Wie die Flensburger Brauerei bei ihrer Jahrespressekonferenz meldet, muss sie erstmals seit 2013 ein Absatzminus verschmerzen. Nach dem Plus von 3,8 Prozent in 2020 steht für das vergangene Jahr unterm Strich ein Minus von 10,0 Prozent bzw. ein Rückgang um 60.000 auf insgesamt 600.000 Hektoliter. Der Umsatz habe durch Einsparungen, etwa aufgrund von abgesagten Veranstaltungen, jedoch gehalten werden können.
Als Gründe führt Andreas Tembrockhaus, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing, die steigenden Kosten, den schlechten Sommer sowie die durch Omikron bedingt weiterhin schwierige Coronlage an.
Den größten Anteil am Absatz hat mit 61 Prozent das Flaggschiff Flensburger Pilsener, das in diesem Jahr übrigens 100 Jahre alt wird. „Da werden wir natürlich ein bisschen feiern“, kündigt Tembrockhaus an. Aktuell halte Flensburger national einen Marktanteil von 1,5 Prozent. Der Anteil für Schleswig-Holstein belaufe sich meist auf 6 bis 7 Prozent.
Etwas erholen konnte sich zumindest der Fassbierabsatz, der im Vergleich zum Vorjahr um 5,9 Prozent auf 30.000 Hektoliter nach oben habe klettern können. Sein Anteil am Gesamtabsatz bewege sich aktuell bei 5 Prozent. Vor Ausbruch der Pandemie machte er mit 60.000 Hektolitern noch 10 Prozent aus. Perspektivisch hält Tembrockhaus eine Rückkehr zu einem Absatz von 50.000 Hektolitern für realistisch.
Zulegen konnte mit einem Plus von 7,3 Prozent ebenso der Export, der mit 30.000 Hektolitern ebenfalls 5 Prozent am Gesamtabsatz ausmacht. Zweitwichtigster Markt ist laut Tembrockhaus trotz Brexit aktuell das Vereinigte Königreich, für das Flens im Vergleich zum Vorjahr ein sattes Plus von 90 Prozent auf dem Zettel stehen hat. Auch im US-Markt sieht der Geschäftsführer Potenzial. Zwar belaufe sich der Export hier auf gerademal 1.500 Hektoliter (+45,0 Prozent), jedoch gelte Flensburger mit seinen stärker gehopften Bieren dort als Craftbrauerei, was Wachstum berge.
Beide positiven Absatzimpulse, Fassbier und Export, hätten jedoch nicht ausgereicht, um den Wachstumskurs der letzten Jahre weiter fortzusetzen.
Im Bereich Technik habe die Brauerei in den vergangenen Monaten die Betriebsgenehmigung erhalten, zukünftig anstelle von 3.000 bis zu 4.500 Hektoliter am Tag zu brauen. Ein „wichtiger Meilenstein“, wie Silke Moerke, die als Geschäftsführerin Technik seit Januar mit Tembrockhaus die neue Doppelspitze bildet, bei der PK betonte. Es können nun über 1 Millionen Hektoliter Bier pro Jahr gebraut und abgefüllt werden. In der Logistik sei man ebenfalls gut vorbereitet und setze umfangreiche Maßnahmen um, um eine nachhaltige Verbesserung der Lieferquote zu erreichen. Unter anderem sei in zusätzliches Leergut, in die Erhöhung der Umpack- und Sortierkapazitäten sowie in die Erweiterung der Verladekapazität investiert worden. Die Einführung dieser Maßnahmen habe gut gewirkt. Im Juni 2021, mit 80.000 Hektolitern der stärkste Monat seit 1992, habe die Lieferfähigkeit bei 99,9 Prozent gelegen.
Trotz allem schaut Flensburger laut Tembrockhaus nun „positiv in die Zukunft“ und ist zuversichtlich, dass es sich aktuell um einen „zeitlich begrenzenten Schaden“ handelt. Für 2022 setzt sich die Brauerei das Ziel, wieder das Niveau von 2020 zu erreichen und 60.000 Hektoliter mehr abzusetzen. Wenn Corona endlich wieder eine Normalität zulasse, „trauen wir uns das zu“, betont Tembrockhaus.
Trotz der steigenden Energie- und Rohstoffpreise sei zudem für dieses Jahr keine Preisanpassung geplant. Investitionen kalkuliert die Brauerei laut Moerke aktuell für ein neues Logistikzentrum ein, dessen Planung im ersten Halbjahr abgeschlossen sein soll. //chs