Steigende Kosten, niedrige Preise, Absatzrückgänge: Das Beben, das die Braubranche erschüttert, brachte auch namhafte Unternehmen ins Wanken. Erwischt hat es hauptsächlich jene Betriebe aus dem Mittelstand, die ohnehin schon auf wackeligen Beinen standen.
Mit den 45 in den letzten 3 Jahren verlorenen Brauereien ist die Branche den Verbänden zufolge noch glimpflich davongekommen. Diese haben die Situation bislang aber auch nicht relativieren können oder wollen. Im Gegenteil fällt der Verweis des Bayerischen Brauerbundes auf die Absatzverteilung fatal aus: 4,2 Prozent der Brauereien sorgten 2021 für über 83,1 Prozent des Ausstoßes. Die erfreulichen, zahlreichen Neugründungen von Kleinbrauereien mögen zwar die Vielfalt am Leben erhalten – die Schere zwischen Groß und Klein öffnet sich aber immer weiter. Verlierer dieses Prozesses ist der Mittelstand und mit ihm die Bierkultur. Dabei gibt es sie wohl noch, die erfolgreichen Familienunternehmen: Die Brauereien mit dem Slow-Brewing-Siegel schaffen es, mit einem ambitionierten Qualitätsversprechen und den entsprechenden Preisen, rentabel zu arbeiten. Das zeigt etwa die Bilanz der Westerwälder Brauerei. Im Gegensatz dazu landen die Konzernbiere abwechselnd im Angebots-Karussell des Handels, der beim Preis immer noch das letzte Wort hat. Es ist ein harter Brocken für die Marketing- Abteilungen, die gebetsmühlenartig als Premium beworbenen Biere für 9,99 Euro verschleudert und massenhaft nach Hause gekarrt zu sehen.
Es bleibt die Hoffnung, dass auch die großen Brauereien für ihre technologischen und handwerklichen Leistungen ihren gerechten Lohn einfordern. Wer aber Volumen für Aktionen freigibt, setzt bereitwillig die vom Handel dargereichte Säge an dem Ast an, auf dem er selbst sitzt. Wehe, wenn das nächste Beben kommt.