Text: Mareike Hasenbeck
Lange Zeit haftete den Biermischgetränken das Image viel zu süßer Kalorienbomben an. Doch mit zahlreichen Innovationen wandelte sich das Image im Laufe der Zeit, die neuesten Produkte entpuppen sich mittlerweile als wahre Trendsetter. Viele Brauereien gewinnen damit längst neue Zielgruppen und kompensieren sogar Einbrüche im traditionellen Biergeschäft. Die Vielfalt an Konzepten, Ideen und Geschmäckern ist heute schier unbegrenzt. Dabei spielt es kaum eine Rolle, ob die Biermixes mit oder ohne Alkohol angeboten werden. Allein im vergangenen Jahr wurden mehr als 4,4 Millionen Hektoliter davon abgesetzt – Tendenz steigend.
Neben dem Klassiker Radler sind es vor allem die modernen Biermixes, die mit ihren individuellen Geschmäckern bei jüngeren Zielgruppen punkten können und als innovative Lifestylegetränke wahrgenommen werden. Angesetzt mit originellen Aromen oder gemischt mit Bio-Limonaden, Fruchtsäften, Cola oder ganz neuartigen Zutaten, präsentieren sie sich meist in hippem Design-Gewand und stammen längst nicht mehr nur aus den großen Brauereien des Landes. „Innovative Biermischgetränke sind nicht mehr wegzudenken und haben ihren festen Platz im deutschen Biermarkt“, bestätigt auch Holger Eichele vom Deutschen Brauer Bund.
Aktuell liegen ungewöhnliche Mixes mit Spaß-Faktor und auch etwas mehr Volumenprozent im Trend. Zu den Marktführern gehört dabei Desperados, das sich mit Tequila-Geschmack und Aromen von Limone, Mojito sowie Citrus präsentiert. Ein anderer Spaßmacher kommt von Veltins, aus der sogenannten „V+“-Range. Die Linie verzeichnet inzwischen einen Ausstoß von knapp 300.000 Hektolitern. Neben „Curuba“, „Berry-X“, „Lemon“ und „Energy“ gibt es jetzt ein weiteres „gute Laune-Getränke“, wie es die Hersteller der Mix-Reihe gern bezeichnen: „V+ Sprizz“. Die fünfprozentige Sorte aus achtzig Prozent Bier und zwanzig Prozent Erfrischungsgetränk soll durch einen fruchtigen Bitterorangen-Geschmack Lust auf den Sommerurlaub wecken und für kühle Erfrischung sorgen.
Am Puls der Zeit sieht sich auch das Team der Karlsberg Brauerei aus Homburg. Mit der Mixery-Serie wollen sie ihre Fans mit immer neuen Aromen begeistern. Neben „Mixery Iced Blue“ mit Guarana, „Mixery Cherry“ mit Kirschgeschmack und „Mixery Ultimate Energy“ mit immerhin sechs Prozent Alkohol reiht sich auch „Mixery Iced Yellow“ ein - eine Energy-Biermischung aus Vollbier und einem Spritzer Zitrone. „Die Marke steht seit Jahrzehnten mit ihren Innovationen für Performance im Biermischsegment“, sagt Andreas Oster, Marketingleiter der Karlsberg Brauerei. „MiXery Iced Yellow“ sei die passende Antwort auf den Wunsch der Konsumenten nach einer neuen Variation.
„Natur-Radler“ bleibt Beliebtheits-Champion
Ganz was Neues kam im März von der Radeberger Gruppe auf den Markt. „Cyberz“ heißt die Biermix-Marke, die aktuell zwei 5,9-prozentige Sorten vorlegt. „Cyberz Lime“ soll mit einem süß-säuerlichen Limetten-Geschmack an eine Caipirinha erinnern. „Cyberz Berry“ hingegen besitzt ein attraktives Waldbeeren-Aroma. Die Marke zeigt sich im Neon-Look und lässt das Etiketten-Design bei Schwarzlicht leuchten. „Cyberz ist unsere zeitgemäße Antwort auf den Trend zu gehaltvolleren Bier-Mixes“, betont Marketingleiterin Melanie Böksen-Berneburg.
