Wunsches der Beklagten, am beachtlichen wirtschaftlichen Erfolg der Klägerin zu partizipieren, stellt keinen wichtigen Grund im Rechtssinne dar.“

Darum geht es: Riegele hatte sich den Namen „Spezi“ bereits 1965 rechtlich sichern lassen. Aufgrund des großen Erfolgs des Limo-Mixes gründete die Brauerei 1977 einen Markenverbund und vergibt seitdem Lizenzen. Die einzige Ausnahme: Paulaner. Diese hatte drei Jahre vor Gründung des Verbunds einmalig 10.000 D-Mark an Riegele bezahlt mit der Zusicherung das eigene Getränk mit anderem Etikett und als „Paulaner Spezi“ zu verkaufen. Diesen Vertrag wollte Riegele im Mai 2021 nun aufkündigen, um einen neuen Lizenzvertrag abzuschließen. Paulaner reichte eine Feststellungsklage ein. Zu entscheiden galt, ob es sich bei der Vereinbarung um einen kündbaren Lizenzvertrag (Standpunkt Riegele) oder eine einmalige Abgrenzungsvereinbarung (Standpunkt Paulaner) handelt. ///chs

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GZ 06/23

Themen der Ausgabe

Titelthema: Retail Media

Retail Media wird im Kommunikationsmix weiter stark an Bedeutung gewinnen. Darunter werden alle Arten von Werbe- und Marketing-Aktivitäten und -Botschaften verstanden, die sich der Flächen, Daten, Vertriebs- und Kommunikationskanäle von Handelsunternehmen bedienen. Für Händler und Hersteller ist das Potenzial groß. Experten zufolge ist das Potenzial der hierzulande noch jungen Kommunikations-Form enorm. Die Retail-Media-Umsätze sollen laut europäischem Dachverband für Onlinewerbung, IAB Europe, im Jahr 2026 auf 25,1 Milliarden Euro steigen.

Gastkommentar: Carsten Rasner

Carsten Rasner, Geschäftsführer, Bundesverband Digitale Wirtschaft e. V. (BVDW), ist der Meinung, dass Retail Media zu den innovativsten und vielversprechendsten Konzepten im Markt gehört. Der Grund: Die Digitalisierung
schreitet weiter voran und dort, wo sich die Konsumentinnen und Konsumenten aufhalten, liegt es nahe, auch Werbung zu zeigen. Retail Media, also Werbung, die von Online-Shops bis zum Point of Sale vermarktet wird, trifft zumeist auf Menschen in Shoppinglaune, die entsprechend empfänglich für Werbebotschaften sind.

Aktuelles Interview: Tim Fölting & Lothar Menge

Copa Systeme, Entwickler für branchenspezifische IT-Lösungen, wird seit Anfang 2023 von Tim Fölting und Ex-Kollex-Chef Lothar Menge geführt. Wie es zu dieser Konstellation kam und warum vor allem bei Beiden von Anfang an die Chemie stimmte, was aus Vater Bernhard Fölting wird und wo die beiden Digital-Profis großes Entwicklungspotenzial innerhalb der Branche sehen, erzählen sie uns im Interview.