Exportrekord und bundesweiter Trend zum Bayerischen Hellen stimmen bayerische Brauwirtschaft verhalten optimistisch. (Foto: BBB)
Exportrekord und bundesweiter Trend zum Bayerischen Hellen stimmen bayerische Brauwirtschaft verhalten optimistisch. (Foto: BBB)

Bayerisches Bier: Mit blauweißem Auge davon gekommen

Wie der Bayerische Brauerbund (BBB) mitteilt, hat sich der Gesamtbierabsatz der bayerischen Brauwirtschaft gegenüber dem desaströsen ersten Corona-Jahr um 2,1 Prozent verbessert.

Die deutsche Brauwirtschaft insgesamt weist dagegen ein Absatzminus von 2,2Prozent auf. Dennoch haben laut BBB Bayerns Brauer die Talsohle der Corona-Krise noch nicht durchschritten. Vor allem die geschlossene Gastronomie, der fehlende Tourismus und die ausgefallene Volksfestsaison dämpften den Inlandsabsatz, sodass zum Vorkrisen-Absatzniveau noch immer rund 50 Millionen Maß fehlen.

Aber es gebe auch "Lichtblicke" nach Angaben des Verbandes: So hätten die "schmerzlichen Verluste im Inlandsabsatz in Bayern durch den anhaltenden Trend zum Bayerischen Hellen und durch ein Allzeithoch beim Bierexport aufgefangen werden können. Wie Brauerpräsident Georg Schneider mitteilte, gewinnt das Bayerische Helle vor allem außerhalb Bayerns Marktanteile auf Kosten von Pils. Die Exporterfolge insbesondere in Drittländer haben Bayerns Brauer aber vor allem den Weißbieren und anderen Bierspezialitäten mit dem Siegel der Schutzbezeichnung „Bayerisches Bier g.g.A.“ zu verdanken.

Preissteigerungen und neue Verschiebungen in Absatzwegen

Wie es laut BBB heißt, kämpfen Brauereien mit enormen Preissteigerungen und Verschiebungen in den Absatzwegen. Die allgemeine Lage der Branche spiegele jedoch lediglich einen Mittelwert wieder, hinter dem sich viele einzelbetriebliche Schicksale verbergen. So hätten mittlerweile fünf weitere bayerische Traditionsbrauereien aufgeben müssen und den Braubetrieb eingestellt. Die individuelle Betroffenheit von den gravierenden Verschiebungen der Bierabsatzwege sei, so Georg Schneider, zwar nicht unmittelbar eine Frage der Brauereigröße, dennoch träfen sie gerade Betriebe, die ihren Absatzschwerpunkt auf die Gastronomie sowie auf Feste und Veranstaltungen gelegt hätten, und die seien eben vor allem im brauwirtschaftlichen Mittelstand zu finden.

Zum herben Absatzverlust erreiche nach Verbandsangeben die Brauereien eine regelrechte "Kostenexplosion" in vielen Bereichen: Rohstoffe, Verpackungen, Energie, Logistik und sogar Etiketten und Kronenkorken verzeichneten in kürzester Zeit gewaltige Preisanstiege, sodass von manchen Brauereien angekündigte Preiserhöhungen zum Frühjahr bereits heute von den Kosten eingeholt wurden. Erst im Januar hätten die Betriebe zudem eine Lohnerhöhung um 2,3 Prozent zu verkraften. 

Verband fordert von Politik mehr Planungssicherheit

Brauerpräsident Georg Schneider hat für die Branche konkrete Erwartungen und fordert von der Politik Planungssicherheit für Bayerns Brauereien. „Es wird herausfordernd sein, nach der Pandemie gerade im Gastgewerbe wieder Tritt zu fassen. Ob die Menschen auf die Einladung zum Besuch eines Volksfestes oder größerer Veranstaltungen wieder mit Unbefangenheit und Freude reagieren, ist alles andere als sicher. Die notwendige Sicherheit in der Planung und Durchführung der Volksfeste und Veranstaltungen ist jedoch eine Grundvoraussetzung, damit wir wieder zur „alten Normalität“ und zu einem bayerischen Lebensgefühl zurückfinden, wie wir das für ein gedeihliches Umfeld im Biergeschäft brauchen“, so Schneider.

Trotz der extremen Umbrüche und Belastungen, die die Corona-Krise auch für sie mit sich bringt, blicke die bayerische Brauwirtschaft in die Zukunft und bemühe sich insgesamt um "nachhaltiges Wirtschaften". Auch wenn laut BBB bereits viele Brauereien erhebliche Einsparungen bei Energie, Wasser und Verpackungen umgesetzt hätten, sei es das gemeinsame Ziel der Branche, bereits geleistetes systematisch zu erfassen, vergleichbare Standards zu erfüllen und den erreichten Stand weiter zu verbessern. In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) stellt der Bayerische Brauerbund seinen Mitgliedern einen onlinebasierten Nachhaltigkeitsmanager zur Verfügung, der die Unternehmen Schritt für Schritt unterstützt, nachhaltiger zu wirtschaften. //BBB/pip

GZ 12/23

Themen der Ausgabe

Titelthema: Markt-Macher Kulmbacher Brauerei

Der Bessermacher: Markus Stodden führt die Kulmbacher Brauerei seit 22 Jahren erfolgreich durch alle Höhen und Tiefen. Als Winzersohn weiß der 60-Jährige, wie man Bier vielfältig und attraktiv zum Bestseller macht.

Gastkommentar: Holger Eichele

Holger Eichele, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Brauer-Bundes, liest der EU für den Entwurf der Verpackungsverordnung PPWR die Leviten. Das ehrgeizige Vorhaben setze die richtigen Ziele. Aber: Gut gemeint sei nicht immer gut gemacht. Eichele fordert weitere Nachbesserungen.

Marktreport: Saft

Nachdem die deutsche Fruchtsaftindustrie in den Pandemiejahren ein Auf und Ab durchmachen musste, konnte diese im vergangenen Jahr leicht wachsen. Eine angespannte Rohwaren-Situation, schlechte Ernten und steigende Kosten für Packmittel fordern das Segment dennoch. Punkten konnten neben den Klassikern Apfel- und Orangensaft auch Premium- und Health-Konzepte, aber auch Shots, Würzsäfte und Konzentrate.