Trotz der Vielzahl an kreativen, neuartigen Mixes: das klassische Radler zählt nach wie vor zu den beliebtesten Mischgetränken, vor allem in „Natur-Version“. Den Trend zu naturtrüben Varianten, bei denen besonderes Augenmerk auf hochwertige Zutaten gelegt wird, befeuern dabei nicht nur bayerische Brauereien wie Paulaner, Hacker Pschorr oder das Erdinger Brauhaus. Auch die Krombacher Brauerei erweiterte ihr Sortiment im Frühjahr letzten Jahres um ein Naturradler sowie eine zuckerfreie Sorte. Die Produkte sollen laut Machern trendsichere Impulse im Markt setzen und die Innovationskompetenz unterstreichen. Denn: „Bewusster Genuss und die Nachfrage nach zucker- und kalorienreduzierten Getränken nehmen in den vergangenen Jahren konstant zu“, unterstreicht Andreas Scholten, Marketingleiter im Bereich Bier der Krombacher Brauerei.
So setzt jetzt auch Wernesgrüner auf ein Naturradler, allerdings mit Maracuja-Geschmack, und auch Bitburger lässt sich die Portfolioabrundung mit Biermixes nicht entgehen. Darunter etwa eine glanzfeine Radlerversion mit 2,5 Prozent Alkohol und einem feinherben-zitronigen Geschmack sowie eine naturtrübe Sorte mit schlanken 1,9 Umdrehungen und eine alkoholfreie Variante.
Lokalkolorit mischt mit
Originelle Sorten und individuelle Interpretationen scheinen in der Braubranche enorm wichtig zu sein. So führt die Warsteiner Brauerei neben einem alkoholhaltigen und einem alkoholfreien Radler auch das „Warsteiner Grapefruit“ im Portfolio. Bei dieser Mischung aus Pils und Grapefruitsaft kommt noch natürliches Grapefruitaroma für den Geschmackskick hinzu. Die meisten Biermischgetränke werden ohne Farb- und Konservierungsstoffe angeboten. Diesen natürlichen Weg schlägt auch die Ratsherrn Brauerei aus Hamburg ein. Mit ihrem naturbelassenen 2,9-prozentigen „Alster Hell“, bestehend aus 58 Prozent Vollbier und 42 Prozent Zitronenlimonade, wollen die Hanseaten Lokalkolorit vermitteln. So hieß etwa der Kampagnen-Claim: „Nenn es nicht Radler“. Für den fruchtigen und floralen Geschmack verwendet das Brau-Team zwei Aromahopfensorten sowie Zitronen- und Limettenlimonade, die zusätzliche Spritzigkeit verleiht. „Die herbe Note von Limetten baut eine Brücke zum hopfigen Bier und besitzt dabei kein Gramm Süße zu viel“, sagt Ian Pyle, Leiter der Produktentwicklung bei der Ratsherrn Brauerei.
Auf den Radler-Trend springen nicht nur große und mittelständische Brauereien auf, sondern mittlerweile auch die Crafties. So brachte „Mücke Bier“ aus dem Ruhrpott eine dreiprozentige Sorte aus Export und Bio-Zitronenlimonade mit einer herben Aromatik auf den Markt. „Költ Bier“ aus Monheim am Rhein schwört dagegen auf ein Naturradler mit frischem Zitronensaft, und auch die Mannschaft der Finne Brauerei aus Münster rundet ihr Sortiment mit einer natürlichen Bio-Version ab. Schon am ersten Tag des Biergarten-Openings fragten die Kunden laut Verena Ahmann nach dem beliebten Mix. „Mit dem Radler haben wir unser Portfolio erfolgreich vergrößert und freuen uns über die große Nachfrage“, jubelt die Geschäftsführerin der Gastronomie der Finne Brauerei.