Die Westerwald Brauerei trotzte allen Krisen und verbesserte sein Gesamtergebnis besser als im Jahr 2019. (Foto: Hachenburger)
Die Westerwald Brauerei trotzte allen Krisen und verbesserte sein Gesamtergebnis besser als im Jahr 2019. (Foto: Hachenburger)

Hachenburger übertrumpft 2019

Die Westerwald-Brauerei erzielte mit ihrer Stammmarke Hachenburger trotz Kostenexplosion nach eigenen Angaben ein weit überdurchschnittliches Wachstum: Insgesamt liegen Absatz und Umsatz "sehr deutlich" über dem Jahr 2019, heißt es.

Die Westerwald-Brauerei konnte sich in einem sehr schweren Marktumfeld behaupten, mehr noch: Der Mengen-Zuwachs sei prozentual und absolut so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Sogar bei der Hauptsorte Hachenburger Pils habe die Brauerei einen Absatzzuwachs von mehr als 20 Prozent verzeichnen können und auch das Erfrischungsgetränk Kalter Kaffee – eine Neueinführung – habe höchst erfreuliche Absätze erzielt. Insgesamt liegen nach Brauerei-Angaben Absatz und Umsatz sehr deutlich über dem Jahr 2019.

 

Massive Kostensteigerungen in fast allen Bereichen

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Das Hachenburger soll nicht nur im Westerwald erhältlich sein, sondern künftig auch im Siegerland, am Rhein und an der Mosel sowie im Taunus. (Foto: Hachenburger)

Jubelstürme seien in Hachenburg dennoch nicht ausgebrochen, denn dem positiven Absatz hätten massive Kostensteigerungen in fast allen Bereichen gegenübergestanden. Rohstoffe, wie der für die Brauerei unverzichtbare Aromahopfen oder Malz, habe sich im Beschaffungspreis verdoppelt und auch die sogenannten Hilfs- und Betriebsstoffe wie Kronenkorken, Leim, Etiketten und andere Verpackungsmaterialien seien teurer geworden.

Um sich auch zukünftig breit aufzustellen, konzentrieré man sich bei der Westerwald-Brauerei im Jahr 2023 neben dem Bierverkauf auch weiterhin auf den Besuchermagnet „Hachenburger Erlebnis-Brauerei“, die im zurückliegenden Jahr den höchsten Umsatz seit Start vor 25 Jahren habe einfahren können, wenngleich sich die Art der Besucher stark gewandelt habe. Waren es früher größtenteils Gruppen und Vereine, so seien es in der Nach-Covid-Zeit vermehrt Bierinteressierte, Kleingruppen und Familien, die nach Hachenburg gepilgert seien, um sich die vollkommen transparente Brauerei anzuschauen.

Nachhaltigkeit als langfristiges, strategisches Unternehmensziel

Neben der Rezertifizierung als Gemeinwohl-Ökonomie-Unternehmen und der Fertigstellung des sogenannten Schnellwegs, der Produktionsabläufe in der Brauerei beschleunigt, habe das mittelständische Unternehmen 2022 vor allem in Nachhaltigkeitsprojekte investiert. So setze die Brauerei beispielsweise seit Juli 2022 ein 100-prozentiges Wertstoff-Recycling um. Ebenfalls im Sinne der Nachhaltigkeit sei die gesamte Dienstwagenflotte bis auf ein Hybridfahrzeug mittlerweile auf Elektro umgestellt. Des Weiteren soll im Frühjahr 2023 eine Anlage fertiggestellt werden, die aus dem Abwasser der Brauerei künftig Biogas produziere und so mehr als zehn Prozent des Energiebedarfs des Unternehmens decke. Bislang sei die Westerwald-Brauerei durch Kompensation bereits klimaneutral, bis 2030 möchte das mittelständische Unternehmen dies auch aus eigener Kraft schaffen und somit mehr Energie erzeugen als verbrauchen. Dazu beitragen soll auch eine neue Photovoltaikanlage auf den Dächern der Betriebsgebäude. Sie soll künftig 20 Prozent des Strombedarfs decken. Parallel laufe die Planung und Implementierung einer CO²-Rückgewinnungsanlage, die den Ausstoß der Brauerei nach Scope 1, 2 und 3 (Geltungsbereiche für Emissionen) künftig um 12 Prozent reduzieren soll, allein nach Scope 1 und 2 seien es sogar mehr als 50 Prozent. So möchte die Westerwald-Brauerei die seit 10 Jahren zu beobachtende rückläufige Entwicklung des CO²-Fußabdrucks der Hachenburger Biere weiter vorantreiben. 

Ausblick für das Jahr 2023

Neben den genannten Modernisierungsschritten für eine noch nachhaltigere Bierproduktion, investiere das mittelständische Unternehmen auch in seine Mitarbeiter. Um weiterhin als verlässlicher Arbeitgeber für den Westerwald aufzutreten, sollen beispielsweise drei Azubis nach Abschluss ihrer Ausbildung in diesem Jahr übernommen werden und auch in den Abteilungen Logistik und Vertrieb sollen in den vergangenen Wochen neue Mitarbeiter angefangen haben, um dafür zu sorgen, dass Kunden im Westerwald und mittlerweile auch an Rhein und Mosel, im Siegerland und im Taunus noch besser mit der Marke Hachenburger bedient werden können.
Für das Jahr 2023 zeigt sich der geschäftsführende Gesellschafter Jens Geimer verhalten optimistisch: „Als Westerwälder sind wir eher bescheiden, denken konservativ und freuen uns sehr, wenn es dann doch besser läuft.“ Sein besonderer Dank gelte den insgesamt rund 100 Beschäftigten, die im Wachstumsjahr 2022 erneut hervorragende Arbeit geleistet hätten. Hier zeige sich, dass gute Ausbildung ein wichtiges Fundament ist und Jung und Alt harmonisch miteinander die Dinge entwickeln und vorantreiben können. Was an neuen Produkten in der Pipeline sei, was sich hinter dem Projekt „Hachenburger X“ verberge und welche weiteren Erkenntnisse die 6-wöchige USA-Reise von 6 Führungskräften des Mittelständlers hervorgebracht habe, möchte der Brauereichef in den kommenden Monaten mitteilen. //pip

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GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.