Free Braugerste: Die Freien Brauer wollen sich von Großbrauereien die Nutzungsrechte für Braugerste nicht durch Patente streitig machen lassen. (Foto: Adobe Stock)
Free Braugerste: Die Freien Brauer wollen sich von Großbrauereien die Nutzungsrechte für Braugerste nicht durch Patente streitig machen lassen. (Foto: Adobe Stock)

Freie Brauer kämpfen für patentfreie Braugerste

Die Freien Brauer launchen die nationale Kampagne „Die Freien Gerstensorten“ und fordern die Branche sowie Verbraucherinnen und Verbraucher auf, die Stimme für eine Petition abzugeben, um Patente auf Saatgut und im Speziellen auf Braugerste zu stoppen.

Die Freien Brauer, die sich als Wertverbund sehen, geben an, dass sich damit alle Gesellschafterbrauereien dafür einsetzen, "die Vielfalt und die freie Auswahl im Rohstoffsektor zu erhalten". Mit der Kampagne möchte der Verband ein deutliches Zeichen setzen und erreichen, dass sich Verantwortliche der Länder, des Bundes und der Patentämter dafür stark machen, dass eine rechtlich klare und eindeutige Richtlinie zur Auslegung des europäischen Patentrechts verabschiedet wird, "die alle Pflanzen auf Basis konventioneller Züchtungsmethoden generell von der Patentierung ausschließt". Die Unterschriften für die Petition sollen auf der Kampagnenseite gesammelt werden.

Der Kampagne vorausgegangen ist ein jahrelanger Rechtstreit. Heineken und Carlsberg erhielten 2016 mehrere europäische Patente auf konventionell gezüchtete Gerste, die sich auch auf Braugerstensorten erstrecken, die beim Brauen von Bier zum Einsatz kommen. Mehrere Nichtregierungsorganisationen und auch Brauereien hatten Einsprüche gegen die europäischen Patente eingereicht, die 2018 aber abgelehnt wurden. 2021 wurde dann auch eine Beschwerde gegen diese Entscheidung abgewiesen und damit eines der Patente in letzter Instanz vom Europäischen Patentamt bestätigt.

„Das ist in den Augen unserer Gesellschafter ein Missbrauch des Patentrechts, eine Schwächung des Sortenrechts, eine drastische Einschränkung der unternehmerischen Freiheit von Brauereien und wir befürchten daher in naher Zukunft negative Folgen für unsere gesamte Branche“, erklärt Jürgen Keipp, Geschäftsführer der Freien Brauer, die Hintergründe der national angelegten Kampagne unter Federführung des Werteverbunds und fährt fort: „In der DNA unseres Verbunds ist verankert, dass sich unsere Gesellschafter beim Eintritt in die Gemeinschaft familiengeführter Brauereien unter anderem dafür verpflichtet haben, nach Werten wie ‚Große Freiheit‘, ‚Persönliche Verantwortung‘, ‚Höchste Qualität‘ und ‚Einzigartige Vielfalt‘ täglich zu handeln. Wir Freien Brauer können aber nur höchste Qualität und eine einzigartige Vielfalt garantieren, wenn wir bei der Auswahl des wichtigsten Rohstoffs für das Brauen, der Gerste, auch unter einer möglichst großen Vielfalt an Braugerstensorten auswählen können.“

Die in ihrer Region verwurzelten und engagierten Brauereien könnten nach Meinung des Verbandes ihr Ziel mit der Kampagne nur erreichen, wenn die breite Öffentlichkeit sich für die Sache engagiert und dies durch die Abgabe einer Unterschrift auf der Kampagnenseite bekräftigt.

Die Freien Brauer sehen sich hinsichtlich des Erfolgs der Kampagne gut aufgestellt, denn sie haben nach eigenem Bekunden mit der Initiative "No Patents on Seeds" einen "starken Partner" an ihrer Seite, der sie in allen Belangen rund um das Engagement für das Recht auf freie Auswahl an Gerstensorten unterstütze. "Es geht um ein sehr grundsätzliches Thema: Die Kontrolle über die Grundlagen unserer Ernährung und die Monopolisierung von Saatgut. Dagegen müssen wir gemeinsam aktiv werden“, erklärt Christoph Then, Geschäftsführung der Initiative "No Patens on Seeds!" (Keine Patente auf Saatgut!). Ziel der Freien Brauer ist es nun, mit der Kampagne bundesweit für Aufmerksamkeit zu sorgen und ausreichend Stimmen zu gewinnen, um die Initiative "No Patens on Seeds!" tatkräftig zu unterstützen. //pip

GZ 08/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Mineral- und Tafelwasserverordnung

Der Entwurf des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur Neufassung der Mineral- und Tafelwasserverordnung könnte zu Verwerfungen im gesamten Mineralwassermarkt führen. Verbände fordern daher dringend Nachbesserungen.

Aktuelles Interview: Jürgen Reichle, VDM

Jürgen Reichle, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Mineralbrunnen, sieht beim vorgelegten Entwurf für die Mineral- und Tafelwasserverodnung Verbesserungsbedarf in mehreren Punkten. Der nächste Schritt sei eine intensive Dialogphase mit Bund und Ländern.

Gastkommentar: Thomas Fischer, DUH

Thomas Fischer, Bereichsleiter Kreislaufwirtschaft bei der Deutschen Umwelthilfe, hält die in der PPWR festgelegt Mehrwegquote von vorerst 10 Prozent für deutlich zu niedrig angesetzt. Ein erhoffter Rückenwind für Mehrweg werde so ausbleiben sagt er und fordert deshalb nationale Maßnahmen zum Mehrwegschutz.